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Lehrstunde im Käfig des Löwen

Sparringspartner: LKZ-Mitarbeiter Bojan Mrdja (links) gegen den Profiboxer Leonardo Di Stefano Ruiz. Foto: privat
Sparringspartner: LKZ-Mitarbeiter Bojan Mrdja (links) gegen den Profiboxer Leonardo Di Stefano Ruiz. Foto: privat
LKZ-Mitarbeiter Bojan Mrdja wagt einen Selbstversuch und stellt sich dem Profiboxer Leonardo Di Stefano Ruiz zum Kampf

Ludwigsburg. Drei mexikanische Meister hat der Ludwigsburger Profiboxer Leonardo Di Stefano Ruiz dieses Jahr bereits in die Knie gezwungen. Sein jüngster Kampf im mexikanischen Tijuana endete mit einem Faustschlag, der nicht nur seinen Gegner im Superweltergewicht bis 70 kg K.o. gehen ließ, sondern auch beim Publikum in der Drogen-Metropole für reichlich Anerkennung und Applaus sorgte.

Zumindest meine Nase soll bei meinem Probetraining gegen den 25-jährigen Profisportler unversehrt bleiben. Das habe ich mir fest vorgenommen. Und so betrete ich die Muay-Thai Box-Halle des MBC Ludwigsburg in der Kronenstraße voller Ehrfurcht und mit viel Respekt. Leonardo Di Stefano Ruiz und sein Trainer Alexander Geier, der seit neun Jahren Di Stefano Ruiz fit hält, stehen gut gelaunt vor mir. „Wir passen heute das Training an dich an. Wichtig ist für mich, dass du es mit Spaß angehst“, sagt Geier, der bereits seit fünfzehn Jahren als Box-Coach arbeitet.

„Langsam bekomme ich schwere Beine, doch es wird noch härter“

Eine Koordinationsleiter liegt auf dem Boden. Mit den Füßen nach außen und wieder nach innen springend sollen wir vorwärts schnellstmöglich vorankommen. Leonardo Di Stefano Ruiz springt wie aus einem Guss. Bei mir sieht es zunächst holprig aus, wird aber mit der Zeit besser. „Die Koordination der Beine ist für uns Boxer wichtig, weil die ganze Kraft aus den Beinen kommt“, sagt Ruiz.

In der nächsten Übung prellen wir einen Tennisball in Bockstellung. Bei jeder Ansage vom sichtlich ehrgeizigen Coach Geier geht es in die Kniebeuge und wieder zurück. Langsam bekomme ich schwere Beine. Noch härter wird der nächste Durchgang: In die Liegestützposition gehen, den sinkenden Ball abfangen und wieder prellen. Den ganzen Spaß siebenmal. „Das ist Leonardos Aufwärmtraining, dreimal in der Woche“, sagt Alexander Geier. „Alex treibt mich bis ans Limit. Vor allem bei den Schlägen auf den Boxsäcken kennt er keine Gnade“, stöhnt Leo, der mit mir danach in den Boxring steigt.

Nach einem schweißtreibenden Warmlaufprogramm mit viel Beinkoordination im Ring kommt der Moment, auf den ich lange gewartet habe: ein Eins-gegen-Eins-Duell gegen den womöglich zukünftigen Top-Ten-Profiboxer im Superweltergewicht. Denn sollte Ruiz seine eindrucksvolle Serie von acht Siegen nach acht Profikämpfen fortsetzen, wird er zu einer echten Herasuforderung für jeden Gegner.

Mit meiner rechten Schlaghand versuche ich, Leonardo Di Stefano Ruiz aufs Kinn zu zielen. So ist es schließlich im Boxen üblich, doch Ruiz weicht wie ein Tänzer geschmeidig aus. Wie aus dem Nichts bekomme ich im Gegenangriff seine Faust nur Millimeter vor meinem Gesicht zu spüren. „Das wäre ein K. o. gewesen“, sagt Di Stefano Ruiz lachend. Ich komme noch einmal mit einem blauen Auge davon – den K. o. hat sich der Italo-Spanier glücklicherweise für seinen nächsten internationalen Kampf Mitte November in Las Vegas gegen Adrian Granados aufgehoben.