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Tausende Euro ergaunert

Die Sanierung eines Dachs in Ludwigsburg haben Kriminelle genutzt, um Anwohner zu betrügen. Symbolfoto: privat
Die Sanierung eines Dachs in Ludwigsburg haben Kriminelle genutzt, um Anwohner zu betrügen. Symbol Foto: privat
Senioren betrogen: Täter geben sich als Handwerker von Baustelle auf anderer Straßenseite aus

Ludwigsburg. Am Montag dieser Woche, gegen Mittag, klingelt in der Seestraße ein Mann an der Tür eines Einfamilienhauses, in dem ein älteres Ehepaar wohnt. Auf der anderen Straßenseite wird gerade das Dach eines Hauses energetisch saniert, die Handwerker der Artur Louis Diezel Bedachungen führen die Arbeit aus. Der Betrieb gehört zur Firmengruppe Ralph Louis Diezel mit Hauptsitz in Freiberg und einer Außenstelle in Ludwigsburg. Das Unternehmen gibt es seit 1904, der Name ist bekannt im Landkreis und begleitete wohl viele ältere Ludwigsburger durch ihr Leben – ob bewusst als Betrieb, der im eigenen Zuhause Arbeiten ausführt, oder unterbewusst als Firmenname, der oft in der Stadt zu sehen war und ist.

Der Mann, der am Montag an der Tür des Ehepaars klingelt, laut Polizei „mehrfach und anhaltend“, gibt sich als Mitarbeiter des Traditionsunternehmens Diezel aus. Er habe von der Baustelle auf der anderen Straßenseite aus gesehen, dass auf dem Hausdach der Eheleute eine Reparatur notwendig sei. Die Rentner lassen den Mann in ihr Haus, die Drei gehen ins Obergeschoss, um den vermeintlichen Schaden zu begutachten. Der Unbekannte, der vorgibt, ein Fachmann zu sein, weist im Treppenaufgang auf feuchte Stellen hin, um seine Behauptung von einem Dachschaden zu unterfüttern. Vermutlich aber hat er die Stellen kurz vorher selbst besprüht, wie das Polizeipräsidium Ludwigsburg in einer Mitteilung schreibt.

Der Mann im Haus, der sich als Handwerker ausgibt, ist in Wirklichkeit ein Lügner; und er lügt, weil er die Eheleute betrügen will, wie sich herausstellen wird. Der Unbekannte telefoniert mit seinem angeblichen Chef, der sofort zur Stelle ist. Dieser zweite Mann gibt sich den Senioren gegenüber also als Firmenchef aus, Diezel heiße er; recherchieren musste der Betrüger offenbar nicht, bevor er diesen Namen für kriminelle Akte missbrauchte, denn dieser ist auf der anderen Straßenseite auf Baustellenbannern zu sehen.

Die beiden Täter üben laut Polizei Druck auf das Ehepaar aus, die einer Reparatur des vorgetäuschten Schadens schließlich zustimmen. Die Unbekannten behaupten, das Material sei im Fachhandel in bar zu bezahlen, deshalb verlangen sie Vorkasse, in diesem Fall benötigen sie angeblich mehrere Tausend Euro, so die Polizei. Die Täter reden weiter laut auf die Rentner ein, so dass der ältere Mann zur Bank geht und dort den Geldbetrag abhebt. Die Betrüger begleiten ihn und nehmen das Geld. Zur Reparatur des Dachs erscheint aber niemand mehr, die Betrüger sind weg und kommen nicht wieder.

Der wirkliche Firmenchef Ralph Louis Diezel ist fassungslos ob dieser „neuen, fiesen Betrugsmethode“. Jeder anständige Handwerksbetrieb und jeder Anwohner müsse davor gewarnt werden. „Kein seriöses Unternehmen würde unaufgefordert an der Tür klingeln, um Aufträge zu bekommen.“ 7200 Euro hätten die Täter von dem Ehepaar ergaunert, so Diezel.

Der Handwerker erzählt, dass der Sohn der Senioren aus Berlin bei ihm angerufen habe, um ihn mit dem Geschäftsgebaren der angeblichen Mitarbeiter zu konfrontieren. Dabei stellte sich der Betrug heraus.

Es sei wohl Zufall gewesen, dass die Täter „den angesehenen Namen unseres Unternehmens für betrügerische Zwecke nutzten“. Dennoch: Nutzten Betrüger das über Jahrzehnte gewachsene „Vertrauen in ehrbare Handwerksmeister, das Grundvertrauen in Handwerkskunst“ für ihre kriminellen Akte aus, hätten sie womöglich leichtes Spiel, so Diezel: „Gerade bei der älteren Generation hat das Handwerk ein hohes Ansehen“.

Info: Das Polizeirevier sucht weitere mögliche Geschädigte. Ein Täter ist etwa 1,68 Meter groß, hat gebräunte oder dunklere Haut und spricht mit Akzent. Er trug Arbeitskleidung. Der andere Mann ist etwa 1,80 Meter groß und hat kurze Haare, er trug Jeans, Polohemd und Bauchtasche. Beide trugen Mund-Nasen-Bedeckung. Hinweise bitte an das Polizeirevier unter Telefon (0.71.41) 18.53.53. (red)