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Rundgang im Hosentaschenformat

Die gebundenen Archivalien belegen 66 Regalmeter. Foto: privat
Die gebundenen Archivalien belegen 66 Regalmeter. Foto: privat
Heimatpflegerin Helga Becker berichtet über ihre Arbeit im Archiv – In den Teilorten werden die Akten umgebettet

Steinheim. Ideen hat Heimatpflegerin Helga Becker viele – wegen Corona liegen sie aber gerade alle in der Schublade. Manches lasse sich aber kurzfristig realisieren, wenn es wieder erlaubt sei, betonte sie in der Sitzung des Kulturausschusses.

2020 wollte Becker im Klostermuseum in Zusammenarbeit mit dem Urmenschmuseum etwas Größeres zum Fund des Steppenelefantens machen, aber seit einem Mundartabend am 6. März ist das Klostermuseum geschlossen. Das Gleiche gilt für die Stadtführungen von Frau Nägele, der Perle vom Archiv. Im Sommer gab es eine Stadtführung sowie die neue Reblausführung in Höpfigheim, mehr ging nicht. „Die Führungen waren aber voll, die Leute wollen etwas unternehmen“, sagt Becker, weshalb sie die Führungen auch wieder anbieten will, sobald es geht. Als kleine Entschädigung hat sie die historischen Rundgänge durch Steinheim und die Teilorte Höpfigheim und Kleinbottwar überarbeitet beziehungsweise neu erstellt. Auf Hosentaschenformat zusammengefaltet kann man die Führer gut mitnehmen, ausgeklappt sieht man die ganze Karte mit allen Inhalten. Die Gestaltung ist klar und in zarten Farben gehalten. Als Nächstes plant Becker drei Wanderungen zu historischen Themen. Insgesamt sollen es zehn Flyer werden, die die Stadt als Paket bei Neubürgerempfängen oder als Geschenk allgemein verteilen kann.

Auch im Archiv hat Helga Becker aufgeräumt. Im Büro gibt es jetzt nicht nur einen Schreibtisch für Besucher, die Recherche betreiben wollen, sondern auch Regale für die vielen Bücher. 1400 Bände umfasst die Bibliothek, eine „super Quelle für Recherchen“. In den vergangenen Jahren hat Becker alle alten Akten – immerhin 4700 Stück, die bis ins 17. Jahrhundert zurückdatieren – in Archivboxen umgebettet. 140 Regalmeter sind belegt. Die gebundenen Archivalien belegen 66 Regalmeter. „Bei uns im Keller herrscht ein gutes Klima, so dass sie da gut aufgehoben sind“, betont Becker. In den Archiven Höpfigheim und Kleinbottwar will sie als Nächstes die Akten in Boxen umbetten. Dem Einwand von Uwe Löder (CDU), dass laut Eingliederungsvertrag die Archive in den Orten bleiben müssten, widersprach Bürgermeister Thomas Winterhalter. Die Akten werden immer mehr, der Platz immer weniger. Die Verwaltung sei aber im Gespräch mit den Ortsvorstehern, wie man vorgehe. „Wir sind aber eine Stadt und es geht darum, das Archivgut bestmöglich einzulagern“, betonte er.

Außerdem hat sie aufgeräumt und aussortiert, auch weggeworfen, so dass zusätzlich Platz gewonnen wurde. Eine Ecke sehe noch etwas wild aus, mit Steinen, Möbeln, Lampenschirmen. Das müsse sie noch sichten, die Möbel könnten wichtig sein für Steinheims Vergangenheit als Sitz der Möbelindustrie. Die Videos, Musikkassetten und Filme möchte sie digitalisieren. Ihre größte Freude ist der Archivscanner, mit dem sie Bilder, Dias und Papierarchivalien digitalisiert. „Da sind viele andere Archivare neidisch.“

Die Übergabe der Akten von den Sachbearbeitern ins Archiv funktioniere schon viel besser. „Seither standen die Kartons plötzlich kreativ mitten im Weg, man sollte mich aber vorher anrufen“, sagt die Archivarin.

Für ihre Arbeit bekam Helga Becker viel ;ob. „Ich bin entzückt“, sagte Dagmar Roth (Grüne). Conny Fies (SPD) lobte die Fleißarbeit und Kreativität. „Unsere Heimatpflege ist in guten Händen.“ Und Martin Schäffer (CDU) erinnert sich noch gut an alte Zeiten, als man alles einfach irgendwie ins Archiv gestellt habe.