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Portrait
SPD-Kandidat Colin Sauerzapf ist der Jüngste im Rennen

Wo Neckar und Rems aufeinandertreffen, ist für Colin Sauerzapf „der schönste Ort in Remseck“. Auch bei minus 6 Grad – wie an diesem Tag – genießt der SPD-Landtagskandidat den Blick auf den Hechtkopf in Neckarrems, mit dem pittoresken weißen Badehaus,
Wo Neckar und Rems aufeinandertreffen, ist für Colin Sauerzapf „der schönste Ort in Remseck“. Auch bei minus 6 Grad – wie an diesem Tag – genießt der SPD-Landtagskandidat den Blick auf den Hechtkopf in Neckarrems, mit dem pittoresken weißen Badehaus, dem roten Boothaus und dem Rathaus im Hintergrund. „Hier ist richtig viel gemacht worden.“ Foto: Holm Wolschendorf
„Als junger Mensch habe ich eine andere Sicht auf die Welt und bringe diese Themen ein.“ Mit 23 Jahren ist Colin Sauerzapf, der für die SPD antritt, der Jüngste der Kreiskandidaten im Rennen um einen Sitz im Landtag. Auch wenn es am 14. März mit ziemlicher Sicherheit nichts werden wird mit dem Sprung in die Landespolitik – von dem Physikstudenten wird noch zu hören sein.

Ludwigsburg/Remseck. Es war der 13. März 2016, als Colin Sauerzapf beschloss, etwas zu tun. An diesem Tag als Wahlhelfer bei der Landtagswahl zuständig für die Auszählung der Stimmen von SPD und AfD, „war ich viel schneller fertig als die anderen“. Kein Wunder: Sogar von der AfD überholt, erlebte die SPD mit 12,7 Prozent einen der schwärzeren Tage ihrer Geschichte im Land. Für Colin Sauerzapf war das der Anlass, erst recht in die Politik einzusteigen. Und das für die SPD. „Ich sehe mich auf jeden Fall im links-sozialen Spektrum.“ Den antiquiert klingenden Begriff Volkspartei nimmt er ernst: Die SPD sei für „Menschen unterschiedlicher Schichten und Herkunft“ da, „und die Parteien aus dem demokratischen Spektrum gehören nach vorne“.

Chancengleichheit als Grundlage

Gerade einmal fünf Jahre später sitzt der 23-Jährige für die SPD im Remsecker Gemeinderat, ist stellvertretender Fraktionsvorsitzender und wurde kürzlich per Briefwahl als Vorsitzender der Kreis-Jusos wiedergewählt. „Mich hat keiner angehauen, ich will mich einfach politisch engagieren“, stellt er klar. „Der junge Physiker“ steht auf seinen Plakaten, einen Welpenschutz will er nicht: „Ich werde die jungen Themen einbringen.“ Ebenso selbstbewusst seine Ansage über seine eigenen Leitplanken: „Es geht um Gerechtigkeit, Fairness, Chancengleichheit.“

Dabei ist ihm bewusst, „wie viel Glück ich habe. Ich weiß meine Privilegien zu schätzen. Mir geht es gut.“ Nach Grundschule und Abitur am Lise-Meitner-Gymnasium in Remseck zog er für ein Jahr nach Kornwestheim zu seiner Oma und kehrte nach deren Tod wieder zurück ins Elternhaus nach Neckarrems. Seine Mutter Lehrerin, der Vater Ingenieur, bekamen er und sein ein Jahr jüngerer Bruder viel Unterstützung von zu Hause. „Meine Schulzeit war der Hammer. Mein Vater half in Mathe, meine Mutter in Deutsch und Englisch.“

Dass er Physik an der Uni Stuttgart studiert, ist kein Zufall. Der Urgroßvater Ingenieur, der Großvater ebenfalls, der Vater Elektroingenieur. Sohn Colin wiederum beschäftigt sich nach seiner Zeit bei Bosch als Werkstudent mit den Maschinen bei Trumpf. „Die Entwicklung macht mir extrem viel Spaß“, hier sieht er seine Zukunft für eine Promotion. Die Politik ist für ihn auch Ausgleich vom Wissenschaftsalltag: „Die ganze Woche zu rechnen, ist mir zu wenig. Ich brauche neue Herausforderungen und Perspektiven.“ In der Politik, sagt er, „kann ich mich erden. Ich will nicht nur rumphilosophieren.“

Mitten im Wahlkampf hat Colin Sauerzapf weniger Zeit für sein – derzeit online stattfindendes – Studium, wie er ungeschminkt sagt: „Wenn ich nicht so viel Zeug nebenher machen würde, könnte ich besser sein.“ Dazu gehört, wenn auch nicht im Lockdown, auch die Band Feego, mit der er sonst etwa beim Neckarremser Straßenfest oder in Kneipen auftritt. Gelernt hat er irgendwann Blockflöte, bis ihm auffiel, dass sein Bruder mit Schlagzeug und Gitarre doch deutlich cooler war. Mit der Zeit brachte sich der Linkshänder Gitarre, E-Gitarre und Saxofon bei, nachdem er zwei Jahre lang noch Violine gespielt hatte. Alternative, Rock, Pop: Er habe schon Songs für die Coverband geschrieben, sagt er, „aber da fehlt mir gerade einfach die Zeit für“. Flach fallen auch Skifahren, Bouldern (Klettern ohne Seil) oder Windsurfen – ob es damit im Sommer etwas werden wird, bezweifelt er.

In Remseck geht es um die neue Mitte, eine Bibliothek oder den Nord-Ost-Ring, den er als zweispurige Straße statt vierspuriger Autobahn durchaus akzeptieren würde. Allerdings: „Wo neue Straßen gebaut werden, kommt auch mehr Verkehr.“ Nachhaltige Mobilität sei neben dem Wohnungsbau das Thema für die Lokalpolitik: Er würde den Güterverkehr gerne verstärkt auf die Schiene setzen und freut sich in Sachen Stadtbahn über den Mini-Erfolg Zweckverband. Ein fröhliches Lächeln: „Das Thema wird in Ludwigsburg seit 1890 diskutiert, habe ich gelesen. Wir können also froh sein, wenn wir das noch erleben.“ Er setzt auf die Landesförderung und mehr Mut: „Wir müssen uns klar machen, dass es immer Leute geben wird, die dagegen sind.“ Beim ungebremsten Straßenbau, schiebt er hinterher, „waren wir auch nicht gerade zimperlich“.

„Bildung hat nicht die nötige Priorität“

In der großen Politik geht es um Klimaschutz, „die unzumutbaren Verhältnisse in der Pflege“, um Wohnungsnot und um Bildung. Gerade in Coronazeiten habe sich gezeigt, dass klare Wege in die Zukunft fehlen. „Im Land hat Grün-Schwarz der Bildung nicht die Priorität gegeben, die sie hat.“ Mehr denn je gehe es um Bildungsgerechtigkeit, auch in den Kitas zeige ich derzeit der Notstand. Mit Eltern, die extrem unter Druck seien und für eine lückenhafte Betreuung Geld zahlen müssten. Er folgt der SPD-Linie, auf kostenfreie Kitas zu setzen. Chancengleichheit: „Frühkindliche Bildung darf nicht vom Geld abhängen.“

Er will nun in den Präsenz-Wahlkampf einsteigen – statt auf Leute zuzugehen, gilt die vorsichtige Annäherung. Wahlflyer in die Hand zu drücken, „ist in diesen Zeiten nicht ratsam. Wir sind Vorbild.“ Ihm fehlt der Kontakt zu den Menschen, Vereinen, Institutionen – das Hineinhören in deren Alltag, das derzeit nur digital möglich ist. „Wie geht es euch, wie kommt ihr zurecht?“, sei derzeit die Kernfrage, von der man Handlungsbedarf ableiten könne.

Eine große Aufgabe sei es jetzt, der Wirtschaft auf die Beine zu helfen, den darbenden Einzelhandel zu stärken, den Vereinen Stabilität zu geben. Er hält sich mit Kritik an dem Corona-Management zurück. „Dafür gibt es keine Blaupause. Wir sind nunmal in einer Krisensituation. Und in der Krise gibt es keine Gewinner.“

Weitere Informationen zur Landtagswahl bieten wir Ihnen auf www.lkz.de/landtagswahl-2021. Auf unserem Instagram-Kanal (@ludwigsburgerkreiszeitung) unter dem Highlight „Landtagswahl“ finden Sie zudem kurze Porträts der Kandidaten in Videoform.

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