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Neues Radparkhaus light für 700 Räder

Blick auf das Parkdeck im Schillerviertel: Noch muss mit der Telekom (rotes Gebäude) über den Ausgang in Richtung Bahnhof verhandelt werden. Foto: Werner Kuhnle/Bearbeitung LKZ
Blick auf das Parkdeck im Schillerviertel: Noch muss mit der Telekom (rotes Gebäude) über den Ausgang in Richtung Bahnhof verhandelt werden. Foto: Werner Kuhnle/Bearbeitung LKZ
Über die bisherige Rampe fahren künftig die Radfahrer hoch. Archivfoto: Holm Wolschendorf
Über die bisherige Rampe fahren künftig die Radfahrer hoch. Foto: Holm Wolschendorf
Auf dem Parkdeck Schillerviertel beim Bahnhof soll jetzt verspätet gebaut werden – Realisierung bis ins Jahr 2023 möglich

Ludwigsburg. Wie bei vielem – es dauert. Schon 2014 war erstmals davon die Rede, dass nicht nur im Westen des Bahnhofs, sondern auch im Osten ein Radparkhaus entstehen könnte. 2017 dann das erste politische Startsignal, es sollten 700 Radabstellplätze entstehen. 2018 folgte eine Machbarkeitsstudie. Die letzte Verkündung: Fertigstellung bis Ende 2021. Seither ist es still geworden um das Projekt.

Doch die Stadtwerke Ludwigsburg-Kornwestheim, die es betreiben werden, haben das Rad weitergedreht, jetzt wird –nach vielen Hürden, die es zu nehmen galt und gilt – das Jahr 2023 angepeilt. Bis dahin soll das neue Radparkhaus in Betrieb gehen, wie Karin Wächter im Ausschuss für Mobilität, Technik und Umwelt über den aktuellen Stand des Vorhabens informierte.

Was war geschehen? Aufgrund des Zeitdrucks hatten die Stadtwerke rasch ein Baugesuch eingereicht. Derart in Fahrt wurden die Macher heftig ausgebremst: Die Kosten sorgten dafür, dass aus dem Projekt die Luft auf einen Schlag raus war. Statt der ursprünglich gedachten 2,2Millionen Euro wäre der Bau auf dem Parkdeck des Schillerviertels auf vier Millionen Euro gekommen. Eine Kostenüberschreitung um 80 Prozent. Deshalb wurde eine Verschnaufpause eingelegt, das ganze Vorhaben nochmals in seine Einzelteile zerlegt.

Wie Karin Wächter von den Stadtwerken im Mobilitätsausschuss berichtete, gab es noch weitere Hindernisse zu bewältigen. Zum Baugesuch gingen viele Einsprüche aus dem Umfeld ein, die Anwohner waren gar nicht begeistert davon, dass das bestehende (Auto-) Parkhaus für Fahrräder aufgestockt werden soll. Von „sehr schwierigen Verhandlungen“ ist die Rede. Auch mit Telekom zogen und ziehen sich die Gespräche in die Länge, dem Unternehmen gehört das Gebäude, das direkt vor dem Parkdeck liegt und an dem vorbei ein Weg angelegt werden soll, auf dem die Radfahrer dann zu Fuß zur Bahn kommen. „Da sind wir jetzt zuversichtlich, dass wir eine Einigung hinbekommen“, so Wächter.

Kosten und Einsprüche sind jedoch nicht alles. Laut Wächter hat man festgestellt, dass die Statik des Parkdecks nicht stabil genug ist, um Stockwerke draufzusetzen. Deshalb wird darauf verzichtet, die Fahrräder sollen nun auf die Ebene kommen, auf der bislang noch Autos parken. 59 Stellplätze werden entfallen, was aber nach Ansicht der Stadtwerke kein Problem sei. Die Auslastung des Parkdecks war eher gering, lag bei 45 Prozent.

So sollen nun, wie bisher geplant, 700Stellplätze für Fahrräder dort angeboten werden, und zwar überdacht und in geschlossenem Raum. Mit einem 24-Stunden-Zugang an sieben Tagen über ein elektronisches Schließsystem. Eingerichtet wird eine Werkstatt, dazu kommen 16 Fahrradboxen und Schließfächer mit Ladefunktion, die so benutzt werden können oder in denen Akkus von E-Bikes geladen werden können. Die Zufahrt erfolgt über die bisherige Pkw-Rampe.

Laut Plan soll die Parkebene komplett eingehaust werden, das Dach soll mit Photovoltaik bestückt werden. Dieses Radparkhaus light kommt nun in etwa wieder auf die ursprünglich veranschlagten Kosten von 2,4 Millionen Euro. Das neue Baugesuch soll Anfang nächstes Jahr eingereicht werden.

Auch wenn über den Standort schon oft diskutiert worden ist, den im Mobilitätsausschuss viele nicht für ideal halten, so gibt es dazu einen Beschluss. „Wir haben lange andere Möglichkeiten gesucht, es bleibt aber nur diese Lösung“, konstatierte SPD-Fraktionschefin Margit Liepins dazu. Immerhin komme man von der Alleenstraße ohne Ampel bis zum Fahrradparkhaus, so Mathias Knobloch vom Fachbereich Mobilität. Trotzdem machten CDU, Freie Wähler und FDP das Fass wieder auf. Jochen Zeltwanger (Freie Wähler) zweifelte den Standort an, verlangte eine Großlösung mit Bebauungsplan, was Bürgermeister Sebastian Mannl nicht für sinnvoll erachtet. Armin Klotz (CDU) bemängelte den Wegfall der 59 Autostellplätze und den Verlust an Parkgebühren. Die Stadtwerke verweisen auf die geringe Auslastung, auch gebe es genügend Platz im Parkhaus Bahnhof und der Tiefgarage der MHP-Arena. Außerdem muss auch im Radparkhaus eine Gebühr bezahlt werden.

Wer einen Tag sein Rad einstellen will, muss einen Euro bezahlen. Ein Preis, den man bei den Stadtwerken für vergleichbar mit anderen Radparkhäusern und für vertretbar hält. „Ein üblicher Tarif“, so Abteilungsleiter Jens Ronneberger. Die Grünen-Stadträtin Christine Knoß hält dies dennoch für zu teuer, in der Radstation gegenüber am Westportal koste es mit 50 Cent nur die Hälfte. Diese wird von der Neuen Arbeit GmbH betrieben. Von dem Preis will man jedoch nicht abrücken. Knoß regte deshalb ein preislich attraktives Monatsticket an.