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Neue Ideen für das Neckarufer

Aussichtspunkte, Freiflächen, Bootsanlegestelle: Die Studenten haben viele Pläne für das Remsecker Neckarufer. Foto: Andreas Becker
Aussichtspunkte, Freiflächen, Bootsanlegestelle: Die Studenten haben viele Pläne für das Remsecker Neckarufer. Foto: Andreas Becker
Studenten wollen die Neue Mitte und den Bereich an der Aldinger Schleuse aufwerten – Entwürfe werden jetzt überarbeitet

Remseck. Wie sehr eine gelungene Planung die Flusslandschaft aufwerten kann, zeigt sich schon jetzt am Remsecker Neckarstrand: An der Remsmündung ist ein Areal mit hoher Aufenthaltsqualität entstanden, das vor der Pandemie rege genutzt wurde und als Veranstaltungsort diente.

Diese positiven Erfahrungen sollen jetzt mit dem Projekt „Adressen am Fluss“ fortgeführt werden. Der Verband Region Stuttgart (VRS) stellt Fördermittel zur Verfügung, damit am Neckar gelegene Kommunen sich besser mit dem Fluss verknüpfen und neue Naherholungsräume am Wasser schaffen können. Für die konkrete Planung sind die Städte und Gemeinden zuständig, im Landkreis Ludwigsburg beteiligen sich neben Remseck auch Mundelsheim und Besigheim an dem Projekt.

Flusskreuzfahrtschiffe statt Industrietanker

Bereits im vergangenen Jahr hatten VRS und Kommunen vor Ort Bürger befragt, wie sich die Aufenthaltsqualität am Neckar verbessern lässt. Bei einem zweitägigen Workshop haben Studenten der Hochschule für Technik (HFT) in Stuttgart und der Nürtinger Hochschule für Wirtschaft und Umwelt Nürtingen-Geisingen diese Anregungen aufgegriffen und in erste Entwürfe einfließen lassen, die in der Stadthalle öffentlich präsentiert wurden.

In Remseck haben sich die jungen Stadtplaner, Landschafts- und Innenarchitekten auf zwei Bereiche konzentriert: den zweiten Bauabschnitt der neuen Mitte auf dem Gelände des Betonwerks Krieger und die neue Schleuse in Aldingen. Auf den Schautafeln sind für beide Gebiete jeweils vier verschiedene Varianten zu sehen.

Eyüp Kücük, Enes Velagic und Can Mutlu, die drei Landschaftsarchitekten in einem sechsköpfigen Team, stellen einen Entwurf für das Flussufer am Betonwerk vor. Die vorhandene, ursprünglich für Industrieschiffe geplante Bootsanlegestelle wollen sie erhalten. Dort könnten dereinst bis zu 105 Meter lange Flusskreuzfahrtschiffe anlegen, die schon jetzt auf dem Neckar unterwegs sind. „Die könnten zum Beispiel Passagiere zum Cannstatter Wasen bringen“, sagt Velagic.

Biergarten und Sitzgelegenheiten für Ausflügler

„Wir wollen eine Geschichte erzählen, indem wir möglichst viele Elemente der Betonfabrik erhalten und in die neue Parklandschaft einbeziehen“, erläutert Kücük. „Das ist nachhaltiger und kostengünstiger, als alles neu zu bauen.“ Eine ebenfalls vorhandene Betonplatte soll als Aussichtsplattform dienen, eine Treppe vom Hochwasserdamm hinunter zur Bootsanlegestelle führen.

An einem schmalen Streifen am Ufer planen die Studenten eine Begrünung mit ufertypischen Pflanzen, die Sichtachsen auf die Uferpromenade und den Fluss offen lässt. Ein Biergarten, Sitzgelegenheiten, Klettermöglichkeiten, eventuell auch Übernachtungsmöglichkeiten sollen Ausflügler anlocken. Erschlossen wird das Areal über die jetzige Neckarbrücke, die nach dem Bau der neuen Westrandbrücke für den Autoverkehr gesperrt werden soll.

Ebenfalls in den Entwurf integriert ist eine Metallkonstruktion des Betonwerks, die künftig einen weiteren Aussichtspunkt bilden und vom Uferpark in den vorgesehenen Wohnbereich der neuen Mitte führen soll. Vorbild ist die New Yorker High Line, eine ehemalige Hochbahntrasse in Manhattan, die stillgelegt und in einen Park umgewandelt wurde.

Auch eine andere Gruppe, die einen Entwurf für die Aldinger Schleuse vorgelegt hat, will Naherholung in einem industriell geprägten Umfeld verwirklichen. Schleusenanlage, Betriebsgebäude, Wehr und Wasserkraftwerk sollen erhalten bleiben, das Ufer in Richtung Westrandbrücke renaturiert und mit Wegen erschlossen werden. „Indem die Renaturierung auf technische Anlagen trifft, wird ein Spannungsfeld erzeugt“, erklärt Steve Oberst, der einzige Stadtplaner der Gruppe.

Von Holzkonstruktionen die Aussicht auf den Fluss genießen

Durch den Rückbau der Brückenstraße, der jetzigen Zufahrt zum Gewerbepark Aldinger Schleuse, könnte am südlichen Neckarufer ein ununterbrochener, parkähnlicher Bereich bis zur Westrandbrücke entstehen. Der Gewerbepark soll dann über eine neue Verbindung, etwa eine Verlängerung der Oeffinger Straße, an die Fellbacher Straße angeschlossen werden.

Innenarchitekten der HFT haben an verschiedenen potenziellen Standorten sogenannte Mikroarchitektur skizziert, etwa mehrere Meter hohe Holzkonstruktionen, die als Aussichtspunkte konzipiert sind. Die Bootsanlegestelle der Schleuse soll auch für private Nutzer geöffnet werden, im näheren Umfeld des Damms sind weitere Attraktionen vorgesehen.

Was sich verwirklichen lässt und was Vision bleibt, wird sich erst in einem langwierigen Planungsverfahren herausstellen. „Dabei müssen Natur- und Artenschutz, EU-Recht, Wasserrecht und die Schaffung von Ausgleichsflächen berücksichtigt werden“, sagt Carsten Scholz, der beim Ludwigsburger Landratsamt den Fachbereich Umwelt leitet. Auf jeden Fall haben die Studenten schon einmal eine Planungsgrundlage erstellt, die sie nun in Zusammenarbeit mit ihren Professoren weiterentwickeln. Die überarbeiteten Entwürfe werden im Juli öffentlich vorgestellt.