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Firmenporträt
Saubere Konzepte für die Umwelt

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Die Wertstoffmanagerinnen Nadine Antic (links) und Seda Erkus.Foto: Benjamin Stollenberg
Die Global Flow GmbH berät Unternehmen, wie sie besser mit ihren Abfällen umgehen können. Für ihr „herausragendes unternehmerisches Engagement“ haben die beiden Geschäftsführerinnen Nadine Antic und Seda Erkus nun einen Preis des Frauenmagazins Emotion gewonnen.

Ludwigsburg. Korntal-Münchingen. Die Geschäftsidee fiel ihnen beim Spaziergang ein. Nadine Antic und Seda Erkus kennen sich seit der 5. Klasse, studierten zusammen Energie- und Ressourcenmanagement in Nürtingen und machten fast gleichzeitig ihren Abschluss. Ob in der Autoindustrie oder in Pharmakonzernen: „Im Rahmen von Praktika oder als Werksstudent haben wir gesehen, wie mit Abfällen umgegangen wird“, erinnert sich Erkus. Häufig gebe es Optimierungspotenzial. Ressourcenverknappung, Umweltverschmutzung, hohe Entsorgungskosten und komplizierte Gesetze gehören zum Alltag deutscher Unternehmen, heißt es auf der Internetseite der Global Flow GmbH. Hier setzen Erkus und Antic an. Vor drei Jahren gründeten sie ihr Unternehmen in Reutlingen. Damals waren beide erst 26 Jahre alt.

„Nicht viel zu verlieren“

„Nach dem Studium hat man nicht viel zu verlieren und braucht nicht ganz so viel Geld“, erklärt Antic, warum es aus ihrer Sicht gar nicht so viel Mut zur Gründung brauchte. Und wenn die Geschäfte nicht laufen sollten, könne man ja immer noch in ein anderes Unternehmen einsteigen, dachte sich die Wirtschaftsingenieurin.

Das kommt den beiden aber nicht ernsthaft in den Sinn. Zumal es viel Lob von außen gibt: In drei Geschäftsjahren haben sie fünf Auszeichnungen bekommen, darunter Businessplan-Wettbewerbe, den Gründerpreis Baden-Württemberg 2013, den renommierten Darboven Idee-Förderpreis und jetzt einen Award des Frauenmagazins Emotion in der Kategorie „Zukunftsmacherin“, der soziale und unternehmerische Leistungen auszeichnet. Die Dienstleisterinnen beraten Firmen im Abfall- und Wertstoffmanagement und zeigen, dass Nachhaltigkeit und Wirtschaftlichkeit keine Gegensätze sind, begründet die Jury. Kunden könnten ihre Kosten nachhaltig reduzieren, ihre CO-Bilanz verbessern und so einen Beitrag für den Umweltschutz leisten.

Die Stuttgarterinnen räumen zwar ein, dass sie „noch ein bisschen an der Rentabilität arbeiten“ müssen – doch die Zahlen sprechen für den Geschäftserfolg. Der Umsatz, der 2013 noch bei 100 000 Euro lag, soll sich dieses Jahr verdoppeln. Sie haben drei feste Mitarbeiter, meist Abfalltechniker, sowie zwei Praktikanten.

Dass sie den Firmensitz vor einem Jahr nach Korntal verlagerten, hat praktische Gründe: eine kürzere Anreise von ihren Wohnorten und die verkehrsgünstige Lage an der Autobahn. „Wir sind viel im Außendienst unterwegs“, sagen sie. Zum Beispiel bei den etwa 60 Kunden, meist in Bayern oder Baden-Württemberg. Ihren ersten Großkunden lernten Antic und Erkus bei einer Präsentation kennen, die sie bei der Landesagentur Umwelttechnik in Böblingen hielten: der von dort stammende Anlagenbauer Eisenmann. „Sie haben uns eine Chance gegeben.“ Waren die ersten Kunden Handwerksbetriebe, so kommen sie heute auch aus dem Baugewerbe, der Autoindustrie und Lebensmittelbranche, darunter Ritter Sport und die Bonbonfabrik Jung in Vaihingen. In diesem Bereich haben die Unternehmerinnen ein eigenes Produkt namens Sena-Flora entwickelt: Aus Bioabfällen wird durch eine besondere Kompostiertechnik hochwertiger Humus mit Düngerwirkung geschaffen.

Abfälle als Wertstoffe begreifen

„Wir betrachten jedes Unternehmen von der Produktentwicklung über die Beschaffung bis hin zur Entsorgung und zeigen so ein Maximum an Einsparmöglichkeiten auf“, lautet das Versprechen. Die Beratung gehe dabei vom Klassifizieren der Abfälle über potenzielle neue Einsatzwege bis zum Erstellen eines Nachhaltigkeitsberichts. „Wir bauen einen Weg zur ökonomisch und ökologisch sinnvollen Entsorgung, im Idealfall wird ein Stoff in einem anderen Unternehmen wieder eingesetzt“, erklärt Umweltmanagerin Erkus.

Zu beraten, wie man Abfälle bei der Entstehung vermeiden kann, das „Wertstoffmanagement“ also, unterscheide Global Flow von Anbietern, die einfach nur kostengünstig entsorgen. Wertstoffe würden oft als Müll oder Abfall bezeichnet und dadurch abgewertet. Aber die beiden sind überzeugt: Man könne sie auch als Materialien begreifen, die erneut gebraucht, umgewandelt oder in ihre Bestandteile zerlegt werden. Was die einen teuer entsorgen, können andere nutzen. So landen die Salatabfälle eines Kunden in einer Schneckenzucht statt in der Biovergärung. Weiteres Beispiel: Ein Kunde stellt Siebe für die Papierindustrie her. Kunststoff bleibt bei der Produktion übrig und landet im Verbrennungsofen. Die Lösung: Aus den Kunststoffen lassen sich Filter herstellen.

Dass sich kein Konzept von einem Unternehmen einfach aufs andere übertragen lässt, erfordert ständig neue Ideen und intensive Beratung. Auch wenn das manchmal anstrengend ist: Die Arbeit sei „kein Sprint, sondern ein Marathon“, wie sie sagen – die Selbstständigkeit haben sie jedenfalls noch nie bereut.