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Partys und Feiern kaum vermisst

Ein Großteil der Jugendlichen scheint ganz gut durch die Coronakrise zu kommen und arrangiert sich mit der Situation. Das ergab eine Internet-Befragung der städtischen Abteilung „Jugend“. 272 junge Leute beteiligten sich.

KORNWESTHEIM. Zehn Tage lang, kurz vor Weihnachten war die Online-Befragung offen. Die wurden von überwiegend Zwölf- bis 17-Jährigen beantwortet. 91 Prozent waren unter 18 Jahre alt. Die meisten Teilnehmer (über 60 Prozent) gehen aufs Gymnasium, fast genau so viele waren Mädchen. Mit dieser Beteiligung ist Abteilungsleiterin Uschi Saur mehr als zufrieden.

Die Jugendlichen habe sich offenbar mit den Einschränkungen wegen der Pandemie arrangiert. Mit 40 Prozent vermissen die meisten nichts. Ein Drittel fehlt allerdings der Sport. Mit großem Abstand folgen Veranstaltungen und Kino, Freunde treffen und Shoppen. Interessant: Mit nur zwei Prozent rangieren Partys und Feiern unter ferner liefen.

Die meisten verbrachten die letzten Wochen und Monate überwiegend zuhause, weil ein Treffen mit den Freunden kaum möglich war. „Das ist unüblich“, so die Abteilungsleiterin Uschi Christ. Unter normalen Umständen sei die Phase der Jugend die Zeit des Kennenlernens und um neue Kontakte zu knüpfen, Erfahrungen zu sammeln. Damit werde sonst der überwiegende Anteil der Freizeit verbracht. Dominik Christ vom Jugendzentrum hat aber eine andere Wahrnehmung. Das JuZ war unter Beachtung der Einschränkungen und wenn es denn geöffnet hatte immer gut besucht.

Weniger Kontakt mit Freunden

Die Hälfte gibt an, dass der persönliche Kontakt mit den Freunden abgenommen hat. Wenn überhaupt, dann haben sie sich in kleineren Gruppen oder zu zweit unter der Beachtung der Corona-Maßnahmen getroffen. Deutlich schwerer sei es gewesen, neue Bekanntschaften zu knüpfen. Und es wurde mehr über die digitalen Medien kommuniziert.

Weitgehend gute Noten erhielten die Schulen. Die Lehrer würden bei Unklarheiten helfen und die Schüler informieren, sagt die Mehrheit. 70 Prozent sind mit dem Zugang zu den technischen Geräten und den Programmen zufrieden. Das hört Dominik Christ allerdings anderes. Sein Publikum aus der Gemeinschaftsschule beklage insbesondere die schlechten Internetverbindungen.

Am Fernunterricht wird allgemein kritisiert, dass viele Hausaufgaben und Übungen aufgegeben würden. Vor allem in den Abschlussklassen wächst die Sorge wegen der anstehenden Prüfungen. Generell wird von den Schülern gewünscht, dass der Online-Unterricht verbessert und ausgebaut, dass Lerntempo und Druck gedrosselt werden. 20 Prozent fordern mehr Unterstützung und Verständnis, ebenso viele eine bessere Organisation und optimierte Wochenpläne an den Schulen.

Facebook ist bei den Schülern „oldschool“. Es dominieren WhatsApp und Youtube, dabei nimmt die Bedeutung von Instagram und TikTok rasant zu. Der Vorteil, den die Befragten in den sozialen Medien sehen, ist die einfache, schnelle und grenzenlose Kommunikation. Allerdings fehlt ihnen dabei der persönliche Kontakt und es komme häufiger zu Missverständnissen, wenn es um Gefühle geht, verraten sie. Dazu kommen die Sorgen um die Sicherheit, und dass man viel zu viel Zeit am Smartphone oder dem PC verschwendet, womöglich süchtig danach wird.

Die Hälfte der Befragten können dem Lockdown durchaus Positives abgewinnen. Man habe mehr Zeit für die Familie, es sei Gelegenheit gewesen, zu sich selbst zu finden und neue Kompetenzen zu erwerben. Man habe schulische Erfolge erlebt und mehr Zeit für Hobbies gehabt. Die anderen erkannten dagegen keine positiven Entwicklungen oder meinen, die Gesamtsituation habe sich generell für sie verschlechtert.

Ratschläge für Altersgenossen

Tipps haben die Jugendlichen auch an ihre Altersgenossen: „Bleibt positiv und stark, lasst euch nicht stressen.“ Man sollte die Zeit mit der Familie und Freunden genießen, sich nicht hängenlassen. „Unternehmt was, aber haltet euch an die Corona-Regeln. Und: Finger weg von Drogen“, heißt es außerdem.

Nach der positiven Resonanz soll die Umfrage nach dreijähriger Pause nun wieder jedes Jahr wiederholt werden, so Saur. Die Ergebnisse werden veröffentlicht, sollen zum Gespräch anregen und Impulse geben. Und vielleicht gibt es die Kernzitate der Befragung auch auf Postkarte, meint Dominik Christ. Das wäre ein weiteres Signal der Wertschätzung an die Jugendlichen.