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Millionenpaket für Barrierefreiheit

Wenigstens das Regendach ist in diesem Fall schon da: Auch die Bushaltestelle am Wilhelmsplatz soll barrierefrei werden. Foto: Holm Wolschendorf
Wenigstens das Regendach ist in diesem Fall schon da: Auch die Bushaltestelle am Wilhelmsplatz soll barrierefrei werden. Foto: Holm Wolschendorf
Asperg hat 31 Bushaltestellen –nur zwei in der Stadtmitte sind schon barrierefrei. Das soll besser werden: 22 weitere Haltstellen sollen bis Ende 2023 nicht nur in sich rollstuhl- und rollatorgerecht, sondern auch ohne Hindernisse erreichbar werden. Die Gesamtkosten liegen bei 2,1 Millionen Euro.

Asperg. Die Vorgabe des Gesetzgebers ist eigentlich schon seit siebeneinhalb Jahren klar: Am 1. Januar 2022 muss der Öffentliche Personennahverkehr komplett barrierefrei sein – Menschen, die auf den Rollstuhl oder Rollator angewiesen sind, und Eltern mit Kinderwagen müssen eigentlich überall ungehindert in Busse, Straßen- und S-Bahnen einsteigen können.

Ebenso klar ist freilich: Asperg wird beide Ziele verfehlen – wie die meisten Kommunen im Kreis. Denn weder ist das Ziel 1. Januar 2022 zu halten, noch ist an einen raschen Ausbau tatsächlich aller Bushaltestellen in der Stadt gedacht: Ausgerechnet die zentrale Drehscheibe des ÖPNV in Asperg, der Omnibusbahnhof als Schnittstelle zwischen Bus und S-Bahn, bleibt vorerst ausgeklammert. Hier soll der barrierefreie Umbau erst im Zuge der mittelfristig geplanten Umgestaltung des gesamten Bahnhofsbereichs nach 2025 erfolgen. Auf später verschoben wird auch der Umbau der – allerdings zum jetzigen Paket gehörenden – Haltestellen in der Markgröninger Straße. Er soll im Zuge der künftigen Straßensanierung kommen .

Trotzdem ist das Paket, das der Gemeinderat jetzt mit breiter Mehrheit gegen die Stimme von FDP-Mann Sascha Reitz beschloss, ehrgeizig: 2,1 Millionen Euro wird aktuell der geplante Umbau der insgesamt 22 Haltestellen nach einer Kostenschätzung der Ludwigsburger Planungsgesellschaft ISTW kosten, die Hälfte soll aus Fördermitteln des Landes bestritten werden.

Viel Geld, mit dem Asperg den ersten Schritt hin zu einem insgesamt barrierefreien Fußwegenetz machen will, wie Bürgermeister Christian Eiberger sagte. Das heißt: Nicht nur die Bushaltestellen selbst sollen barrierefrei werden, sie sollen auch für jedermann problemlos zugänglich sein. Das heißt: Erstens erhalten die 22 jetzt auszubauenden Bushaltestellen 18 Zentimeter hohe Bordsteine und genug Manövrierfläche für Rollstühle und Kinderwagen sowie Leitstreifen für Sehbehinderte. Dazu kommen dort, wo es das noch nicht gibt, ein Wetterschutz sowie die Möglichkeit einer späteren Ausstattung mit elektronischen Fahrgastinformationen. Und zweitens: Wo die Beschaffenheit der Gehwege Menschen mit Behinderung auf dem Weg zum Bus jetzt noch Hindernisse in den Weg stellen, sollen diese beseitigt werden – etwa durch abgesenkte Bordsteine an Kreuzungen.

Steffen Zimmerman (Grüne) und Freie-Wähler-Fraktionschef Günter Pfersich nannten das jetzt beschlossene Paket unisono „einen ganz wichtigen Schritt“ nach vorn. Grünen-Fraktionschef Michael Klumpp bezweifelte, ob man angesichts der Flut kommunaler Förderanträge, die jetzt beim Land eingehen, tatsächlich auf eine rasche Förderzusage rechnen kann: „Wir kommen auf den letzten Drücker“, so Klumpp. Sascha Reitz (FDP) und Dr. Klaus Müller (CDU) rückten hingegen die Kosten in den Fokus – Müller regte an, „einige Haltestellen weniger intensiv auszubauen“. Nicht nur Schultes Eiberger lehnte es aber ab, Haltestellen nach zweierlei Maß zu beurteilen.