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Starkregen: Kehrtwende in der Risikovorsorge

Mundelsheim. Überraschende Wendung im Mundelsheimer Gemeinderat: Das Gremium gibt jetzt doch eine Starkregengefahrenkarte in Auftrag, obwohl es diese zuletzt noch abgelehnt hatte.

Vor der Weihnachtspause hatten sich die Gemeinderäte mit der Vergabe einer sogenannten Starkregengefahrenkarte befasst. Die damalige Beschlussvorlage sah vor, die Erstellung einer solchen Karte für Bruttokosten von rund 37000 Euro bei einem Stuttgarter Planungsbüro in Auftrag zu geben. Das Ludwigsburger Landratsamt und das Regierungspräsidium Stuttgart hatten einen Zuschuss von 70 Prozent in Aussicht gestellt (wir berichteten). Doch bei der Abstimmung hatte Bürgermeister Boris Seitz dann eine Schlappe erlitten: Er stimmte als Einziger für die Auftragsvergabe, das restliche Gremium dagegen – obwohl der Gemeinderat schon im Oktober einen Grundsatzbeschluss über die Erstellung einer Starkregengefahrenkarte gefasst hatte. Solche Kartenwerke sollen Kommunen im Fall eines Hochwassers ermöglichen, kurzfristig wirksame Maßnahmen zum Schutz der Infrastruktur in die Wege zu leiten. Nach der Überschwemmungskatastrophe in Nordrhein-Westfalen und Rheinland-Pfalz haben viele Städte und Gemeinden in diese Risikovorsorge investiert.

Kritik an zu hohen Kosten

Die Mundelsheimer Räte hatten im Dezember nicht nur Kritik an den aus ihrer Sicht hohen Kosten geäußert, sondern die Sinnhaftigkeit einer Starkregengefahrenkarte für die Neckargemeinde grundsätzlich infrage gestellt. Im Fall einer Überschwemmung, so der Tenor, wisse man ohnehin, dass sich das Wasser seinen Weg über die Großbottwarer Straße in Richtung Neckar bahne. Daran werde sich auch nach Erstellung einer Starkregengefahrenkarte nichts ändern.

Neues Angebot ist etwas günstiger

Angesichts dieser ebenso grundsätzlichen wie einmütigen Ablehnung gestaltete sich der Verlauf des Tagesordnungspunkts am Donnerstagabend durchaus überraschend. Die Verwaltung hatte ein neues Angebot eines anderen Fachbüros aus der Landeshauptstadt eingeholt – das mit Bruttokosten von 35500 Euro praktisch genauso teuer war wie die am Jahresende abgelehnte Offerte. Offensichtlich aber haben die Gemeinderäte die Angelegenheit in der Weihnachtspause noch einmal gründlich überdacht. Denn nun wurden keine kritischen Stimmen laut: Das Gremium stimmte der Beschlussvorlage einstimmig und ohne Diskussionen zu. Einen Anhaltspunkt für diese Kehrtwende könnte eine Wortmeldung von Andreas Link (Freie Bürgerliche Wählervereinigung) liefern. Hochwasserschutz bestehe nicht nur aus einer Karte, meinte er, „sondern auch aus den Maßnahmen dahinter. Und bei dem neuen Angebot weiß ich, welche Maßnahmen im Paket sind.“ Auf jeden Fall sollten sich die Mundelsheimer mit ihrer Entscheidung abgesichert haben. Schließlich sei bei Starkregenereignissen die gesamte Infrastruktur betroffen, sagte Nadia Kowalski vom Fachbereich Umwelt des Landratsamts. „Starkregengefahrenkarten haben sich bewährt, um die Schäden so gering wie möglich zu halten.“