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Simulationszentrum mit steiler Erfolgskurve

Auch der Landrat ist beeindruckt: Dietmar Allgaier in der „Trainings-Geburtsstation“. Foto: Albert Arning
Auch der Landrat ist beeindruckt: Dietmar Allgaier in der „Trainings-Geburtsstation“. Foto: Albert Arning
Die hochmoderne Trainingseinheit der RKH boomt – Erweiterungsbau eingeweiht – Klinikenchef Martin: Ein Zentrum 4.0

Vaihingen. Als das Vaihinger Kreiskrankenhaus Ende 2015 geschlossen wurde, waren Ärger und Frust groß. Über 80 Jahre hatte die Stadt eine eigene Klinik. Doch das an seine Stelle getretene Simulationszentrum der Regionalen Kliniken-Holding (RKH) zählt nicht nur zu den größten und modernsten in Deutschland – es boomt auch: Am Donnerstag wurde deshalb ein 2,86 Millionen Euro teurer Erweiterungsbau eingeweiht.

„Wir zählen zu den Big Playern“, sagt Dr. Stefan Weiß, der Ärztliche Direktor des Simulationszentrums, selbstbewusst. Für RKH-Chef Professor Jörg Martin ist es „ein Zentrum 4.0 – vom Allerfeinsten. Es sucht deutschlandweit seinesgleichen“.

Oberarzt Dr. Christoph Marquardt beobachtet, wie sein Kollege Kalev per Schlüssellochchirurgie die Blinddarm-OP macht. Kalev schneidet daneben, es blutet, natürlich vor den Gästen der Besichtigung mit Absicht. Alarm wird ausgelöst. Das Problem kann behoben werden. Bis zu drei angehende Ärzte üben hier maximal in der Gruppe. Oder nebenan mit dem Ultraschallgerät. In einem anderen Raum der ehemaligen Klinik sitzt eine Frau mit einem weinenden Kind, einer Attrappe, im Arm. Das Kind schreit, es laufen Tränen. Was machen die Helfer hier? „Solche Fälle kann man mit echten Kindern nicht üben“, meint Weiß, der eine Gruppe – darunter zwei Staatssekretäre, Landrat Dietmar Allgaier, Polizeipräsident Burkhard Metzger und Vaihingens Oberbürgermeister Gerd Maisch, durch das Zentrum führt.

In einer Toilette liegt eine bewusstlose Person. Sie muss gerettet werden. In einem OP läuft eine Geburt. Kaiserschnitt. Woanders versucht ein Team, einen Schwerverletzten nach einem Wohnhausbrand zu retten. Im Hintergrund lodern Flammen. Welches Medikament? Wann kommt der Notarzt? Hier wird deutlich: Notfallsituationen sind nicht planbar. Doch kann man sich durch häufiges Training auf sie vorbereiten: Je qualifizierter und erfahrener Rettungskräfte und Ärzte sind, desto besser können sie in Aktion treten. Nachgebaut hat man in Vaihingen eine komplette Station – mit Patientenzimmern und Schwesternstation. Und Überwachungsgeräten, wie sie im normalen Betrieb eingesetzt werden. Es soll alles so ablaufen wie in der Klinik.

„Wir sind komplett ins kalte Wasser gesprungen“, erklärt Weiß die Entwicklung seit der Einweihung im Mai 2017. Alle Mitarbeitenden verstünden sich, unabhängig von ihrer individuellen Qualifikation, als Team. „Zu meiner Zeit hat man am Patienten geübt“, blickt Martin zurück. „Hier verblutet jetzt beim Üben niemand. Es ist Wahnsinn, was man machen kann.“ Mit dem Zentrum sei aus einer Vision Wirklichkeit geworden. Auch für den Einsatz von Telenotärzten stehe man zur Verfügung.

Die Gäste sind beeindruckt. „Solche Zentren tragen dazu bei, dass richtig gut ausgebildet wird“, meint Staatssekretärin Dr. Ute Leidig vom Gesundheitsministerium des Landes. „Ich bin begeistert.“ Sie geht davon aus, dass es auch mit weiteren Zuschüssen klappen wird. Im ersten Abschnitt habe es 734000 Euro über das Regierungspräsidium gegeben. „Wir sind dankbar für das Angebot hier“, lobt auch Innen-Staatssekretär Wilfried Klenk. Erfahrung bekomme man durch Übung, betont Landrat Dietmar Allgaier, der sich über die „steile Erfolgskurve“ freut, die das Zentrum genommen habe.