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Spuren aus der späten Bronzezeit

Weit fortgeschritten sind die archäologischen Grabungen bei Oberriexingen. Mit einer Länge von 1,3 Kilometer und 30 Meter Breite haben sie eine große Ausdehnung.Foto: Alfred Drossel
Weit fortgeschritten sind die archäologischen Grabungen bei Oberriexingen. Mit einer Länge von 1,3 Kilometer und 30 Meter Breite haben sie eine große Ausdehnung. Foto: Alfred Drossel
Trasse der Neckarenztal-Gasleitung wird archäologisch untersucht– Brandbombe gefunden

Oberriexingen. Südwestlich des Gewerbeparks Eichwald, auf Oberriexinger Gemarkung, finden derzeit auf einem 30 Meter breiten und 1,3 Kilometer langen Geländestreifen archäologische Grabungen statt, bevor auf dieser Trasse die Neckarenztal-Gasleitung (NET) verlegt wird. Die Archäologen haben dabei neue Erkenntnisse gewinnen können.

Die Gashochdruckleitung des Transportnetzbetreibers „terranets bw“ führt von Wiernsheim bis südlich von Löchgau. Im Vorfeld des Baus finden die vorbereitenden Grabungsarbeiten der Archäologen statt. Das Denkmalamt hat damit das Büro für Archäologie und Grabungstechnik Fodilus aus Rottenburg-Wurmlingen beauftragt.

Nachdem die obere Bodenschicht mit dem Bagger Stück für Stück entlang der Grabungsstrecke seit April beiseite geräumt wird, laufen an den dunklen Erdstellen die Feinarbeiten. Jochen Böhm, der zur Zeit Urlaub macht und vom Fodilus-Chef Dr. Ralf Keller vertreten wird, und sein Team graben vorsichtig mit dem Spaten in die Tiefe und durchsuchen die Erde mit kleinen Kellen ganz genau nach Fundstücken.

Der 1,3 Kilometer lange und etwa 30 Meter breite Arbeitsstreifen liegt vollständig in einer Denkmalfläche. Verfärbungen in Luftbildern und aufgesammelte Scherben ließen hier eine Siedlung der mittleren Jungsteinzeit aus der 5. Jahrtausend vor Christi vermuten. Die Ausgrabungen haben dies nach Angaben des Denkmalamtes vollauf bestätigt.

Es wurden Überreste von Holzgebäuden und Siedlungsgruben entdeckt. Von besonderem Interesse sei die Beobachtung, dass die Siedlung von einer großen Grabenanlage umgeben war, die sich weit über den Arbeitsstreifen der Gasleitung hinaus erstrecke. Es wurden bisher zwei Grabenabschnitte, die etwa 200 Meter voneinander entfernt sind, freigelegt.

Neben Keramik und Feuersteingeräten wurde auch eine durchlochte Geweihhacke gefunden. Bisher unbekannt sei, dass in dem Grabungsareal auch zahlreiche Siedlungsspuren aus der späten Bronze- und der frühen Eisenzeit aus dem ersten Jahrtausend vor Christi vorliegen würden. Häufig handle es sich dabei um tiefe Gruben, in denen ursprünglich Saatgetreide oder Vorräte gelagert wurden und die später als Abfallgruben genutzt worden sind. Sie enthielten Keramikscherben, Tierknochen und vereinzelt Metallobjekte, wie eine Bronzenadel. Wahrscheinlich in die Bronzezeit datiert ist eine Bestattung, die jetzt erst freigelegt und gesichert wurde.

Die militärischen Einrichtungen, die gegen Ende des Zweiten Weltkriegs bei Großsachsenheim waren, haben ebenfalls Spuren in der Grabungsfläche hinterlassen. So war ein Maschinengewehrnest in einer vorgeschichtliche Grube eingetieft, erst in der vergangenen Woche kam der Rest einer Stabbrandbombe zutage, die von der Polizei abgeholt und an den Sprengmittelbeseitigungsdienst übergeben wurde.

Die Witterung hat die Grabungsarbeiten bisher begünstigt: Nicht zu heiß und immer wieder Niederschlag, der für die Feinarbeit mit den Kellen von Vorteil ist.

Die Kosten der Grabungen, die dieses Jahr abgeschlossen werden sollen, übernimmt „terranets bw“.