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Omikron ist in Kreiskliniken angekommen

Die Omikron-Variante setzt sich allmählich auch im Kreis Ludwigsburg durch. Foto: Michael Buholzer/dpa
Die Omikron-Variante setzt sich allmählich auch im Kreis Ludwigsburg durch. Foto: Michael Buholzer/dpa
Die besonders infektiöse Omikron-Variante ist erstmals bei zwei Mitarbeitern der Kreiskliniken nachgewiesen worden – eine fünfte Coronawelle im Januar halten die Entscheidungsträger mittlerweile für unausweichlich. Aber es gibt auch Anzeichen, die Mut machen.

Kreis Ludwigsburg. Seit Mittwoch hat der Kreiskliniken-Chef Jörg Martin Gewissheit. Am 22. Dezember erreicht ihn aus dem Labor die Nachricht, dass sich erstmals zwei seiner Mitarbeiter in Ludwigsburg und Bietigheim mit der Omikron-Variante infiziert haben – der besonders ansteckenden Mutation des Coronavirus. Die zwei geimpften und geboosterten Kollegen zeigen offenbar nur sehr milde Symptome. „Sie sind bislang nicht erkrankt, sondern nur positiv“, sagt der habilitierte Anästhesist Martin. Er wertet die Entdeckung auch als Erfolg seiner Teststrategie. Rund 9000 bis 13000 PCR-Tests im Monat absolviert seine Regionale Kliniken-Holding RKH, zu der die Krankenhäuser in Ludwigsburg und Bietigheim sowie Spitäler in den Kreisen Karlsruhe und Enz gehören. Bei Patienten ist die Omikron-Variante laut Martin noch nicht nachgewiesen worden.

Die neue Variante nimmt gerade Anlauf

Doch das ist offenbar nur noch eine Frage der Zeit. „Die Nachrichten aus England und den Niederlanden lassen nichts Gutes erahnen“, sagte der Kliniken-Chef einen Tag vor Heiligabend auf einer Online-Pressekonferenz. Der Leiter des Corona-Krisenstabs, Stefan Weiß, rechnet nach Neujahr wieder mit einem schnellen und steilen Anstieg der Fallzahlen sowie einer hohen Wellenspitze. Die Konsequenz könnte sein, dass Krankenhäuser und ihr Personal erneut an die Belastungsgrenze gelangen.

Experten der Uni Freiburg prophezeien, dass schon Mitte Januar rund 1000 Covid-Patienten auf baden-württembergischen Intensivstationen liegen könnten – und die Delta-Variante dann verdrängt wäre. „Omikron ist bereits da“, sagte Weiß am Donnerstag, allerdings noch im flach ansteigenden Teil. „Die Variante hat zudem eine deutlich höhere Infektiosität.“ Immerhin würden sich auch die Anzeichen verdichten, dass die Krankheitsverläufe milder ausfallen.

Was Martin und Weiß nun als Ziel für die kommenden Wochen vorgeben: vor der fünften Welle zu bleiben. Die Menschen rufen sie auf, sich weiter impfen und boostern zu lassen, Kontakte herunterzufahren und Abstandsregeln einzuhalten. „Die Impfungen wirken“, sagte Weiß. Das machte am Donnerstag auch der RKH-Intensivchef Götz Geldner deutlich. Auf den Intensivstationen zwischen Ludwigsburg, Mühlacker und Bretten liegen derzeit nur Ungeimpfte. Auf den Normalstationen beträgt das Verhältnis: 90:10. Den Erfolg der Impfkampagne und das richtige Verhalten der Menschen bezeichneten die Mediziner als „gesamtgesellschaftliche Aufgabe“.

Die Kliniken-Holding hat bereits wieder verfügt, dass in ihren Häusern FFP2-Masken getragen werden müssen. Dazu kommen tägliche Antigen-Schnelltests für alle Mitarbeiter – unabhängig vom Immunstatus. Die Materiallager werden darüber hinaus aufgestockt, um eine weitgehend autarke Versorgung bis Ostern zu erreichen. „Wir überprüfen auch alle bestehenden Ausfallkonzepte der versorgungskritischen Abteilungen erneut“, so der RKH-Krisenstabschef Weiß.

Die Deltawelle scheint gebrochen zu sein

Unterdessen scheint die vierte Welle auch im Landkreis Ludwigsburg abgeflacht zu sein. „Wir haben es geschafft, der Delta-Variante die Stirn zu bieten“, sagte Weiß am Donnerstag. Außerdem sei der Kollaps der Gesundheitsversorgung verhindert worden. Für den Kliniken-Chef Martin liegt das in erster Linie an den vielen Menschen, die sich während der Pandemie vernünftig verhalten würden – und weniger an den Entscheidungen der Politik, die in seinen Augen zu spät gekommen seien und erst jetzt anfangen würden, sich zu entfalten. Dem allergrößten Teil der Gesellschaft dankte Martin für seine hohe Solidarität.

Momentan ist wohl auch die Zeit der Patientenverlegungen im Südwesten vorbei. „Wir haben in allen Landesteilen einen Rückgang der Patientenzahlen“, sagte der RKH-Intensivchef Geldner am Donnerstag. Das führt dazu, dass auch die Zahl der Intensivbetten gesunken sei – um dem am Anschlag arbeitenden Personal Luft zu verschaffen. Mit Blick auf Omikron wird es sich aller Voraussicht nach nur um eine kurze Verschnaufpause handeln.