Ludwigsburg. Schaut man in diesen Tagen nach draußen, könnte es auch noch Februar sein, doch ein Blick in den Kalender bestätigt: Es ist April. Und damit Frühling. Eine Jahreszeit, in der die Kunsteisbahn in Ludwigsburg eigentlich geschlossen hat. Vor knapp drei Wochen hat die Abtauparty stattgefunden. Doch gestern war wieder einiges los in der Halle in der Oststadt, ein DJ legte Musik auf, viele Menschen strömten herbei. „Es ist ein besonderer Tag“, sagte Christian Schneider, Chef der Stadtwerke Ludwigsburg-Kornwestheim (SWLB), zu Beginn der Veranstaltung. Denn seit das Eis abgetaut war, wurde umgebaut – und aus der Kunsteisbahn wurde eine Kunststoffeisbahn.
Kunststoffplatten der Schweizer Firma Glice machen das Schlittschuhvergnügen im Sommer möglich. Die Paneele wurden auf einer Fläche von 975 Quadratmeter verlegt. „Die Eisbahn ist wieder eröffnet“, ruft Christian Schneider den Anwesenden zu. Zum Pre-Opening der neuen Bahn sind neben der Presse auch Gewinner eines Gewinnspiels der Kreissparkasse eingeladen. Offiziell öffnet die Kunsteisbahn am Mittwoch, 13.April, um 14Uhr ihre Türen.
Die ersten Runden auf dem Kunststoff sind sehr wackelig
Nur zögerlich trauen sich die Ersten auf das synthetische Eis. Die erste Runde ist noch ziemlich wackelig, dann geht es ein bisschen besser. Doch es ist ungewohnt, auf den Kunststoffplatten zu fahren, anstrengender und nicht ganz so gleitend wie auf Eis. Schneller als sonst schmerzen die Beine. Den Eindruck teilen auch viele der Testfahrer. „Es ist nicht so cool wie auf Eis“, so das Urteil eines Jugendlichen nach den ersten Runden. Die Schlittschuhe würden nicht so gut rutschen, er habe eher das Gefühl, er laufe über den Kunststoff, statt zu gleiten.
„Ich habe im Vorfeld gehört, das wäre wie richtiges Eis“, sagt eine Frau. Das könne sie nicht bestätigen. Sie bevorzuge das Schlittschuhlaufen im Winter, wenn richtiges Eis auf der Bahn liegt. „Wir haben uns das ein bisschen anders vorgestellt“, sagt auch eine Familie, die an der Bande eine Pause vom Fahren macht. Einige Kinder sind an diesem Tag auf der Bahn unterwegs, sie schieben Pinguine vor sich her oder versuchen selbst die ersten Schritte. Viele landen auf dem Hintern oder auf den Knien. Dank des Kunststoffes werden die Hosen aber nicht nass, wie das bei Eis der Fall wäre.
Neue Bahn muss erst eingefahren werden
Ein paar Jugendliche drehen schnelle Runden, versuchen ein paar Schritte rückwärts. Bei ihnen sieht das Ganze schon professioneller aus. „Ja, wir sind total oft hier im Winter“, bestätigt eine von ihnen. „Also meins ist es nicht“, wirft ein Freund von ihr ein. „Vielleicht wird es ja noch besser.“ Er habe gehört, dass alles möglich sei, was auch auf Kunsteis möglich ist. Seiner Meinung nach ist das nicht so. Rückwärts laufen gehe gar nicht. „Normalerweise hole ich einmal Schwung und gleite über die halbe Bahn, das ist jetzt nicht so.“ Die Jugendlichen sind ein bisschen enttäuscht, sie hatten sich schon gefreut, jetzt auch im Sommer öfter Schlittschuh laufen zu können. Eine Jugendliche hat noch Hoffnung: „Vielleicht ist es ja, weil die Bahn ganz neu ist.“
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Dass das der Grund dafür ist, warum das Schlittschuhlaufen am ersten Tag noch so schwierig geht, bestätigt Christian Schneider, nachdem er selbst ein paar Runden gedreht hat. „Es wird leichter gehen, sobald ein paar mehr Menschen darauf gefahren sind“, sagt er. Bevor sie sich für eine Schlittschuhbahn aus Kunststoff für Ludwigsburg entschieden haben, haben er und andere SWLB-Mitarbeiter die Bahn in Reutlingen getestet. Dort ist die Eisbahn seit vergangenem Jahr mit Glice-Paneelen ausgestattet. „Dort war es wirklich einfacher“, so Schneider. Auch der Hersteller verweist darauf, dass die Platten erst eingefahren werden müssen. Inzwischen würden auch Eishockey-Mannschaften auf Kunststoffeis spielen.
Kehrmaschine muss täglich den Plastikabrieb entfernen
Wenn die Bahn mehr genutzt wurde, würde auch nicht mehr so viel Plastikabrieb entstehen. Am ersten Tag ist der Abrieb enorm. Nach nur wenigen Runden hängen viele Plastikfetzen an den Kufen der Schlittschuhe. „Statt der Eismaschine fährt im Sommer regelmäßig die Kehrmaschine“, erklärt Christian Schneider. Die kehrt den Abrieb täglich zusammen, der dann über den recycelbaren Abfall entsorgt werde. Die Paneele seien aus so hochwertigem Kunststoff, dass aus dem Abrieb neue Kunststoffprodukte hergestellt werden könnten, jedoch keine neuen Paneele, so die SWLB.
Kaputte Platten könnten schnell ausgetauscht werden, da die Glice-Platten ähnlich wie Parkett ineinander geklickt werden. Insgesamt wurden in Ludwigsburg 530Einzelpaneele verbaut. „Beschädigte Platten nimmt die Firma wieder zurück“, so Schneider. Diese würden dann wieder dem Produktionszyklus für neue Paneele zugeführt.
In den Wintermonaten wird in Ludwigsburg weiter auf Eis gefahren
Im Winter möchten die Stadtwerke aber auf Kunsteis nicht verzichten. Deshalb kommen die Glice-Platten über die Wintermonate ins Lager und machen Platz für das echte Kunsteis. Nur die Hälfte der Fläche, die im Winter befahren werden kann, wurde zunächst mit Kunststoffplatten ausgelegt. „Wir wissen nicht, wie gut das angenommen wird“, so Christian Schneider. Deshalb habe man kleiner starten wollen. Trotzdem ist die Schlittschuhbahn nach Angaben der SWLB die größte Indoor-Bahn aus Kunststoff. In der anderen Hälfte ist Platz für eine Eisbar, wo sich die Schlittschuhläufer Cocktails kaufen können. Die ist allerdings auch aus Kunststoff.
Am Eröffnungstag gibt es freien Eintritt
Start der Sommernutzung ist am Mittwoch, 13. April, um 14Uhr. Am Eröffnungstag ist der Eintritt frei. In den Osterferien ist die Bahn jeden Tag bis auf Karfreitag geöffnet. Für Erwachsene beträgt der Eintritt sechs Euro, ermäßigt vier Euro. Jetzt neu: Die Eisbahn kann auch exklusiv gemietet werden, das kostet 120 Euro für 22 Personen und eine Stunde. Weitere Infos unter www.swlb.de/kunsteisbahn. Dort gibt es auch bereits Online-Tickets.