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Schießhäusle wird zu Vereinsheim

Schießhäusle in Markgröningen: In gut zwei Jahren könnten sich hier Vereine mit ihren Geschäftsstellen einrichten.
Schießhäusle in Markgröningen: In gut zwei Jahren könnten sich hier Vereine mit ihren Geschäftsstellen einrichten.
Seit rund zehn Jahren versucht der Markgröninger Bürgerverein, das historische Schießhäusle am Benzberg zu retten. Jetzt scheint endlich auch die Stadt mit anzupacken, um ein Haus der Vereine zu schaffen.

Markgröningen. Das Vorhaben des Markgröninger Bürgervereins, das alte Schießhäusle am Benzberg auf Vordermann zu bringen, beginnt vor Jahren mit einem Schock. Von außen macht die alte Immobilie, die ihre Wurzeln im 15. Jahrhundert hat, einen robusten Eindruck. Doch als die zur Kaschierung eingebaute Zwischendecke abgenommen wird und den Blick auf das Dach freigibt, gruselt es die Vorsitzende Beate Kretschmer. „Das Dach ist an einer Ecke abgesackt, die Balken wunderschön, aber morsch“, sagt die Lehrerin während einer Besichtigung mit unserer Zeitung. „Dazu haben sich Schimmel und Feuchtigkeit breitgemacht.“ Für den Bürgerverein startet ein Sanierungsmarathon, der bis heute noch nicht abgeschlossen ist – an dessen Ende aber ein Ziel stehen soll: aus dem maroden Kulturdenkmal ein Haus der Markgröninger Vereine zu machen.

Experten gehen davon aus, dass rund eine halbe Million Euro nötig wäre, um die historische Immobilie mit der langen Geschichte fachgerecht zu modernisieren. Der Bürgerverein ist auf Quellen gestoßen, die belegen, dass das Erdgeschoss um das Jahr 1425 entstanden sein muss. Der Aufbau dagegen ist Barock und wohl nach dem Dreißigjährigen Krieg entstanden. Zurück gehen Schießhäuser auf Graf Eberhard im Bart (1445 bis 1496). Seine Idee: nicht nur Soldaten an der Waffe auszubilden, sondern auch Otto Normalverbraucher. Im Markgröninger Schießhäusle machen Wehrexperten die Bürger an der Armbrust fit.

Für sein Vorhaben hat der Bürgerverein einen Bauantrag gestellt, der auch genehmigt worden ist. Was einer Umsetzung jetzt noch im Weg steht, ist die Finanzierung. Allerdings reichen die Eigenmittel in Höhe von rund 130000 Euro bei Weitem nicht aus. Erschwerend kommt hinzu, dass die Stadt Markgröningen, die Eigentümerin der Immobilie ist, finanziell am Stock geht und sich in der Vergangenheit bei dem Projekt höflich zurückgehalten hat.

Doch das könnte sich nun ändern. Denn der Gemeinderat hat den Weg dafür freigemacht, das Schießhäusle in das fünfte Sanierungsgebiet der Altstadt aufzunehmen, das bis zum Spital reicht und nun auf die andere Straßenseite zum Benzberg ausgedehnt werden könnte. Die Konsequenz wären üppig fließende Fördermittel. Stadtbaumeister Klaus Schütze rechnet damit, dass das Land knapp 190000 Euro stemmen könnte, die Stadt wäre mit rund 180000 Euro dabei.

Aktuell stehen nach der letzten Bewilligung offenbar noch eine Million Euro an Fördermitteln für das SanierungsgebietV zur Verfügung. Der Stadtbaumeister Schütze: „Aufgrund der Entscheidung, unseren Marktplatz nicht zu sanieren, sind diese Mittel auch kurzfristig verfügbar.“

In der Kommunalpolitik macht sich Jubelstimmung breit. Die CDU-Stadträtin Claudia Thannheimer spricht von einem „sehr klugen Ansatz“. Die SPD hofft auf eine Initialzündung. Im Vorfeld hatten die Fraktionen bei einem Ortstermin miterlebt, dass hinter dem Projekt laut Thannheimer „viel Herzblut steckt“.

Die Nutzung des Schießhäusles als Heimat der Vereine bewertet das Markgröninger Rathaus positiv. „Tatsächlich haben viele Vereine einen großen Bedarf“, sagt Schütze, „vor allem für Geschäftsstellen.“ In einem gemeinsamen Haus solle Infrastruktur effektiv genutzt werden und sich Synergieeffekte ergeben.

Die Umsetzung könnte nach Einschätzung des Markgröninger Rathauses in den Jahren 2022 und 2023 erfolgen. Der Sozialdemokrat Helmut Schäfer erinnerte im jüngsten Gemeinderat daran, dass es „der Bürgerverein war, der das Projekt am Leben erhalten hat“. Der Freie Wähler Maximilian Gessler sagte: „Er hat unglaubliche Vorarbeit geleistet.“ Der Markgröninger GAL-Fraktionschef Matthias Röttgermann zeigte sich im Rat gespannt, wie die weitere Ausgestaltung erfolgen werde.