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Pächter starten wieder durch

Seit Februar hat die FC-Klause, das Vereinslokal des FC Marbach, wieder geöffnet. Zwei Jahre stand es zuvor leer. Foto: Holm Wolschendorf
Seit Februar hat die FC-Klause, das Vereinslokal des FC Marbach, wieder geöffnet. Zwei Jahre stand es zuvor leer. Foto: Holm Wolschendorf
Vereinsgaststätten sind für Clubs von enormer Bedeutung und glänzen schon mal mit einem hervorragenden gastronomischen Angebot. Viele von ihnen haben nicht nur zum Sportbetrieb, sondern auch unter der Woche geöffnet. Dabei trotzten einige der Coronakrise und starten jetzt wieder voll durch, wie eine Umfrage unserer Zeitung bei Vereinsverantwortlichen zeigt.

Kreis Ludwigsburg. Für die Vereine stellen ihre Gaststätten einen wichtigen Einnahmeposten dar, weil sie außer den Mitgliedsbeiträgen, Sponsorengeldern und Zuschüssen kaum weitere Erträge erzielen. So werden die Pachteinnahmen in aller Regel für den Unterhalt der vereinseigenen Gebäude verwendet. Was übrig bleibt, fließt in die Vereinsarbeit.

„Wir sind zu 100 Prozent zufrieden und haben jetzt einen Pächter, den wir lange gesucht haben“, sagt Lars Kohler, zweiter Vorsitzender des FC Marbach. Rund zwei Jahre hatte das Vereinslokal, die FC-Klause, geschlossen, nachdem der ehemalige Pächter nach anderthalb Jahren aufhörte. Und zwar „ohne groß mit dem Verein zu kommunizieren“, wie Kohler sagt. Einen geeigneten Nachfolger zu finden, gestaltete sich wegen der Coronapandemie schwierig. Schließlich wollte sich niemand in die Ungewissheit stürzen und erst mal nur aufs Außer-Haus-Geschäft setzen. Auf der Suche nach einem neuen Pächter setzte der FC Marbach folglich auf einen erfahrenen und auf Gastronomie spezialisierten Makler. „Das Objekt hat durchaus Zuspruch erfahren“, erinnert sich der zweite Vorsitzende. Doch nicht jeder Bewerber erwies sich als geeignet, so dass der Makler kräftig vorselektieren musste. Eine deutsche Gastwirtsfamilie mit deutscher Küche sollte es sein, so der Wunsch des FC. Der neue Pächter wurde schließlich mit dem gelernten Koch Marc Dasbach gefunden. Er bietet eine schwäbische Küche mit mediterranem Einschlag und ist mit seiner Frau in die Pächterwohnung der FC-Klause eingezogen. Sowohl der neue Wirt als auch der Vereinsvorstand freuen sich laut Kohler über die Auslastung des Lokals, das im Februar eröffnete und von den Gästen offenbar gut angenommen wird. Ganz besonders freut sich Kohler auf die bevorstehende warme Jahreszeit, da dann auf der großen Terrasse vom Grillevent bis zur Cocktailparty einige Aktionen zu erwarten seien.

Seit sage und schreibe 30 Jahren betreibt die Familie Pinna die Gaststätte des TSV Bietigheim – 2017 hat sie David Pinna gemeinsam mit seiner Frau Ileana übernommen. Italienische Spezialitäten und traditionell schwäbische Leckereien stehen in der TSV-Gaststätte auf der Speisekarte. „Es ist schon gut, einen Pächter zu haben, bei dem es läuft“, freut sich Jan Bodmer, Geschäftsführer des TSV. Schließlich bekomme man immer wieder mit, dass es bei anderen Vereinen gar nicht so einfach ist, Kontinuität in einer Vereinsgaststätte zu haben. So seien die Pinnas glücklicherweise einigermaßen gut durch die Coronazeit gekommen. In den vergangenen Jahren hat der Verein laut Bodmer immer wieder in das Gebäude investiert, das aus den 80er Jahren stammt. Vergangenes Wochenende fand die große Jubiläumsparty der Familie Pinna statt, die laut dem Geschäftsführer „immer sehr kreativ“ sei.

Mit knapp 7000 Mitgliedern ist der MTV Ludwigsburg einer der größten Sportvereine in Baden-Württemberg. Mit der Campus Gastronomie und Lena’s Trattoria, die erst vergangene Woche neu eröffnete, nennt er gleich zwei Vereinsgaststätten sein Eigen. Als 2019 die SpVgg 07 Ludwigsburg mit dem MTV verschmolz, betraf das auch die Gebäude und damit die 07-Gaststätte. Ein Jahr später musste das Vereinslokal, das Ristorante Passione in der Fuchshofstraße, schließen. Das lag laut Franz Weckesser, zweiter MTV-Vorsitzender, an Corona. Nach dem ersten Lockdown ging die Lokalität in Insolvenz. Nach zweijährigem Leerstand hat das Vereinslokal diese Woche als Lena’s Trattoria wieder eröffnet. Auf der Speisekarte stehen italienische und einfache deutsche Gerichte. „Es soll als Sportlerlokal geführt werden, in dem Fußballspiele übertragen werden und auch Darts und Kicker gespielt werden kann“, sagt Weckesser. Bewerber für das Lokal habe es genügend und von allen möglichen Nationalitäten geben. Lediglich deutsche Bewerber seien nicht darunter gewesen. Bereits seit zehn Jahren wird das MTV-Vereinslokal Campus Gastronomie in der Bebenhäuser Straße von Georgios Stefanidis betrieben. Und da Verein und Pächter miteinander sehr zufrieden sind, haben sie den Pachtvertrag vor zwei Monaten um weitere zehn Jahre verlängert. „Wenn es gut läuft, kann man auch langfristig zusammenarbeiten“, sagt Franz Weckesser. Der Coronapandemie hat Pächter Stefanidis getrotzt. Das lag laut Weckesser zum einen an der Corona-Soforthilfe. „Außerdem sind wir ihm bei der Pacht entgegengekommen“, so der zweite Vereinsvorsitzende.

Seit dem 1. Oktober 2021 hat das Restaurant Am Stockbrunnen wieder geöffnet. Benjamin Schwetlick und Benjamino Loparco, die Pächter des Vereinslokals des VfR Großbottwar, bringen eine jahrelange Erfahrung aus dem Krauthof Ludwigsburg mit, der Ende August vergangenen Jahres den Betrieb einstellte. Ein Glücksfall für den Verein, wie Vorsitzender Peter Titze sagt: „Wir sind sehr froh, dass der Krauthof gerade zum richtigen Zeitpunkt geschlossen hat“, freut er sich. Der ehemalige Pächter des Restaurants am Stockbrunnen habe an Weihnachten 2020 seinen Pachtvertrag zum Frühjahr 2021 gekündigt. Hauptgrund sei die Coronapandemie gewesen, die sich negativ auf die Einnahmen auswirkte. Mit den Lockerungen habe der VfR schließlich damit begonnen, einen neuen Pächter zu suchen. An Interessenten habe es nicht gemangelt, wobei viele davon nicht infrage gekommen sind, wie Peter Titze sagt: „Wir wollten weder einen Pizzaservice noch ein veganes Restaurant haben – dafür sehe ich bei uns keine Zukunft.“ Umso glücklicher sei er gewesen, als die Anfrage von Benjamin Schwetlick und Benjamino Loparco kam. Sie würden auf eine frische und regionale Küche setzen und auch in Großbottwar leben. Titze: „Das ist ein gutes Zeichen für uns.“

Zwei Jahre lang haben auch die Verantwortlichen des Turnvereins Marbach nach einem Pächter für das Turnerheim gesucht. Ende September 2021 haben sich die früheren Betreiber – die Familie Margetan – nach mehreren Jahrzehnten aus gesundheitlichen Gründen zurückgezogen, wie Vereinsvorsitzender Heinz Reichert erzählt. Mit der Familie Mario und Tajda Fasini wurde der TV endlich fündig – und glücklich. „Auszeit im Turnerheim“ haben die neuen Pächter das Vereinslokal genannt, in dem seit Januar mediterrane und deutsche Küche angeboten wird. Bevor die neuen Betreiber loslegen konnten, standen umfangreiche Renovierungsarbeiten an. Insbesondere die zu kleine Küche musste auf eine zeitgemäße Größe erweitert werden. Der Aufwand hat sich ebenso gelohnt wie der Zuschlag für die neue Pächterfamilie. „Es läuft hervorragend – über Ostern war die Gaststätte schon früh ausgebucht“, sagt TV-Vorsitzender Reichert.