Ludwigsburg. „Unsere Technischen Dienste werden ab kommender Woche rumfahren und die Bäume einsammeln.“ Bürgermeister Michael Ilk war nach eigener Aussage „verblüfft“, wie viele Ludwigsburger ihre ausgedienten Weihnachtsbäume am vergangenen Samstag im öffentlichen Raum entsorgt haben. Das aber nicht nur an den üblichen Sammelstellen im Stadtgebiet: Auch auf Grünstreifen, an Bäumen oder Laternenpfählen haben Bürger ihre alten Tannenbäume abgelegt. „Ich finde schon, wenn die Leute sich einen Baum kaufen, können sie ihn nicht nachher einfach irgendwo hinwerfen.“
Die sonst übliche Sammelaktion des CVJM war wie berichtet wegen der Corona-Pandemie abgesagt worden, allerdings erst kurz vor Weihnachten. Während Bietigheim-Bissingen und Marbach sowieso jedes Jahr städtische Sammelstellen anbieten, richtete beispielsweise Kornwestheim nach der abgesagten CVJM-Aktion sechs eigene Sammelplätze ein. In der 35000-Einwohner-Stadt wurden rund 5000 Bäume gesammelt, 1000 davon in Pattonville. „Wir sehen das als Bürger-Service“, so die Pressesprecherin.
Versäumnisse Ludwigsburgs sieht Bürgermeister Ilk nicht, die endgültige Absage sei kurz vor Weihnachten 2020 so spät gekommen, dass man so etwas nicht vorbereiten hätte können. Die Stadt hatte die Ludwigsburger aufgefordert, ihre Bäume stattdessen auf den Häckselplatz zu bringen oder in die Biotonne zu verhackstücken. Seinen Ärger darüber hatte sich so mancher LKZ-Leser in Zuschriften Luft gemacht. Er wohne in einem 22-Parteien-Haus, schreibt etwa Klaus F. Holler, da sei die Entsorgung in der Biotonne – abgesehen davon, ob jeder eine Säge habe – nicht möglich, schon gar nicht in „nur einer einzigen Biotonne. Soll da erst eine Mieter- beziehungsweise Eigentümerversammlung einberufen werden, um die Entsorgungsreihenfolge zu klären?“ Und „wohin in der Zeit mit den Küchenabfällen?“, fragt er. Leserin Inge Wagner kritisiert die Stadt, dass sie keine eigenen Sammelplätze eingerichtet hat. Auch sie wohnt in einem Mehrfamilienhaus, und: „Viele, auch ältere Mitbürger, haben kein Auto, um zum Häckselplatz zu kommen.“
Die Technischen Dienste werden kommende Woche anfangen, die Bäume abzufahren, so Ilk. Allerdings seien die Mitarbeiter im Winterdienst derzeit so eingespannt, dass es nicht in einem Rutsch gehe. „Die ersten sind schon am frühen Morgen um 3 Uhr unterwegs, um Rad- und Gehwege sowie Straßen zu streuen. Da bitte ich um Verständnis.“ Die Tannenbäume werden nach und nach mit Lastwagen abgefahren, gehäckselt und dann im Holzheizkraftwerk verbrannt.
INFO: Herumliegende Weihnachtsbäume können gemeldet werden unter www.ludwigsburg.de/maengelmelder oder per Ludwigsburger Mängelmelder-App (Download Android und Apple).