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Neue Landschaft entsteht

Auf diesem Gelände trieben Unbekannte am Wochenende ihr Unwesen.
Auf diesem Gelände trieben Unbekannte am Wochenende ihr Unwesen. Foto: Alfred Drossel
Die Erdauffüllung im Steinbruch Fink ist weit fortgeschritten – Material kommt aus der ganzen Region

Bietigheim-Bissingen. Einen großen Schritt ist die Rekultivierung des Steinbruchs Fink im Enztal bei Bissingen vorangekommen. Ziel ist die Wiederherstellung des Geländes als landwirtschaftliche Fläche mit einer Gliederung durch Obstbäume und Feldgehölze. Teile sollen als Felswände zur Enz hin erhalten bleiben. Dort soll auch ein Hangwald wachsen. Das gesamte Gelände bleibt im Besitz der Firma Fink. Alle Pläne für eine neue Nutzung sind bisher gescheitert.

Makadamwerk nach Afrika verkauft

Im Jahr 2012 hat das Schotterwerk Wilhelm Fink an der Kaystraße in Bissingen sein 100-jähriges Bestehen gefeiert. Fünf Jahre später war Schluss. Seither wird die ganze Steinbruchanlage mit Erde verfüllt und nach genauen Plänen rekultiviert. Auch das Makadamwerk Schwaben ist seit Jahresende verschwunden; die Anlage wurde nach Afrika verkauft.

Seit 1912 hat Fink den Rohstoff aus den Schichten des oberen Muschelkalks am Standort gewonnen und daraus jegliche Art von Schotter und Splitt für den Straßen- und Wegebau sowie für die Betonherstellung produziert. Im Dezember 2012 musste, weil die Genehmigung abgelaufen war, der Abbau eingestellt werden.

In all den Jahrzehnten des Steinbruchbetriebs sind abgebaute Flächen des Geländes immer wieder verfüllt, rekultiviert und der landwirtschaftlichen Nutzung zugeführt worden. Seit 2018 wird das Gelände in Abstimmung mit den zuständigen Behörden komplett rekultiviert.

Nach Ablauf der, wie es baurechtlich heißt, Privilegierung im Außenbereich hatte der Steinbruch seine Betriebserlaubnis verloren. Eine Aufstellung eines Bebauungsplans wurde erforderlich. Darin waren einerseits die vorhandenen Betriebe und Produktionsstätten berücksichtigt und andererseits eine städtische Nutzung für eine Biogutvergärungsanlage und einen Häckselplatz eingeplant. Doch dieser Bebauungsplan wurde in einem Bürgerentscheid schließlich abgelehnt.

Tag für Tag rollen jetzt am Steinbruch die Lastwagen aus der gesamten Region an und bringen unbelastete Erde. Diese wird nach genauen Plänen auf einer Art Terrassensystem abgekippt und mit Planierraupen eingeebnet. Bei der Rekultivierung der Steinbruchgrube wird darauf geachtet, dass dort lebende Tierarten geschützt sowie Biotope vernetzt werden und erhalten bleiben.

Das Gelände ist als Lebensraum durch seine Kargheit und exponierte Lage gekennzeichnet und bietet so seltenen Spezialisten im Tierreich einen Lebensraum. Als ein schönes Beispiel gilt die Anlage der sogenannten Himmelsteiche. Sie werden ausschließlich aus Regenwasser gespeist. Um eine entsprechend große Menge an Regenwasser zu erhalten, wurde die Teichfolie so dimensioniert und im Untergrund verlegt, dass ein Trichter entsteht und auch der Niederschlag vom Umland in die Teiche gelangt.

Blühende Bienenweide

Flächen aus grobem Geröll sollen Eidechsen und anderen Kleintieren Schutz und ein Zuhause bieten. Die Unterkante der Geröllhäufen sind frostfrei und ermöglichen so die Überwinterung der Reptilien.

Die Böschung wurde teils als Schotterfläche ausgeführt, teils wurden heimische Gehölze angepflanzt. Ergänzt wird die neue Anlage durch eine große Bienenweide oberhalb und eine freigelegte Lösswand, in der Insekten nisten können. Diese Bienenweide blüht schon seit zwei Jahren.

Wie lange es dauern wird, bis der Steinbruch verfüllt ist, mag auch der Steinbruchbesitzer nicht vorhersagen. Rechnet er die angelieferten Mengen hoch, könnte es allerdings noch acht Jahre dauern.