1. Startseite
Logo

„Ruhe bewahren“ heißt die Devise nach Großbrand bei SSB

Bei dem Feuer im SSB-Depot wurden 25 Busse zerstört. Der Schaden geht in die Millionenhöhe, allzu große Einschränkungen im Linienbetrieb gab es danach aber nicht – auch weil OVR drei Fahrzeuge auslieh.Foto: Rosar/dpa
Bei dem Feuer im SSB-Depot wurden 25 Busse zerstört. Der Schaden geht in die Millionenhöhe, allzu große Einschränkungen im Linienbetrieb gab es danach aber nicht – auch weil OVR drei Fahrzeuge auslieh. Foto: Rosar/dpa
Anfang Juni brannte ein Hybridauto bei Vaihingen, die Feuerwehr Kornwestheim rückte mit einem Spezialbehälter an. Bei einem Fall bei Winnenden 2019 musste gar die Porsche-Werksfeuerwehr aushelfen.Foto: KS-Images.de/Rometsch
Anfang Juni brannte ein Hybridauto bei Vaihingen, die Feuerwehr Kornwestheim rückte mit einem Spezialbehälter an. Bei einem Fall bei Winnenden 2019 musste gar die Porsche-Werksfeuerwehr aushelfen. Foto: KS-Images.de/Rometsch
Die Folgen des Feuers mit Millionenschaden beschäftigen auch die Busunternehmen im Kreis. Allerdings herrscht ohnehin noch viel Zurückhaltung bei der Anschaffung von E-Bussen.

Kreis Ludwigsburg. Als am Abend des 30. September die erste Meldung über einen Brand im SSB-Depot im Stuttgarter Osten eingeht, ahnt wohl niemand wirklich, wie sehr sie das Ereignis noch beschäftigen wird. Denn was in der Abstellhalle als Feuer auf dem Dach eines Linienbusses beginnt, weitet sich zu einem Großeinsatz mit über 200 Feuerwehrleuten aus, von denen schon die ersten nach knapp fünf Minuten gleich mehrere Fahrzeuge in Vollbrand sehen – was weniger am kunststofflastigen Interieur liege, sondern an durchgezündeten Hochleistungsakkus, so die Vermutungen. Und auch wenn die Ermittlungen erfahrungsgemäß wohl Monate dauern, deutet immer mehr darauf hin, dass der Brand beim Laden eines Elektrobusses entstanden ist. Die gibt es außerhalb der Landeshauptstadt zwar kaum. Doch auch bei den Busfirmen im Kreis Ludwigsburg schauen die Verantwortlichen nun sehr genau hin, was sich in Sachen vollelektrischer Bus und Sicherheit tut – zumal eine EU-Verordnung ab 2030 eine entsprechend umweltfreundliche Flotte vorschreibt.

Für Spillmann etwa sind reine E-Busse zwar „noch Zukunftsmusik“ und er hofft auf Weiterentwicklungen bei der Sicherheit, wie es Tobias Hähnle formuliert. Aber auf den innerstädtischen Linien ist zur EU-Frist die Umstellung auf diese Technologie geplant, so der ÖPNV-Planer des Bietigheim-Bissinger Unternehmens, dessen Fuhrpark (44 Linienbusse) aktuell zu 80 Prozent aus Hybridbussen besteht – allerdings ist der Betriebshof in die Jahre gekommen, müsste für viel Geld neu gebaut werden und dabei auch ein Starkstromkonzept her.

Ähnlich sieht es bei den Ludwigsburger Verkehrslinien LVL aus, erst vergangenes Jahr wurden zu den vorhandenen elf weitere 50 Hybridbusse angeschafft (Flotte: 88). Und auch hier ist man seit längerem am Thema E-Busse dran, habe das aber coronabedingt zurückgestellt, so Betriebsleiter Frank Metzger. Er sagt aber auch: „Zum Glück haben wir diese Technik noch nicht.“ Denn nach den Ereignissen in Stuttgart mache man sich in der Branche durchaus Gedanken. Das Laden von vollelektrischen Bussen sei eine Herausforderung, da oft nur drei oder vier Stunden Zeit sei, seien die Mengen so groß und die Stromleitungen so dick, dass sie gekühlt werden müssten. Metzger hofft deshalb, dass die konkreten EU-Vorgaben auch Hybridlösungen und synthetische Kraftstoffe zulassen.

Horst Windeisen, Geschäftsführer von Omnibus-Verkehr Ruoff, will aber ungeachtet dessen an der Technologie festhalten – nicht nur, weil er im Stadtgebiet von Waiblingen drei E-Busse, die einzigen in der Region abgesehen von denen der SSB, fahren lässt. „Ich möchte die E-Mobilität nicht zerreden“, sagt er mit Blick auf die Umwelt und wünscht sich in der Branche eine „ruhige Hand“, zumal noch gar nicht sicher sei, ob die Akkus die Auslöser seien. Seine Betriebshöfe, unter anderem in Hemmingen, sieht er ungeachtet dessen aber besser aufgestellt. So sei man von den ersten Plänen an in Kontakt mit Versicherung und Feuerwehr, auch stünden die Busse nicht in einer Halle und es ist immer jemand mindestens 21 Stunden pro Tag vor Ort.

Löschen dauert länger

Doch wie sieht es überhaupt aus mit der Brandgefahr bei E-Fahrzeugen? Die sei nicht höher, so Windeisen, weshalb es für sie auch keine strengeren Brandschutzvorgaben als für Diesel-Busse gebe. Zudem seien aus Sicherheitsgründen die Batterien immer auf dem Dach angebracht, im Notfall könnten die Fahrgäste unten raus, während der Rauch nach oben steige.

Klar sei aber auch: „Wenn die Akkus mal brennen, dann lange.“ Bei Autos könne das bis zu 24 Stunden dauern, immer wieder könnten Flammen auflodern, ebenso entstehe mehr Rauch als bei anderen Quellen, heißt es beim Landratsamt Ludwigsburg stellvertretend für die Feuerwehren im Kreis. Gerade die Lithium-Ionen-Akkus brächten „alle nötigen Voraussetzungen für eine Verbrennung bereits mit: Zündenergie, brennbarer Stoff und chemisch gebundener Sauerstoff“, wie ein Dominoeffekt springe ein Feuer von Teilzelle zu Teilzelle. Deshalb müssten sie auch in den speziellen, gefluteten Containern lange verbleiben, in die zumindest kleinere Fahrzeuge gezogen werden könnten, das Wasser kühlt und verlangsamt die Kettenreaktion.

Einen solchen „Abrollbehälter Hochvolt“ hat die Feuerwehr Kornwestheim im Einsatz, dank einer Kooperation mit Porsche und dem großen Güterbahnhof. Den Container können im Bedarfsfall alle Feuerwehren im Kreis anfordern, einen zweiten wolle Porsche für Bietigheim-Bissingen beschaffen, heißt es. Dort hatte am 9. August der Brand eines Prototyps einer E-Auto-Batterie in einem Porsche-Labor einen Großeinsatz ausgelöst, Ursache: ein technischer Defekt.

Weitere Spezialausrüstung gibt es bei den Feuerwehren im Kreis nicht. „Dies ist auch bei der aktuellen Faktenlage absolut nicht notwendig“, so das Landratsamt, das zudem auf nur wenige Brände verweist. Aber man biete ungeachtet dessen freiwillige Schulungen mit Fokus auf die speziellen Antriebe, was sehr gut angenommen werde. Das lasse zwar auf eine gewisse Unsicherheit schließen. Doch auch beim Kreis sieht man allein wegen der Antriebsart keine größere Gefahr für die Retter. In Stuttgart habe die Herausforderung vor allem wegen der großen Zahl von 25 brennenden Bussen bestanden, was aber mit viel Wasser und Manpower sehr gut gelöst worden sei.