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Mehrheit stimmt für neues Feuerwehrhaus

Die alte Feuerwache ist in die Jahre gekommen. Die neue soll an der Stammheimer Straße gebaut werden.Archivfoto: Andreas Becker
Die alte Feuerwache ist in die Jahre gekommen. Die neue soll an der Stammheimer Straße gebaut werden. Foto: Andreas Becker
Der erste Bürgerentscheid in der Geschichte der Gemeinde Möglingen hat am Sonntagabend ein eindeutiges Ergebnis geliefert: Eine Mehrheit will einen Umzug der Feuerwehr.

Möglingen. Ein Großbrand im Möglinger Zentrum hält die Feuerwehr am Wochenende in Atem. Der Unglücksort liegt nur einen Steinwurf von ihrem aktuellen Depot entfernt. Ein Wohnhaus und eine Scheune gehen in Flamen auf, eine Frau erleidet eine Rauchgasvergiftung, ein Pferd stirbt.

Künftig werden die Einsatzkräfte eine längere Anfahrt haben, denn bei einem Bürgerentscheid haben die Möglinger am dritten Advent den Weg freigemacht für einen Feuerwehrneubau auf einem knapp 80 Ar großen Acker an der Straße nach Stammheim. 56,3 Prozent der Bürger stimmten für den Umzug des alten Feuerwehrdepots aus der Ortsmitte, wie es die Bürgermeisterin Rebecca Schwaderer und der Gemeinderat beschlossen hatten. Die Wahlbeteiligung in Möglingen lag bei 41,4 Prozent. Die für einen Bürgerentscheid notwendige Mindestwahlbeteiligung wurde damit erreicht.

Katerstimmung bei Kritikern

„Jeder im Ort weiß, dass ich mir für die Feuerwehr und die Entwicklung der Ortsmitte genau dieses Ergebnis gewünscht habe“, sagte die Bürgermeisterin unserer Zeitung am Sonntagabend. „Ich freue mich sehr über den Rückhalt, den meine Verwaltung und der Gemeinderat erhalten haben.“

Positiv bewertete Schwaderer auch das Engagement vieler Möglinger Bürger und der Kommunalpolitik. „Die vergangenen Wochen haben eindrucksvoll unter Beweis gestellt, dass Kommunalpolitik die Menschen in Möglingen bewegt“, sagte sie. „Ich wünsche mir, dass diese positive Beteiligung anhält.“

Für die Möglinger Feuerwehr geht am Sonntagabend ein turbulentes Wochenende erfreulich zu Ende. „Wir sind überglücklich, dass unsere Bemühungen Erfolg hatten“, sagte der stellvertretende Kommandant Frank Sigloch. An der Planung ihres neuen Domizils arbeiten die Einsatzkräfte seit Jahren aktiv mit. Ihren aktuellen Standort in der Ortsmitte halten sie für zu klein und nicht mehr für moderne Feuerwehrarbeit geeignet. „Für uns ist es sehr wichtig zu wissen, dass eine Mehrheit der Möglinger hinter uns steht“, so Sigloch weiter.

Katerstimmung herrscht dagegen bei der Bürgerinitiative, die seit dem Frühjahr gegen das neue Feuerwehrhaus gekämpft und mehr als 850 Unterschriften gesammelt hatte. „Heute ist ein schlechter Tag für Möglingen“, sagte ihr Sprecher Gerhard Kienzle. „Die Gemeinde verliert ein Stück ihrer Identität.“ Besonders weh tut der Initiative, dass jetzt wohl wertvolle Böden im Langen Feld an der Straße nach Stammheim versiegelt werden. Immerhin 43,7 Prozent oder fast 1500 Möglinger stimmten mit ihr.

„Auch die Kritiker des Projekts dürfen sich bestärkt fühlen“, sagte Schwaderer. „Wir nehmen die Kritik ernst und werden die Feuerwehrfläche mit großer Umsicht und nachhaltig planen.“ Für sie geht es jetzt darum, in den nächsten Wochen die Detailplanung fortzusetzen, eine Verkehrsanalyse und Bodenuntersuchungen zu beauftragen sowie den Grundstückskauf in trockene Tücher zu bringen. Bis zum Einzug der Rettungskräfte werden freilich noch Jahre vergehen.

Das neue Feuerwehrhaus lässt sich die Kommune mehr als sieben Millionen Euro kosten. Was das Projekt für Möglingen auch so reizvoll macht: Wenn die alte Immobilie im Zentrum aufgegeben wird, können Schwaderer und ihr Gemeinderat die Ortsmitte neu denken.

Den dritten Advent ließ die Rathauschefin gemütlich und coronakonform in den Reihen der Feuerwehr ausklingen. Sie hofft jetzt, dass sich die Wogen des Wahlkampfs über Weihnachten und Silvester in Möglingen wieder glätten werden.