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BILDUNG
Schüler gehen im Hühnerstall auf Erkundungstour

Sechstkl
Lehramtsstudierende der PH Ludwigsburg und Junglandwirte entwickeln und erproben kooperativ Unterrichtsideen zum außerschulischen Lernort Bauernhof

Ludwigsburg. Im Hühnerstall, bei der Herstellung von Nudelteig und bei der Sortierung von Eiern haben Sechstklässler der Realschule Öhringen Anfang Februar interessante Einblicke in einen Legehennenbetrieb in Zweiflingen-Orendelsall im Hohenlohe-Kreis erhalten.
Entwickelt wurde das Unterrichtsprojekt im kooperativen Ausbildungsprojekt „Landwirtschaft macht Schule“ von Biologiestudenten der Pädagogischen Hochschule (PH) Ludwigsburg und angehenden Landwirtschaftsmeistern der Akademie für Landbau und Hauswirtschaft (ALH) Kupferzell. Beraten und unterstützt wurden diese vom Projektleitungsteam, bestehend aus Ramona Reinke, Lehrkraft für Tierhaltung an der ALH, Andrea Bleher vom Bauernverband Schwäbisch Hall-Hohenlohe-Rems und Frank Rösch, Dozent für Biologie und Didaktik an der PH Ludwigsburg.
Bedarf für eine solch intensive Zusammenarbeit besteht zweifelsohne, wie es in dem von Frank Rösch verfassten Bericht heißt. „Nur noch ein Prozent unserer baden-württembergischen Bevölkerung arbeitet in der Landwirtschaft. Anders als heute hatten frühere Generationen Beziehungen und Familienbande zum Bauernhof und eine realistische Einschätzung vom Geschehen im Stall und auf dem Acker“, wird Staatssekretärin Friedlinde Gurr-Hirsch vom Landwirtschaftsministerium zitiert, die zur großen Gästeschar aus Politik, Landwirtschafts- und Schulverwaltung gehörte. Heutzutage werde vielfach entweder ein romantisierendes oder abschreckendes Bild der Landwirtschaft gezeichnet. Beides sei falsch, deshalb müssten sich die Landwirtsfamilien erklären und Öffentlichkeitsarbeit betreiben, hob sie hervor. Das Ausbildungsprojekt stelle insofern einen wertvollen Beitrag zur Verbraucherbildung der Heranwachsenden dar.
Die frühe Zusammenführung von Lehrkräften und Landwirten bereits während deren Ausbildung ist in diesem Umfang bundesweit einzigartig, so der Dozent Frank Rösch. Beide Berufsgruppen bringen ihre jeweilige Expertise mit ein und lernen dabei voneinander: Die Studierenden liefern die Grundlagen des außerschulischen Lernens und fachdidaktisch-methodische Impulse zur Kompetenzförderung. Die Landwirte verfügen über eine breite Kenntnis der Tierhaltung und Landwirtschaft allgemein.
Das Ergebnis der Kooperation ist eine komplette Unterrichtseinheit inklusive der Durchführung eines schüler- und handlungsorientierten Hoftages mit vor- und nachbereitenden Schulstunden, bei denen die Sechstklässler auch über die Zusammenhänge zwischen ihrem Konsumverhalten und den Rahmenbedingungen für die Nutztierhaltung reflektierten und auf diese Weise Bewertungskompetenzen erwarben. Die umfangreiche, von den Projektteilnehmenden erstellte Handreichung wird demnächst auf der Homepage der Initiative „Lernort Bauernhof Baden-Württemberg“ weiteren interessierten Lehrkräften und Landwirten zur Verfügung gestellt werden.
Nachdem in den vorangegangenen drei Projektdurchgängen Milchvieh-, Schweine- und Putenhaltung die Schwerpunkte bildeten, drehte sich diesmal alles um Legehennen, deren Bedürfnisse, Fütterung, Haltungsformen, Eierproduktion und Tierbeobachtung.
An vier Lernstationen wurden die Schüler von den jungen Landwirten und Studierenden begleitet. Sogar den Treibstoffverbrauch eines importierten Eies berechneten die Sechstklässler. Beim nächsten Einkauf von Eiern können sie die aufgedruckten Codes entschlüsseln und wissen, aus welcher Haltungsform das Ei stammt und ob es in der eigenen Region gelegt wurde. Viel Spaß bereiteten der direkte Kontakt mit neugierigen Hühnern und das Herstellen und Probieren von Nudeln unter fachkundiger Anleitung. Die Schüler erkannten, dass nur hochwertige und überwiegend regionale Ausgangsstoffe genutzt und die Eier in einer aufwendigen Wertschöpfungskette nachhaltig produziert werden.
Der Lernzuwachs war auch bei den jungen Erwachsenen hoch, denn Klischees zur Landwirtschaft und zur Tätigkeit der jeweils anderen Berufsgruppe wurden abgebaut – zusammen mit der Wertschätzung füreinander. Das sei eine optimale Voraussetzung, um im späteren Berufsleben ein Netzwerk aus schulischen und außerschulischen Bildungspartnern aufzubauen und gemeinsam als Multiplikatoren für verantwortungsbewusstes, nachhaltiges Konsumverhalten zu wirken, heißt es abschließend.