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Millionenförderung für Klimaprojekt

Gemeinderatsmitglieder und Bundestagskandidaten freuen sich mit Bürgermeister Thomas Winterhalter über den Scheck.Foto: Andreas Becker
Gemeinderatsmitglieder und Bundestagskandidaten freuen sich mit Bürgermeister Thomas Winterhalter über den Scheck. Foto: Andreas Becker
Staatssekretärin übergibt Scheck über eine Fördersumme von 5,3 Millionen Euro – Aufbau eines Wärmenetzes im Bestand

Steinheim. Auch andere Kommunen haben Fernwärmenetze, aber das Konzept für das neue Fernwärmenetz „Solnet“ ist durch die Umsetzung eines Niedrigtemperatur-Netzes im Wohnbestand so innovativ, dass es vom Bundesministerium für Umwelt eine satte Förderung in Höhe von 5,3 Millionen Euro gibt. Gestern war Scheckübergabe durch die Parlamentarische Staatssekretärin Rita Schwarzelühr-Sutter (SPD).

„Wir sind mittendrin und müssen handeln“, betonte die Staatssekretärin und meinte die Klimakrise. Die Bundesregierung habe jetzt die Aufbauhilfen für das Hochwassergebiet beschlossen, nun müsse man die Klimaschutzziele von Paris mit einer Begrenzung der Erderwärmung auf zwei Grad, wenn möglich 1,5 Grad, umsetzen. Der Klimaschutz sei „überlebensnotwendig“, sonst gerieten die Menschen immer mehr in Schwierigkeiten.

Gerade im Gebäudesektor sei die CO2-Einsparung noch zu gering, wenn man bis 2045 klimaneutral sein wolle. Das Steinheimer Projekt habe mit dem Potenzial zur Energieeffizienz und mit der innovativen Technologie überzeugt. „Sie haben sich in einem Wettbewerb durchgesetzt, hier werden Steuergelder gut angelegt“, betonte die Ministerin. Eine Einsparung von 15 Prozent Wärmebedarf sei erreichbar, eine Einsparung von 1800 Tonnen Co2 pro Jahr bereits in der ersten Phase möglich. In Zusammenhang mit der deutschlandweit größten Solarthermieanlage in Ludwigsburg könne Steinheim zum Vorbild für andere Kommunen werden. Denn das Konzept sei übertragbar auf andere Gemeinden und: „Seither war der Wettbewerb eher, welche Kommune familienfreundlich ist, heute geht es eher darum, wer klimafreundlich ist.“

In Steinheim gibt es seit 2015 ein Nahwärmenetz, das das Bildungszentrum, das Kinderhaus, die Mensa und das Jugendhaus versorgt. Dafür wurde eine Holzhackschnitzelanlage mit 200 kW Leistung gebaut. Für Spitzenzeiten stehen noch zwei Gaskessel zur Verfügung. Dieses wird nun so erweitert, dass die 400 Wohngebäude in der Umgebung mit erneuerbarer Energie versorgt werden können. Derzeit haben die Häuser aus den 70er und 80er Jahren meist Öl- oder Gaskessel. Auch das Freibad Wellarium soll mitversorgt werden. „Das ist die Innovation: Es wird im Bestand umgebaut, in dieser Form gibt es das bundesweit noch nicht“, betont Raphael Gruseck von der Ludwigsburger Energieagentur, der das Projekt betreut. Kernstück ist eine 5000 Quadratmeter große Solarthermieanlage, die zur Hälfte über dem Parkplatz des Freibads Wellarium aufgeständert werden wird. Diese erzeugt heißes Wasser für das Wärmenetz. Außerdem werden eine Wärmepumpe, ein zweiter Holzhackschnitzelkessel und ein Blockheizkraftwerk zur Erzeugung von Wärme und Strom eingebaut. Hinzu kommt ein großer Wärmespeicher. Das Wärmenetz wird als Niedrigtemperatur-Netz betrieben. „Das ist das Besondere, da dadurch die Energieerzeugung effizienter wird“, erklärt Gruseck. Es gibt weniger Verluste. Auch die Luftwärmepumpe hat so einen größeren Ertrag, so dass die Wärmeversorgung zu 100 Prozent aus erneuerbaren Energien gedeckt wird. Es gebe zwar bereits Niedrigtemperatur-Netze in Deutschland, aber eben nicht im Bestand, betont Gruseck.

„Wir müssen uns als Kommune eingehend mit dem Klimawandel beschäftigen, um den CO2-Ausstoß möglichst schnell zu reduzieren“, sagt auch Bürgermeister Thomas Winterhalter. Bereits 2019 hat Steinheim – auch mit der Unterstützung durch Fördermittel – die Klimaschutzmanagerin Rebecca Roller eingestellt, um die Themen Klimaschutz, Energieeffizienz und Bildung mit einem roten Faden zu versehen. Der Bau der Holzhackschnitzelanlage vor sechs Jahren war der erste Schritt, mit „Solnet“ wolle die Gemeinde den Wandel vorleben und die Praxistauglichkeit aufzeigen. Bei aller Freude über das Geld, die riesengroß sei, spüre die Stadt aber auch die Verantwortung für eine gelingende Umsetzung auch mit den Bürgern. Das wird im kommenden Jahr passieren.