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Regionalgüterzug könnte Kornwestheim ansteuern

Rangierbahnhof und Umschlagterminal in Kornwestheim: Nach Mannheim die zweitgrößte Anlage in Baden-Württemberg. Foto: Holm Wolschendorf
Rangierbahnhof und Umschlagterminal in Kornwestheim: Nach Mannheim die zweitgrößte Anlage in Baden-Württemberg. Foto: Holm Wolschendorf
Um die Klimaziele einzuhalten, müssen auch in der Region mehr Güter per Zug transportiert werden. Studierende haben jetzt Ideen entwickelt. Eine zentrale Rolle spielt dabei der Containerbahnhof in Kornwestheim.

Kreis Ludwigsburg. Im vergangenen Wintersemester entwarfen Studierende der Offenburger Hochschule eine Idee: Wie wäre es, wenn ein Regionalgüterzug in Baden-Württemberg aufs Gleis gesetzt werden würde, der höher frequentierte Waren für Supermärkte oder Drogerieketten transportiert und nah am Empfänger entlädt? Eine Verbindung schlug das Projektteam auch vor: von Freiburg über Kornwestheim nach Ulm. Die Vorteile: weniger Lastwagenfahrten und damit auch weniger Emissionen.

Die Wahl auf Kornwestheim fiel nicht zufällig. Hier steht Baden-Württembergs zweitgrößter Rangierbahnhof mit mehreren Umschlagterminals. Jeden Tag werden in Kornwestheim zwischen 450 und 550 Container von Sattelschleppern auf Züge umgeladen. Der Bund will die Anlage bis 2030 deutlich erweitern und dafür rund 74 Millionen Euro investieren. Geplant ist ein dritter, etwa 720 Meter langer Gleisanschluss, der von drei Kränen bedient wird.

Jahrzehntelang wurde in Deutschland mehr in die Straße statt in die Schiene investiert. Doch nun steht ein Prioritätenwechsel bevor. Die Bundesregierung will die Mobilitätswende, also die Abkehr von fossilen Brennstoffen und die Verlagerung des Verkehrs von der Straße auf die Schiene.

In der Region Stuttgart scheint der Nachholbedarf besonders groß zu sein. Die Grünen haben ausgerechnet, dass in der Landeshauptstadt und den umliegenden Kreisen wie Ludwigsburg umgerechnet nur drei Tonnen je Beschäftigtem auf der Schiene transportiert werden. In München sind es viermal so viel, auch die Bankenhochburg Frankfurt kommt offenbar auf eine bessere Bilanz. „Bedauerlicherweise erfolgt bei uns der Güterverkehr vor allem auf der Straße“, sagt auch der Stuttgarter SPD-Regionalrat Thomas Leipnitz.

Was hermuss, ist ein Umdenken. Das fordert am Donnerstag der Gerlinger ÖDP-Landeschef Guido Klamt im regionalen Wirtschaftsausschuss. Hier bildet seine Partei eine Fraktionsgemeinschaft mit der CDU. Klamt will mehr Gleisanschlüsse und mehr Umschlagplätze wie in Kornwestheim oder den Häfen in Stuttgart und Plochingen. Potenziale haben die Offenburger Studierenden schon ausgemacht. Im Landkreis könnten Regionalgüterzüge auch Ludwigsburg, Bietigheim-Bissingen oder Vaihingen ansteuern.

Der regionale Verkehrsdirektor Jürgen Wurmthaler attestierte dem Offenburger Projektteam am Donnerstag „interessante Ansatzpunkte“. Den Schritt in eine Umsetzung hält er allerdings für weit. Um mehr Waren auf die Schiene zu bekommen, will Wurmthaler auf die Landkreise und die Stadt Stuttgart zugehen und eine Studie in Auftrag geben, die die Potenziale des Schienengüterverkehrs professionell erarbeitet. Daraus sollen dann konkrete Projekte mit kommunalen Partnern und Logistikunternehmen vor Ort entstehen. Die Region schießt dafür rund 60000 Euro zu, die kommunale Seite womöglich den gleichen Betrag. Wurmthaler: „Wir sprechen hier von einem Einstieg. Wenn wir den Schienengüterverkehr im großen Stil steigern wollen, reden wir von ganz anderen Summen.“

Womöglich werden allerdings Kommunen, die ein Verteilzentrum aufbauen sollen, nicht unbedingt Hurra rufen. Wurmthaler ist bewusst, dass der Güterverkehr auch „ein Schmuddelimage hat“ und mit Belastungen verbunden ist.

Neben einem Regionalgüterzug haben die Offenburger Studierenden übrigens noch eine zweite Idee entwickelt: eine Hofladen-Tram. Mit der Albtal-Verkehrs-Gesellschaft wollen sie im Großraum Karlsruhe regionale Produkte von Bauern in ausrangierten Stadtbahnen an bestimmte Haltestellen liefern.