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Landesstraße 1100
Neues Gutachten, wenig neue Erkenntnisse

Die Kreuzung Benningen wird umgebaut. Archivfoto: Oliver Bürkle
Die Kreuzung Benningen wird umgebaut. Foto: Oliver Bürkle
Nach einer Untersuchung ist eine weitere Untersuchung notwendig: Das ist das relativ dürre Ergebnis eines vom Verkehrsministerium beauftragten Gutachtens zur Verkehrsbelastung auf den Landesstraßen.1100 und 1125.

Marbach/Murr. Jeder Pendler, der sich auf den beiden Landesstraßen zwischen Murr und Marbach bewegt, weiß ein Klagelied davon zu singen, dass diese beiden Hauptschlagadern regelmäßig verstopft sind. Vor allem in den Hauptverkehrszeiten morgens und abends geht zwischen Marbach und dem Bergkeltertunnel oft nichts mehr; noch schlimmer wird die Situation, wenn die Navis nach einem Unfall auf der A 81 weitere Heerscharen von Autofahrern über diese Ausweichroute lotsen.

Vor diesem Hintergrund hat das Verkehrsministerium des Landes eine Untersuchung „über eine mögliche Verflüssigung des Verkehrs im Bereich Marbach/Murr“ in Auftrag gegeben. Das Ergebnis entbehrt jeglicher Überraschung: „Weiträumige Maßnahmen“ seien nötig, um für einen besseren Verkehrsfluss zu sorgen, verkündet eine gestern vom Verkehrsministerium verschickte Pressemitteilung. Und: „Eine entsprechende weitere Untersuchung wird nun beauftragt. Die Ergebnisse werden in einem halben Jahr erwartet.“

Mit der Nennung von Details des jetzt vorliegenden Gutachtens hält sich das Ministerium zurück. Ministerialdirektor Uwe Lahl bezeichnet die Einmündung der L 1138 von Benningen in die L 1100 als „besonders kritisch hinsichtlich ihrer Leistungsfähigkeit.“ Diese Kreuzung und die Oehlerkreuzung in Marbach sollen als die beiden konkreten Maßnahmen, die das Ministerium aus der Untersuchung ableitet, „baulich verbessert“ werden. Denkbar sei beispielsweise, an der Einmündung der L.1100 in die L.1138 die bestehende Rechtsabbiegespur in Richtung Benningen zu verlängern, so das Verkehrsministerium auf Nachfrage.

Aperçu am Rande: Die Kreuzung war vor etwas mehr als zehn Jahren auf Betreiben des Landes ausgebaut worden, hatte eine Ampelanlage sowie eine zusätzliche Rechtsabbiegespur für den Verkehr aus Murr Richtung Benningen und eine weitere Linksabbiegespur für den Verkehr von Benningen Richtung Murr erhalten. Die Gemeinderäte von Murr und Marbach waren seinerzeit nicht von dieser Planung überzeugt, forderten schon damals eine Gesamtkonzeption für den gesamten Bereich zwischen Oehlerkreuzung und Bergkeltertunnel. Das für die Ausführung zuständige Regierungspräsidium (RP) hatte argumentiert, dass die Ampel mehr Sicherheit bringe, die zusätzlichen Fahrspuren einem besseren Verkehrsfluss dienten.

Als weiteren Hemmschuh macht das Gutachten die geringen Abstände zwischen den Kreuzungen auf der untersuchten Strecke zwischen der Autobahnanschlussstelle Pleidelsheim und Marbach aus. An fast jedem der sieben Knotenpunkte komme es in den Spitzenstunden zu Rückstaus, die sich dann aufgrund der geringen Abstände fortsetzten. „Genau diese gegenseitige Beeinflussung verursacht dann ein Erliegen des Verkehrs – und damit lange Wartezeiten“, zitiert die Pressemitteilung die Untersuchung.

Das ergänzende Gutachten, das nun vom Regierungspräsidium in Auftrag gegeben werden muss, solle deshalb auch der Frage nachgehen, ob und inwieweit sich „Maßnahmen aus dem Umfeld“ auf die Kreuzungen auswirken. Konkret gemeint ist damit: Welche Folgen haben der Bau der B.14 Winnenden-Backnang, die zeitweise Freigabe der Seitenstreifen auf der A.81 und der dreistreifige Ausbau der L 1115 zwischen Backnang und Mundelsheim für den Verkehr auf der L 1100/L 1125?

Immerhin räumt das Verkehrsministerium ein, dass diese drei Projekte zum Teil erst in der Planung sind: „Die verkehrsentlastende Wirkung kann erst in ein paar Jahren eintreten“, so die Schlussfolgerung.

Beispiel L 1115: Der sogenannte Autobahnzubringer von Backnang bis zur Anschlussstelle Mundelsheim soll schon seit Jahren von zwei auf drei Spuren ausgebaut werden. Aktuell ist vorgesehen, dessen Status noch 2019 von einer Landes- zur Bundesstraße hochzustufen – damit könnte der Ausbau aus Bundesmitteln finanziert werden. Dennoch werden sich auch nach diesem Schritt Planungen und Genehmigungsverfahren vermutlich noch über Jahre hinziehen.

Der Murrer Bürgermeister Torsten Bartzsch warnt denn auch davor, „den Fehler zu begehen, einen zu großen Radius zu ziehen“. Er kennt bislang auch nicht mehr als die Pressemitteilung, leitet daraus aber einmal mehr klaren Handlungsbedarf ab: „Ich denke, diese Knotenpunktanalyse macht klar, dass die Situation so nicht bleiben kann, sondern Eingriffe in großem Stil notwendig sind, um für die Autofahrer spürbare Verbesserungen zu erreichen.“ Er sieht das Land in der Pflicht zu untersuchen, was konkret machbar ist, welcher Flächenbedarf sich daraus ergibt, welche Kosten und welcher Zeithorizont.

Er und sein Marbacher Kollege Jan Trost hatten Ende November 2017 die Knotenpunktanalyse angeregt „und jetzt relativ lange auf das Ergebnis gewartet“. Bei einem Gespräch im RP werde den Bürgermeistern sowie den beiden örtlichen Landtagsabgeordneten Daniel Renkonen und Fabian Gramling in Kürze die Untersuchung vorgestellt, so Bartzsch.