1. Startseite
Logo

Seelsorge am Gartenzaun: Auf ein Wort mit dem Pfarrer

Evangelische Kirchengemeinde testet neues Format der Seelsorge – Alltagsbegegnungen sollen Einstieg ins Gespräch erleichtern

Murr. Einem Pfarrer im Alltag zu begegnen und mit ihm ins Gespräch zu kommen, ist einfacher, als ihn zu sich ins Wohnzimmer einzuladen. Daniel Renz, evangelischer Pfarrer in Murr, ist von der Richtigkeit dieser These überzeugt. Allerdings will er jetzt mit einem neuen Angebot etwas nachhelfen, damit es auch zu solchen Alltagsbegegnungen kommt. Ausgedacht hat er sich dafür das Format der Gartenzaun-Gespräche.

Funktionieren soll die Idee so: In den nächsten Wochen kann man Pfarrer Daniel Renz, Vikar Lukas Rudhard oder weitere Mitarbeiter der Kirchengemeinde unter Telefon (07144) 839224 gezielt an den Gartenzaun (oder die Haustür oder eine Bank im Ort) bestellen; dort kann dann ein persönliches Gespräch stattfinden. Unterwegs ist das Team bis 17. Dezember immer donnerstags zwischen 15 und 17 Uhr.

Die Gartenzaun-Gespräche, sagt Daniel Renz, sehe er als Versuch, ein niederschwelliges Angebot zu machen, das zudem mit den geltenden Coronaregeln konform gehe. Für ihn ist dieses Modell so etwas wie eine Mischform der Seelsorge. „Es gibt Menschen, die rufen im Pfarrbüro an und vereinbaren einen Gesprächstermin. Das ist aber eine kleine Gruppe. Viel häufiger passiert es, dass ich im Ort unterwegs bin, jemanden treffe, und dann geht es plötzlich im Gespräch auch um ernstere Themen.“ Haben denn die Menschen in Zeiten von Corona und Kontaktbeschränkungen einen höheren Gesprächsbedarf? Der Geistliche differenziert. Wenn es um die kleineren Sorgen und Nöte geht, würden offensichtlich die privaten sozialen Netzwerke weiterhin greifen. Aber „messbar mehr“ Menschen habe er seit Beginn der Pandemie in psychologische Begleitung vermittelt, bei tiefgehenden familiären Auseinandersetzungen zum Beispiel oder wenn es um Suchtprobleme gehe.

Renz sieht die Situation im aktuellen Teil-Lockdown anders als die Lage im Frühjahr. „Da haben auch die Kirchen mit digitalen Angeboten und Videoübertragungen gearbeitet. Jetzt müssen wir wieder analoger werden, weil erneut gemeinschaftliche Erlebnisse wie die Gymnastikstunde oder die Chorprobe wegfallen.“

Parallel bereiten sich Daniel Renz und sein Team schon auf Weihnachten vor, das in diesem Jahr anders sein wird als zuvor. Fest steht bereits, dass der immer gut besuchte Gottesdienst am Nachmittag des Heiligen Abends als ökumenisches Angebot auf dem Sportplatz des SGV Murr stattfinden wird. Für Familien wird an einer Art Stationenlauf getüftelt, vielleicht gelingt es auch, ein Konzert in die Peterskirche zu übertragen. „Wir müssen bewährte Formate auf die Anforderungen von Corona zuspitzen“, beschreibt Renz die Herausforderung.