30 Minuten nimmt sie sich für jeden Patienten Zeit. „Ich höre den Patienten erst einmal zu, lasse sie ihre Probleme schildern und beschreiben, welche Schmerzen sie wann und wo haben“, erklärt die staatliche examinierte Physiotherapeutin, die nicht nur über mehr als 25 Jahre Berufserfahrung, sondern auch zahlreiche Zusatzqualifikationen verfügt. Und das macht jetzt auch Ulrike Hofer: Einst Kreisspielerin im Handball, zwei Kreuzbandrisse, wenig Sport in den vergangenen Jahren und zunehmend immer wieder einseitige Hüftschmerzen.
„Die Fälle können ganz unterschiedlich sein“, sagt Gaiser. Laut Statistik kommen rund 40 000 Patienten jedes Jahr in die Orthopädische Klinik Markgröningen (OKM) und hoffen auf eine Operation, doch nur etwa ein Viertel von ihnen wird tatsächlich operiert. Allen anderen kann mit konservativen Behandlungsmethoden geholfen werden. Diese können von speziellen Therapieübungen über Orthesen, die das Gelenk stützen und die Haltung korrigieren, bis hin zu Einlagen reichen.
Heike Gaiser berichtet von einer Korbflechterin mit schwerer Arthrose in den Händen. „Wir konnten die Arthrose zwar nicht heilen, aber ihr zum Beispiel Handgriffe zeigen, mit denen sie die Gelenke entlasten kann und weniger Schmerzen hat.“ So eindeutig lässt sich die Ursache der Schmerzen aber durchaus nicht immer ermitteln. „Wenn jemand Rückenschmerzen hat, kann es sein, dass die Ursache eigentlich in der Hüfte liegt. So kann es sich um eine Ausgleichsbewegung handeln, muskuläre Dysbalancen oder eine Spiraldynamik, bei der sich die Beschwerden von unten nach oben fortsetzen“, sagt Gaiser. Ihre Erfahrung und das Wissen um die möglichen Zusammenhänge ermöglichen eine erste Einschätzung.
Mit dieser entscheidet die Fallmanagerin dann über das mögliche weitere Vorgehen. Das kann eine Empfehlung für Physiotherapie, Einlagen oder eine Orthese sein. In solchen Fällen empfiehlt Gaiser einen Besuch beim Hausarzt oder Orthopäden, um den Vorschlag zu überprüfen und gegebenenfalls ein Rezept auszustellen. „Tatsächlich haben wir inzwischen viele Patienten, die von ihren Hausärzten zu uns geschickt werden und denen wir dann mit unserem Wissen helfen können“, freut sich Gaiser.
Ulrike Hofer führt Heike Gaisers Empfehlung als Nächstes zu Niklas Schlimgen, der eine genauere Analyse ihres Ganges vornimmt. Der studierte Sportwissenschaftler ist über seine Abschlussarbeit bei der ORTEMA zur Bewegungsanalyse gekommen, anhand der er den Patienten etwa Dysbalancen aufzeigen kann. Diese können mit individuell gefertigten Einlagen ausgeglichen werden. „Uns stehen diverse Möglichkeiten zur Verfügung“, erklärt Schlimgen. „Eine statische Druckmessung kann Ungleichheiten in der Belastung der Fußsohlen aufzeigen, während bei einer dynamischen Laufanalyse der Gang untersucht wird.“
Den meisten Patienten wird die Problematik erst durch die Analyse bewusst, während sie diese im Alltag noch gar nicht wahrnehmen. Eine einseitig höher gezogene Schulter oder Hüfte beim Gehen, unterschiedliche Knie- und Fußstellungen sowie ungleich lange Beine sind nur einige Beispiele, die zu einer Dysbalance und in der Folge Ausgleichsbewegungen, Verspannungen und schließlich dauerhaften Fehlstellungen führen können.
Heike Gaiser empfiehlt Niklas Schlimgen eine individuell gefertigte Einlage. „Wichtig dabei ist außerdem der richtige Schuh“, betont der stellvertretende Bereichsleiter für Einlagentechnik. Die Auswahl der Einlagen reicht dabei von der Bettungseinlage bis hin zur sensomotorischen Einlage, viele von ihnen von ORTEMA in der endgültigen Version selbst entwickelt. „Mit einer individuell angefertigten Einlage, die regelmäßig getragen wird, läßt sich über den Fuß allein viel korrigieren – ganz ohne Operation und Schmerzmittel“, sagt Schlimgen. Den Versuch ist es auf jeden Fall wert, entscheidet auch Ulrike Hofer, die in ein bis zwei Wochen ihre fertigen Einlagen bei Niklas Schlimgen in Markgröningen abholen kann.
Kontakt
Arthrose-Kompetenzzentrum ORTEMA
Kurt-Lindemann-Weg 10
71706 Markgröningen
Telefon: (0 71 45) 9 15 38 50
Mehr Infos unter:
www.ortema-arthrosekompetenzzentrum.de