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Mieten oder kaufen? - Wann sich die eigene Immobilie lohnt

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Während Häuslebauer im Alter mietfrei wohnen, können Mieter ihr Geld anderweitig gewinnbringend anlegen. Die Zinsen sind niedrig, die Mieten steigen – lohnt es sich da nicht, eine Wohnung oder ein Haus zu kaufen? Nicht unbedingt. In Großstädten müssen Käufer hohe Preise bezahlen. Mancherorts sind Immobilien aber auch erschwinglich.

Ludwigsburg. Die Zinsen für Immobilienkredite sind seit langem auf einem Rekordtief. Nur 1,79 Prozent müssen Käufer derzeit im Schnitt für ein Darlehen mit einer Laufzeit von zehn Jahren zahlen, hat die FMH-Finanzberatung ermittelt. Bei einer Laufzeit von 15 Jahren werden 2,33 Prozent fällig. Zugleich steigen die Mieten weiter. Laut dem Immobilienverband IVD kostet eine Wohnung mit mittlerem Wohnwert derzeit 5,78 Euro Nettokaltmiete pro Quadratmeter und damit 2,1 Prozent mehr als im Vorjahr. Da stellt sich die Frage: Soll ich nicht lieber eine Immobilie kaufen?

 

„Die Zinsen sind derzeit tatsächlich sensationell günstig“, findet Jörg Sahr. „Allerdings sind in einigen Regionen die Kaufpreise für Immobilien und in einigen Bundesländern auch die Nebenkosten in der letzten Zeit gestiegen“, erklärt der Experte der Stiftung Warentest. „Berlin, Hamburg und München sind hier Preistreiber.“ Im Norden Deutschlands seien Immobilien oft erschwinglicher. Ob sich eine Immobilie lohnt, hängt also unter anderem davon ab, wo man wohnt.

 

Vorsicht vor den Nebenkosten

 

Wer ermitteln will, ob er sich einen Kauf leisten kann, sollte sich einen gründlichen Überblick über seine Finanzen machen. „Sie sollten einen Grundstock an Eigenkapital haben und über ein gesichertes Einkommen verfügen“, rät Sahr. Denn eine 100-Prozent-Finanzierung ist auch in Zeiten niedriger Zinsen riskant. Wichtig zu beachten: Beim Kauf einer Immobilie fallen Nebenkosten an, zum Beispiel für den Notar, einen Makler oder auch Steuern. Diese müssen auf den Kaufpreis aufgeschlagen werden.

 

Auch ein Blick auf das Kaufpreis-Miete-Verhältnis kann helfen. Es besagt, wie vielen Jahresnettokaltmieten der Kaufpreis entspricht. Die Nettokaltmiete ist die Miete ohne weitere Betriebskosten. Beträgt der Kaufpreis der Immobilie weniger als das 20-fache der Jahresmiete, ist ein Kauf zu einer mietähnlichen Belastung möglich, hat die Stiftung Warentest ermittelt. Die Voraussetzung: Der Käufer bringt 20 Prozent Eigenkapital mit. Liegt der Wert beim Kaufpreis-Miete-Verhältnis über 25, müssen Käufer über einen längeren Zeitraum mit einer Mehrbelastung rechnen.

 

Beispielrechnung als Orientierung

 

Ein Beispielrechnung der Stiftung Warentest: Zwei Ehepaare haben rund 60 000 Euro Eigenkapital. Ein Ehepaar zahlt monatlich 750 Euro für die Mietwohnung, also 9000 Euro im Jahr. Es legt das Geld zu einem Zinssatz von zwei Prozent an. Das andere Ehepaar kauft eine Wohnung für 180 000 Euro plus 20 000 Euro Nebenkosten. Das Kaufpreis-Miete-Verhältnis liegt in diesem Beispiel also bei 20.

 

Beim zweiten Paar liegt der Kreditzins bei drei Prozent, die Tilgung bei zwei Prozent. Die Kreditrate beträgt dann jährlich 7000 Euro. Hinzu kommen 1800 Euro jährlich für Instandhaltung und Verwaltung. Die laufenden Kosten sind also insgesamt ähnlich hoch wie bei dem Ehepaar, das zur Miete wohnt. Die Käufer haben aber bei einer angenommenen Wert- und Mietsteigerung von einem Prozent pro Jahr nach sechs Jahren einen finanziellen Vorteil. (dpa)