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Lösung im Platzstreit in Sicht

Der umgestaltete Platz an der Glems in Ditzingen: Am Dienstagabend trafen hier Bürger und Mitarbeiter der Verwaltung aufeinander und tauschten Argumente aus – in konstruktiver Atmosphäre. Mit dabei Bürgermeister Ulrich Bahmer (unten im blauen Jackett
Der umgestaltete Platz an der Glems in Ditzingen: Am Dienstagabend trafen hier Bürger und Mitarbeiter der Verwaltung aufeinander und tauschten Argumente aus – in konstruktiver Atmosphäre. Mit dabei Bürgermeister Ulrich Bahmer (unten im blauen Jackett). Foto: Andreas Essig
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Der umgestaltete Platz an der Glems in Ditzingen ist ein gefragter Erholungsort, umstritten ist eine Querstraße über den Platz. Nun sieht es so aus, dass die Straße gesperrt bleibt – für mehr Aufenthaltsqualität. Bei einem Treffen gab es einen konstruktiven Austausch zwischen Anwohnern und Vertretern der Stadtverwaltung.

Ditzingen. Seit der Platz an der Glems zwischen Vorhof-, Bauern- und Glemsstraße im Frühjahr 2021 freigegeben wurde, nutzen viele diese neue Ditzinger Oase. Insbesondere bei Familien kommt das Angebot gut an. Der Gemeinderat hatte ursprünglich mit knapper Mehrheit beschlossen, eine Querverbindung für den Autoverkehr zu bauen. Nachdem die Schließung über die Sommerferien viel Lob gefunden hatte, entschied die Politik, die Straße zunächst weiter geschlossen und die Auswirkungen auf die Umgebung prüfen zu lassen. Anwohnerinnen und Anwohner hatten bei einem Vor-Ort-Termin vor einem halben Jahr die Aussagekraft der Ergebnisse, insbesondere der Verkehrszählungen in der Coronaphase, angezweifelt. Die Stadtverwaltung hat danach Anmerkungen aufgearbeitet und neue Zählungen vorgenommen. Rund 30 Interessierte, darunter einige Gemeinderatsmitglieder, Freie Wähler, Grüne und SPD, kamen zur Infoveranstaltung am Dienstagabend.

Wie Martin Walter, Leiter des Ditzinger Amts für Grünflächen und Verkehr, erläuterte, sind die Zahlen angestiegen, doch bleiben sie im Rahmen einer Wohnstraße. Beispielsweise wurde im Bereich Breslauer Straße im Vergleich zu den vorherigen Zählungen im Schnitt eine Zunahme von 500 Fahrzeugen pro Tag gezählt. „Es fühlt sich aber viel mehr an“, sagte dazu eine Anwohnerin.

Die Verkehrsbelastung auf der Marktstraße stieg durch Verlagerungseffekte um rund 200 Fahrzeuge in 24 Stunden, was nach Ansicht Walters wenig sei bei einer täglichen Verkehrsbelastung von 7000 bis 8000 Fahrzeugen. Zum Thema Stellplätze – es fallen durch die Querspangen-Schließung drei weg – merkte er an, dass auf der Glemsstraße sechs neue geschaffen worden seien.

Für viele ist der Platz ein Gewinn

Ein wichtiger Punkt beim Termin im Herbst war die Situation im parallelen Abschnitt der Breslauer Straße, wo Busverkehr, Gewerbe und Anwohner zurechtkommen müssen. Den Bewohnern der Hausnummer eins fehlt eine Vorfläche, die den Kindern Sicherheit bietet. Hier habe man sich privat als Hausgemeinschaft abgestimmt, den Weg auf dem eigenen Grundstück so zu versetzen, dass er auf den städtischen Gehweg trifft, berichtete ein Vertreter. Auch die Buslinie habe sich eingeschliffen. Zwischen den Zeilen klang heraus, dass der Mehrverkehr störe, aber man nicht auf weiteren Komfort durch mögliche Halteverbote verzichten wolle.

Der Platz an der Glems wird bei aller Diskussion als Gewinn empfunden. Eine junge Mutter bekräftigte auf Nachfrage unserer Zeitung, dass der Platz mit befahrener Straße für sie keinen Wert mehr hätte. Ein Mann schlug vor, die Querstraße nur stundenweise zu öffnen. Jedoch warnte der Ditzinger Bürgermeister Ulrich Bahmer vor Nutzungen, die nicht klar seien: „Aus unserer Sicht bitte keine halbgaren Lösungen.“

Falls der Gemeinderat die Schließung der Straße beschließe, solle sie nicht so umgestaltet werden, dass eine Durchfahrt nie wieder möglich sein werde, so Martin Walter. „Das ist auch der klare Auftrag des Gemeinderats: Bitte keine Millionen verbauen“, unterstrich Bahmer. Die aufwendig verlegten Knochensteine würden keinesfalls wieder herausgerissen. Vorstellbar seien weitere Bänke und Pflanzbeete. „Sonnensegel“, schlug eine Frau vor. Dass der Platz im Moment wenig Schatten bietet, bedauerten einige. Bahmer überlegte, Rundbänke um die alten Bäume zu installieren. Noch einmal aufs Tapet kamen die kantigen Bordsteine, die unabhängig von der Gemeinderatsentscheidung abgerundet werden sollten. Denn für Radfahrende bleibt der Platz an der Glems so oder so zur Durchfahrt geöffnet.

Info: Am 21. Juni berät der Ausschuss für Technik und Umwelt über die Sperrung oder Öffnung der Durchfahrt – am 28. Juni fällt dann der Gemeinderat die Entscheidung.