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Stickstoffdioxid: B 27 in der Innenstadt weiter über dem Grenzwert

Bus, Radverkehr, Abgase oder das Parkleitsystem: Beim Thema Mobilität geht es um viele Dinge. Archivfotos: LKZ
Bus, Radverkehr, Abgase oder das Parkleitsystem: Beim Thema Mobilität geht es um viele Dinge. Foto: LKZ
Landersweit ist in den vergangenen Monaten die Belastung der Luft mit Stickstoffdioxid deutlich zurückgegangen. Auch an den Messstellen in Ludwigsburg, wo fast überall der Grenzwert unterschritten wird – bis auf den neuen Brennpunkt an der Schlossstraße.

Ludwigsburg. „Die Halbjahresbilanz der Landesanstalt für Umwelt Baden-Württemberg zeigt Erfolge in der Luftreinhaltepolitik.“ Mit dieser Botschaft ist die Landesregierung kürzlich an die Öffentlichkeit gegangen. Die Kernaussage: An fast allen verkehrsnahen Messstellen im ganzen Land geht die Belastung durch Stickstoffdioxid deutlich zurück. Die Rede ist also von jenem Schadstoff, der in den vergangenen Jahren zu hitzigen Debatten, Gerichtsverhandlungen und auch zu Fahrverboten geführt hat.

„Unsere Maßnahmen wirken: Mehr öffentlicher Personennahverkehr (ÖPNV) zu besseren Tarifen, mehr Radwege und Tempobeschränkungen und Filtersäulen zeigen, die Luft wird besser“, sagt Verkehrsminister Winfried Hermann. Jetzt gelte es, die Werte dauerhaft und trotz Corona-Beschränkung unter dem Grenzwert zu halten.

„Eine Einhaltung des Jahresgrenzwertes von 40 Mikrogramm pro Kubikmeter Luft scheint für die meisten Messstellen im Land in greifbare Nähe zu rücken“, betont auch Werner Altkofer, stellvertretender Präsident der Landesanstalt für Umwelt Baden-Württemberg (LUBW). Nach Einschätzung des Landes und der LUBW haben mehrere Faktoren zu dieser positiven Entwicklung beigetragen: die Maßnahmen zur Verbesserung der Luftqualität, dazu der zeitweise deutliche Verkehrsrückgang wegen der Corona-Verordnungen, aber auch die Erneuerung der Kfz-Flotte mit schadstoffärmeren Autos sowie die aus lufthygienischer Sicht günstige Witterung im ersten Halbjahr 2020 mit einem starken Austausch der Luftmassen.

In Ludwigsburg hatte sich die Situation am langjährigen Brennpunkt Friedrichstraße zwar entspannt, allerdings hat sich gleichzeitig auch jetzt wieder gezeigt, dass es an einer anderen Stelle „brennt“, wo lange Jahre gar nicht gemessen wurde: in der Schlossstraße, also dem Abschnitt der B 27 auf Höhe von Schloss und Blühendem Barock. Erste Messungen gegen Ende 2019 zeigten hier mit rund 60 Mikrogramm sogleich Werte deutlich über dem Grenzwert.

Die neuen Zahlen für das erste Halbjahr 2020 zeigen jetzt zwar auch in dieser Straße eine deutliche Verbesserung, aber mit 49 Mikrogramm Stickstoffdioxid liegt der Wert noch immer deutlich über dem Grenzwert. Der Abschnitt gilt auch deshalb als besonders anfällig für einen erhöhten Schadstoffausstoß von Autos, weil es sich um eine langgezogene Steigungsstrecke handelt.

Um hier einer neuen Fahrverbots-Debatte entgegenzuwirken, hat die Stadt Anfang Juli Tempo 40 eingeführt. Ob das Wirkung zeigt, lässt sich beim Halbjahreswert der Monate von Januar bis Juni also noch nicht ablesen. Und ein Monatswert für den Juli liegt noch nicht vor, als möglicher erster Fingerzeig.

Schon jetzt sorgt der Straßenabschnitt für einige Debatten, weil fast zeitgleich mit Tempo 40 in diesem Bereich eine von drei Fahrspuren für den Autoverkehr weggefallen ist und jetzt als reine Busspur dient.

Das bringt bei starken Verkehrslagen Staus, allerdings mehr in den vorgelagerten Bereichen wie der Marbacher Straße. Auf der B27 im Bereich Schlossstraße und weiter auch in der Stuttgarter Straße ist die Stadt bemüht, mit einer optimierten Ampelschaltung den Verkehr zu verflüssigen. Denn daran zweifelt heute keiner mehr: Dort wo der Stau für Stop-and-Go-Verkehr sorgt, steigt die Belastung mit Abgasen. Und im Umkehrschluss gilt: Wo der Verkehr fließt, sinkt die Belastung.

Die Stadt jedenfalls verteidigt die Busspur. „Ziel der Busspur in der Schlossstraße ist es, den Busverkehr zuverlässiger und attraktiver zu gestalten, indem der Bus auf einer eigenen Spur am Stau vorbei fährt.“ Da sich die Autos den verbleibenden Verkehrsraum teilen müssen, komme es gerade in den Spitzenzeiten zu Staus. Es gelte aber auch: Ein gestärkter öffentlichen Personennahverkehr führt langfristig zu weniger Autoverkehr und damit auch zu weniger Pkw-Staus.

Natürlich solle aber bereits jetzt ein Pkw-Stau weitmöglichst vermieden werden, heißt es auf Anfrage unserer Zeitung weiter. „Die Verwaltung prüft daher, wie Ampelschaltungen nachjustiert werden können, um den Pkw-Verkehr zu verbessern. So wurde beispielsweise die Fußgängerampel vor dem Schloss bereits nachjustiert, da hier alle zehn Minuten auch ohne Grünanforderung durch Fußgänger der Autoverkehr gestoppt wurde.“ Den größten Effekt verspricht man sich im Ludwigsburger Rathaus allerdings von etwas anderem: „Viele Menschen, die aus Norden kommend durch Ludwigsburg Richtung Stuttgart fahren, sollten Höhe Breuningerland auf die Autobahn wechseln. Das würde der Entlastung der B27 durch die Innenstadt dienen und in Sachen Stauentstehung sowie Lärm- und Luftreinhaltung sehr helfen.“