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Nicht alle Apotheker wollen impfen

Im Kampf gegen Corona soll auch in Apotheken geimpft werden. Pharmazeuten im Kreis zeigen sich zurückhaltend.Foto: dusanpetkovic1 /stock.adobe.com
Im Kampf gegen Corona soll auch in Apotheken geimpft werden. Pharmazeuten im Kreis zeigen sich zurückhaltend. Foto: dusanpetkovic1 /stock.adobe.com
Eine Änderung des Infektionsschutzgesetzes und der Coronavirus-Impfverordnung hat es möglich gemacht: Geschulte Apotheker sind jetzt dazu berechtigt, gegen Covid-19 zu impfen. Im Kreis Ludwigsburg zeigen sich Apotheker zurückhaltend. Erste Vorbereitungen laufen nur langsam an.

Kreis Ludwigsburg. Mal in der Apotheke schnell ein paar Kopfschmerztabletten oder Nasentropfen besorgen und sich gleichzeitig eine Coronaschutzimpfung abholen – das hat die neue Bundesregierung möglich gemacht, um die Impfquote zu erhöhen. Doch dafür ist vor allem die Bereitschaft der Pharmazeuten gefragt, denn bevor sie das Vakzin verabreichen können, haben sie einige Hürden zu nehmen. So müssen alle Apotheker, die eine Impfung anbieten möchten, eine zwölfstündige Schulung durchlaufen, teilt Frank Eickmann, Pressesprecher des Landesapothekerverbands Baden-Württemberg, auf Anfrage mit. Diese besteht aus einem theoretischen und einem praktischen Teil, in welchem das Setzen der Spritzen und der Umgang mit dem Impfling geübt werden. Die Schulungen werden von der Landesapothekerkammer durchgeführt und starten an diesem Wochenende, wie deren Sprecherin Katina Lindmayer informiert.

Auch die räumlichen Voraussetzungen müssen passen. So wird ein Zimmer benötigt, das abgetrennt, sichtgeschützt und für die Menschen leicht erreichbar ist, ohne durch die gesamte Apotheke spazieren zu müssen. Neben einer Sitzgelegenheit und einem Tisch muss auch eine Liege darin sein, damit sich geimpfte Personen gegebenenfalls kurz hinlegen können. Die Apotheke muss eine bestellberechtigte Impfstelle sein, um auch selbst Impfstoffe beziehen zu dürfen. Eine weitere zwingende Voraussetzung: „Die Apotheke muss an das Impfmonitoring-System des Robert Koch-Instituts angeschlossen sein, damit jede Impfung registriert wird“, sagt Frank Eickmann. Das soll ab Anfang Februar möglich sein. Dann sei damit zu rechnen, dass die ersten Apotheken im Land an den Impfstart gehen. Vorher müssen die Apotheker allerdings abklären, ob die Coronaschutzimpfung auch von der Betriebshaftplichtversicherung abgedeckt ist. Wie die Ärzte erhalten auch die Pharmazeuten pro Impfung ein Honorar von 28 Euro, am Wochenende und an Feiertagen gibt es 36 Euro. Der Sprecher des Landesapothekerverbands weist darauf hin, dass nicht jede Apotheke diese Dienstleistung anbieten kann. „Das liegt dann an der entsprechenden Räumlichkeit oder am fehlenden Personal“, so Eickmann.

Dr. Eberhard Klünder, Inhaber der Marktapotheke in Ludwigsburg, kann das bestätigen. Ihm stehe weder ein geeigneter Raum noch ausreichend Personal zur Verfügung, um Impfungen anbieten zu können. Zudem sehe er keine Notwendigkeit, da es in der Stadt genügend Impfmöglichkeiten durch Ärzte und weitere Anbieter gebe. „Sollte es einen Omikron-Impfstoff und entsprechenden Bedarf geben, würde ich mir Gedanken machen“, kündigt Klünder an. In seiner Apotheke sehe er den Schwerpunkt in der pharmazeutischen Betreuung. Den digitalen Impfpass erhält man weiterhin in der Marktapotheke.

„Wir werden erst mal nicht daran teilnehmen, weil wir nicht die Kapazitäten dafür haben“, sagt auch Holger Krauß von der Landern Apotheke in Markgröningen. Der Apotheker bezweifelt, dass sich viele Kollegen dafür entscheiden, Impfungen anzubieten. „Sobald in Baden-Württemberg jemand damit anfängt, werde ich es mir überlegen und auch über eine Schulung nachdenken“, sagt er. Sollte er irgendwann Coronaschutzimpfungen anbieten, so werde das nicht gleich in den nächsten Monaten geschehen.

Sammy Dadour, Inhaber der Apotheke am Bahnhof in Marbach und der Strohgäu-Apotheke in Korntal-Münchingen, kann es sich gut vorstellen, das Impfen zu unterstützen. „Ich sehe es als meine berufliche Pflicht an, meinen Beitrag zur Bekämpfung der Pandemie zu leisten“, sagt er. Deswegen wolle er ausloten, ob es in den jeweiligen Gebäuden möglich sei, entsprechende Räume einzurichten. Gleichzeitig möchte er bezüglich einer Schulung alle bei ihm angestellten Apotheker „mit ins Boot nehmen“. Wenn die räumlichen und personellen Grundlagen geschaffen sind und auch genügend Impfstoff des Herstellers Biontech zur Verfügung steht, ist Dadour dabei. Aber nicht während der normalen Öffnungszeiten. „Ich brauche das Personal für den Alltagsbetrieb“, sagt der Pharmazeut. Wenn man sich irgendwann bei ihm impfen lassen kann, sei das voraussichtlich eher samstagnachmittags möglich.

Alexander Meyer, Inhaber der Mylius Apotheken in Ludwigsburg, hat sich erst mal beim Landratsamt Ludwigsburg erkundigt, ob überhaupt akuter Bedarf an einer Impfunterstützung durch Apotheker besteht. Das habe man dort verneint. Auf Anfrage unserer Zeitung teilt die Behörde mit, dass sie „ein breit aufgestelltes, möglichst niederschwelliges Impfangebot“ befürworte. Dabei könne es sinnvoll sein, dass auch Apotheken eingebunden werden. Aktuell könne allerdings jede Impfanfrage bedient werden – sogar ohne Termin. Insofern ist es für Apotheker Meyer denkbar, bei einer potenziellen vierten Impfung einzusteigen. Deswegen werde er bald Mitarbeiter zur Schulung schicken. In seinen vier Apotheken werde definitiv keine Impfung stattfinden, weil es die Raumsituation dort nicht zulasse. „Wir werden dafür eine externe Räumlichkeit benötigen“, sagt Meyer.

Einen anderen Weg in Sachen Coronaschutzimpfung beschreiten die beiden Apotheker Andreas Bühler (Bühler-Apotheken in Bietigheim-Bissingen und Neckarwestheim) sowie Jan Siegel (Palm’sche Apotheke in Freiberg). Sie betreiben seit 3. Januar in Zusammenarbeit mit dem Deutschen Roten Kreuz den Impfstützpunkt Bietigheim in der Sporthalle am Viadukt, wo auch Antigen-Schnelltests und PCR-Tests möglich sind. Dort sind an sieben Tagen in der Woche ein Arzt, zwei medizinische Fachangestellte oder Krankenschwestern sowie zwei Personen in der Registratur am Start. Die beiden Pharmazeuten selbst haben noch keine Schulung bei der Landesapothekerkammer absolviert. Nicht in den Apothekenräumen, sondern in einem externen Gebäude Impfangebote zu unterbreiten, ist für Jan Siegel realistischer. „Das Hauptproblem in Apotheken ist die Wahl der Räumlichkeit“, sagt er im Gespräch mit unserer Zeitung. In der Sporthalle sei ein reibungsloser Ablauf möglich, wenn die Impflinge genau zum gebuchten Termin kommen. „Wartezeiten gibt es dort nur, wenn die Leute zu früh kommen, weil sie Angst haben, ihren Termin zu verpassen“, sagt Jan Siegel.

Rund 700 Impfdosen von Biontech und Moderna werden in dem Impfstützpunkt pro Woche verabreicht. Die Kapazität dort könnte jederzeit deutlich erhöht werden. Auch er selbst könne bald mit dem Impfen einsteigen, da er kommende Woche zur Schulung gehe. „Wie oft ich tatsächlich impfen werde, sei aus zeitlichen Gründen mal dahingestellt“, macht Siegel deutlich. Dass sich seine Zunft auch mit der Bereitschaft zum Impfen an der Bekämpfung der Pandemie beteiligt, ist für ihn eine Selbstverständlichkeit. „Ich finde es wichtig, dass Apotheker den Wert als Heilberufler bei jeder sich bietenden Gelegenheit unter Beweis stellen“, meint der Pharmazeut. (elf)

Info: Termine im Impfstützpunkt Bietigheim können im Internet unter www.coronatest-lokal.de gebucht werden.