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Soldaten helfen bei der Kontaktverfolgung

Bereits im Herbst 2020 unterstützen Soldaten der Bundeswehr das Ludwigsburger Gesundheitsamt. Archivfoto: Holm Wolschendorf
Bereits im Herbst 2020 unterstützen Soldaten der Bundeswehr das Ludwigsburger Gesundheitsamt. Foto: Holm Wolschendorf
Um die Mitarbeiter des Gesundheitsamts bei der Kontaktverfolgung zu unterstützen, hat der Landkreis Hilfe von der Bundeswehr angefordert. Im Schlösslesfeld sitzen 15 Soldaten und arbeiten Listen ab. Am Montag kommt Verstärkung: Dann sind 15 weitere Soldaten in Kornwestheim im Einsatz, wo nach Pflugfelden und Schlösslesfeld eine dritte Außenstelle entstehen wird.

Ludwigsburg. Normalerweise sitzt Oberfeldwebel René Dyzio nicht den ganzen Tag am Schreibtisch. Er ist Aufklärer beim Jägerbataillon 292 der Bundeswehr und in Stetten am kalten Markt stationiert. Doch seit zehn Tagen sitzt er in einem Büro im Schlösslesfeld, arbeitet am Computer und telefoniert viel – typische Schreibtischarbeit eben. „Es ist eine nette Abwechslung hier“, sagt Dyzio. Er ist einer von 15Soldaten der Bundeswehr, die seit 20.Oktober das Ludwigsburger Gesundheitsamt unterstützen. Sie helfen mit, die Kontaktlisten von mit Covid-19 Infizierten abzutelefonieren. „Wir haben uns schnell eingearbeitet“, berichtet Dyzio. Die erfahreneren Mitarbeiter des Gesundheitsamtes seien immer zur Stelle, wenn es Fragen gibt.

Dyzio und die anderen Soldaten arbeiten mit einer Checkliste, die ihnen vom Gesundheitsamt zur Verfügung gestellt wurde. Sie fragen etwa, wie lange der Angerufene Kontakt zum Infizierten hatte, ob mit Maske oder ohne und ob er bereits Symptome entwickle. Sind alle Fragen der Liste abgehakt, ist klar, ob die Kontaktperson in Quarantäne muss oder nicht.

Die Kontaktliste bekommen die Nachverfolger von einer anderen Gruppe im Gesundheitsamt, erklärt Stefanie Bartzsch, die Leiterin des Nachverfolgungsteams. Die sogenannten Ermittler nehmen bei einem positiven Befund Kontakt zum Infizierten auf und bitten unter anderem um eine Liste mit allen Kontaktpersonen der vergangenen 48 Stunden. Diese Liste geht an das Nachverfolgungsteam. Mit falschen Namen hat das Team fast nie zu tun, sagt Mitarbeiterin Saskia Zippan. Es komme jedoch manchmal vor, dass die Telefonnummer falsch oder nur der Vorname angegeben ist. „Dann fühlen wir uns manchmal wie Detektive“, sagt sie.

Die Anrufe – René Dyzio hat am Mittwoch zum Beispiel mehr als 80 Personen kontaktiert – und die Recherche kosten Zeit. „Wir sind nicht taggenau“, gibt Stefanie Bartzsch zu. Ein bis eineinhalb Tage seien sie hinterher mit den Kontaktlisten. Die Kontaktpersonen wüssten jedoch oft schon vom Infizierten Bescheid und hielten sich bereits an die Quarantäne. Außerdem wird es ab Montag noch mehr Unterstützung geben: In Kornwestheim wird nach Pflugfelden und Schlösslesfeld die dritte Außenstelle eröffnet. Der Landkreis hat bei der Bundeswehr einen weiteren Antrag für mehr Personal gestellt, der genehmigt wurde. In Kornwestheim werden ab kommender Woche weitere 15Soldaten die Kontaktlisten abarbeiten.

Bis Anfang Dezember sind die Soldaten in Ludwigsburg. Doch es könne jederzeit eine Verlängerung oder eine Aufstockung des Personals beantragt werden, so Markus Kirchenbauer, Sprecher des Landeskommandos Baden-Württemberg. Für Unterkunft, Verpflegung und Arbeitsplatz ist der Landkreis zuständig. Die Soldaten, die in Ludwigsburg aushelfen, sind im Hotel untergebracht, bekommen dort Frühstück und in der Kantine des Landratsamtes Mittag- und Abendessen.

Ludwigsburg ist nicht der einzige Landkreis, der Unterstützung von der Bundeswehr bekommt. In 24 Gesundheitsämtern im Südwesten helfen derzeit 327 Soldaten aus, berichtet Kirchenbauer. Der Antrag eines Landrates geht zuerst zum Regierungsbezirk, dann zur Landesregierung. Wenn diese Behörden auch nicht aushelfen können, bekommt die Bundeswehr den Antrag. „Dort wird dann geprüft, ob wir dürfen und ob wir können“, so Kirchenbauer. Das Dürfen, also die rechtlichen Voraussetzungen, sind durch den Paragrafen 35 im Grundgesetz, dem sogenannten Amtshilfe-Paragrafen, gegeben. Das Können sei eine Frage der Ressourcen. „Die haben wir auf jeden Fall noch“, so Kirchenbauer. Bundesweit stehen 15000 Bundeswehrsoldaten zur Unterstützung bereit, Stand heute sind 3200 in ganz Deutschland im Einsatz.