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Telekom und Stadtwerke werden Partner

Vertreter der Stadtwerke und der Telekom präsentieren vor historischer Kulisse ihr Zukunftspaket für die Glasfaser, Fotos: Ramona Theiss/Sina Schuldt/dpa
Vertreter der Stadtwerke und der Telekom präsentieren vor historischer Kulisse ihr Zukunftspaket für die Glasfaser, Foto: Ramona Theiss/Sina Schuldt/dpa
Schnelles Glasfaser soll in Winzerhausen in eineinhalb Jahren verfügbar sein. Archivfoto: Sina Schuldt/dpa
Schnelles Glasfaser soll in Winzerhausen in eineinhalb Jahren verfügbar sein. Foto: Sina Schuldt/dpa
Die Stadtwerke Ludwigsburg-Kornwestheim (SWLB) und die Telekom schließen eine Ehe auf Zeit. Damit fechten David und Goliath im Kampf ums schnelle Internet ab sofort Seite an Seite. Die Telekom pachtet das Glasfasernetz der Stadtwerke und kann damit das superschnelle Netz für seine Dienstleistungen nutzen.

Ludwigsburg. Die Hälfte aller Gebäude in Ludwigsburg haben bereits einen Breitbandanschluss, so der vorsitzende Geschäftsführer der Stadtwerke, Christian Schneider. Bis 2024 sollen alle 15000 Häuser mit 56000 Haushalten versorgt sein, ebenso alle Gewerbegebiete und Firmenstandorte, so das ehrgeizige Ziel des städtischen Tochterunternehmens. Neben Gas, Strom und Wasser soll der zuverlässige und schnelle Datenfluss künftig zur öffentlichen Daseinsvorsorge für Wirtschaft und Bevölkerung gehören.

Die Stadtwerke schaffen deshalb die flächendeckende Infrastruktur für das Glasfasernetz im kompletten Stadtgebiet. Das lässt sich das städtische Unternehmen insgesamt rund 74 Millionen Euro kosten. Ganz alleine geht dasGeschäft mit der Glasfaser für die Stadtwerke aber auch nicht. Denn bei der Zahl derer, die den Glasfaseranschluss an ihrem Gebäude auch tatsächlich nutzen und einen Internetvertrag abgeschlossen haben, gibt es noch viel Luft nach oben. Und so haben sich die Stadtwerke mit der Telekom zusammengeschlossen. Der große Konzern pachtet die Leitungen auf 30 Jahre und bietet künftig zusätzlich zum SWLB-Angebot seine eigenen Dienstleistungen an, bekannt unter dem Markennamen Magenta mit einer Palette von Telefonie und Datenpaketen fürs Internet bis hin zu Filmangeboten. Ein weiterer Teil des neuen Deals: Auch andere Anbieter können die Datenautobahn nutzen, dies aber nur gegen eine Art Mautgebühr.

Ob und wie hoch eine Rendite der Stadtwerke für ihre Millioneninvestition in den kommenden dreißig Jahre ausfällt, darüber schweigt Schneider lächelnd: „Die Rendite würden viele gerne wissen.“ Nur so viel will er dazu sagen: „Die Stadtwerke sind kein Wohltätigkeitsverein, sondern haben durchaus ein wirtschaftliches Interesse.“

Die Vorgeschichte der Glasfaseroffensive reicht zurück in die Ära Werner Spec. Der damalige Oberbürgermeister und seine Kornwestheimer Amtskollegin Ursula Keck sowie der Aufsichtsrat der SWLB hatten den Entschluss zum eigenständigen Glasfaserausbau bereits 2015 gefasst. Knapp vier Jahre später sei man in Verhandlungen mit der Telekom getreten, heißt es jetzt. Und diese hätten sich doch etwas in die Länge gezogen. Die Ausgangsposition: Ein Weltkonzern an einem Tisch mit einem lokalen mittelständischen Unternehmen. Man habe sich erst „beschnüffeln“ müssen „und sehen, wie der andere tickt“, so Thilo Höllen. Er ist bei der Telekom Leiter der Breitbandkooperationen in Deutschland.

„Alleine wäre der bundesweite Ausbau der Glasfaser bis 2030 für uns gar nicht zu stemmen“, betont Höllen. Damit will er anderen Kommunen die Hand reichen und sie ermuntern, dem Ludwigsburger Modell zu folgen. Es sei ein komplett neuer Weg, der hier beschritten wurde, bundesweit einzigartig, betonen Stadtwerke wie Telekom. Aber man lasse sich optimistisch darauf ein.

Das Ergebnis sei ein Meilenstein, ein Leuchtturm, zeigen sich alle Beteiligten begeistert. „Es ist ein erhebender Moment“, freut sich Oberbürgermeister Matthias Knecht, der qua Amt auch Aufsichtsratsvorsitzender der SWLB ist. Es sei damals eine mutige und kluge Entscheidung gewesen, den Aufbau eines flächendeckenden Netzes mit Glasfaser anzugehen. Nicht erst seit Covid mit Homeoffice und Heimunterricht sei deutlich geworden, wie zentral ein ultraschnelles und zuverlässiges Internet sei. Und das können die Glasfasern bieten.

Hans-Jürgen Bahde, Geschäftsführer der Gigabit Region Stuttgart, wünschte sich, dass noch viele andere der 179 Kommunen in der Region dem Beispiel folgten. In der Gigabit haben sich Kommunen in der Region Stuttgart zusammengeschlossen, um den Ausbau der Glasfaser voranzubringen.

Zweige der Organisation auf lokaler Ebene sind Zweckverbände. Michael Makurath, Oberbürgermeister von Ditzingen, meint als stellvertretender Verbandsvorsitzender des Zweckverbands Kreisbreitband: „Breitbandaktive Stadtwerke wie die SWLB spielen eine wichtige Rolle, wenn die Ziele des regionalen Glasfaserausbauprojektes erreicht werden sollen. Das Kooperationsprojekt schaffe ein Nebeneinander und ein abgestimmtes Miteinander mit Synergien beim Ausbau.“

In Kornwestheim ist die Telekom übrigens schon länger der alleinige Platzhirsch. 90 Prozent der Haushalte hat sie nach eigenen Angaben dort bereits mit Glasfaser versorgt. (tf/red)