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Ludwigsburger Innenstadt: Immer mehr Dienstleister übernehmen Handelsflächen

Früher Buchhandlung, jetzt Beratungszentrum für Nachhaltigkeit: Das ehemalige Aigner-Haus am Arsenalplatz. Foto: Holm Wolschendorf
Früher Buchhandlung, jetzt Beratungszentrum für Nachhaltigkeit: Das ehemalige Aigner-Haus am Arsenalplatz. Foto: Holm Wolschendorf
Innenstädte wandeln sich. Das war schon immer so. Vom Handwerkerbezirk zum Versorgungszentrum hin zu einem Lebensraum mit Eventcharakter. Aufenthaltsqualität ist das Stichwort, Besucher sollen in Cafés und Restaurants das Leben genießen und Events für Aufmerksamkeit sorgen. Aktuell zeichnet sich in Ludwigsburg eine neue Entwicklung ab, die zeigt, dass die Innenstadt um eine neue Identität ringt.

Ludwigsburg. Erinnern Sie sich an das Ludwigsburg der 80er Jahre? Kinder schwebten bei Spielwaren Rees im siebten Himmel, Erwachsene fanden ihr Glück bei Oberpaur, Breitling, Schertle, Karstadt oder Dürr am Markt. Es war die Zeit der großen Warenhäuser, der mehretagigen Fachgeschäfte. Es war die Zeit vor dem Internethandel.

Heute existiert von den oben genannten Geschäften nur noch Oberpaur, die Online-Shops sind inzwischen die größte Konkurrenz für die Innenstädte, und dann kam auch noch Corona. Die Folgen haben auch die Ludwigsburger Einzelhändler und Gastronomen zu spüren bekommen, wenngleich die Innenstadt nach wie vor ein Besuchermagnet ist, wie Citymanager Markus Fischer betont: „An warmen Tagen ist die Stadt gut frequentiert. Aber wir sind noch nicht auf dem Niveau wie vor Corona.“

In der ehemaligen Buchhandlung Aigner gibt es jetzt nichts mehr zu kaufen

Und während der Handel weiter um die Rückkehr der Kunden kämpft, macht sich ein anderes Phänomen bemerkbar: Vermehrt werden Ladengeschäfte von Dienstleistern übernommen. Die ehemalige Buchhandlung Aigner zum Beispiel ist aktuell ein „Zukunftsraum“, in dem es nichts zu kaufen gibt. Stattdessen beraten Stadtwerke und Kreissparkasse zum Thema Nachhaltigkeit. Später wird hier die Landeszentrale für politische Bildung einziehen.

Parteien werden in der Innenstadt sichtbar

In der Lindenstraße 16, im ehemaligen Fotoatelier Kleiber, haben die Grünen erst vor kurzem das „Grüne Haus“ der Landtagsabgeordneten Silke Gericke eröffnet. Auch die SPD, mit ihrem Landtagsabgeordneten Macit Karaahmetoglu, hat in der Unteren Marktstraße wieder ein „Haus der SPD“. Ebenfalls ein ehemaliges Ladenlokal.

Schon seit längerem sind die Stadtwerke und die Volkshochschule in der Seestraße vertreten, beide in ehemaligen Handelsflächen. Auch ein Immobilienbüro hat die Fläche eines Einzelhandelsgeschäfts in der Seestraße übernommen.

Handelsverband: Handel wird in Fußgängerzonen anderen Nutzungen weichen

Damit liegt Ludwigsburg im allgemeinen Trend, wenn man den Worten von Michael Reink, Bereichsleiter Standort- und Verkehrspolitik beim Handelsverband Deutschland, Glauben schenken mag: „Der Handel wird in den Fußgängerzonen teilweise anderen Nutzungen weichen und somit voraussichtlich an Dominanz einbüßen.“ Ziel seien „lebenswerte Orte zum Konsumieren und Kommunizieren mit einem Höchstmaß an unterschiedlichen Nutzungen“.

Citymanager Markus Fischer: „Es ist ein Wagnis, einen Laden zu eröffnen.“

Von einer Trendwende der Innenstadt möchte Citymanager Fischer jedoch nicht sprechen. So manche Dienstleistung sei ein sinnvolles Angebot für die Besucher, und dass Politik im Stadtbild sichtbar wird, hält er grundsätzlich für positiv. Was ihm Sorge bereitet, ist nach wie vor die Coronasituation. „Wir wissen noch nicht, wie der nächste Winter wird. Es ist ein Wagnis, einen Laden zu eröffnen. Die Zeiten sind unsicher.“ Wer nun eine Immobilie zu vermieten habe, der gebe sie in der aktuellen Situation vielleicht leichter an jemanden, der dort kein originäres Einzelhandelsgeschäft betreiben möchte.

Auch Ludwigsburgs Wirtschaftsförderer Frank Steinert beobachtet die Veränderungen. „Der Handel in der Innenstadt wird sich vermutlich noch weiter reduzieren, aber das Einkaufen wird immer bleiben und eine wichtige Rolle für die Besucher spielen.“ Vorausgesetzt, die Kunden, die während Corona im Internet eingekauft haben, kommen wieder zurück in den stationären Einzelhandel. „Darauf wird es jetzt ankommen“, so Steinert.

Dankeschön-Aktion startet am 6. Mai

Als kleinen Anreiz startet in Ludwigsburg am Freitag, 6. Mai, die Dankeschön-Aktion. Dahinter steckt eine gemeinsame Kampagne des Ludwigsburger Innenstadtvereins Luis und der Stadtwerke Ludwigsburg-Kornwestheim. Händler haben nun die Möglichkeit, einen Wertgutschein über 50 Cent an ihre Kunden zu verschenken. Der kann für eine Stunde kostenloses Parken genutzt werden, ebenso aber auch beim Busfahrer oder als Wertbon in Ludwigsburger Geschäften eingelöst werden. „Wir sind bundesweit die einzige Stadt, die ihren Kunden ein solches Angebot macht“, so Citymanager Fischer.

Weitere Berichte zu Geschäften aus der Ludwigsburger Innenstadt lesen Sie auf unserer Themenseite „Shoppen und Ausgehen“.