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Tor für B10-Neubau steht jetzt weit offen

Der Verkehr quält sich auf der B 10 durch Enzweihingen – aber nicht mehr lange? Laut des Regierungspräsidiums soll 2023 mit dem Bau der Ortsumfahrung begonnen werden – so sieht es der jetzt erlassene Planfeststellungsbeschluss vor. Archivfoto: Alfred
Der Verkehr quält sich auf der B 10 durch Enzweihingen – aber nicht mehr lange? Laut des Regierungspräsidiums soll 2023 mit dem Bau der Ortsumfahrung begonnen werden – so sieht es der jetzt erlassene Planfeststellungsbeschluss vor. Foto: Alfred Drossel
Eine jahrzehntelange Debatte kommt auf die Zielgerade: Das Regierungspräsidium macht den Weg für die Verlegung der B10 und die Umfahrung des Vaihinger Ortsteils Enzweihingen frei. Das letzte Wort werden wohl die Gerichte haben.

Vaihingen. Eigentlich wollte Oberbürgermeister Gerd Maisch in diesen Tagen mit den Vaihingern Maientag feiern. Doch das Traditionsfest fällt zum zweiten Mal wegen Corona aus. Trotzdem kehrt am Freitag im Rathaus schlagartig Champagnerlaune ein. Der Grund ist eine Entscheidung des Stuttgarter Regierungspräsidiums (RP), das bekanntgibt, den Planfeststellungsbeschluss für die Verlegung der B10 und die Enzweihinger Ortsumfahrung zu erlassen. „Das ist ein guter und wichtiger Tag für die Menschen in Enzweihingen, die sich jetzt auf eine spürbare Entlastung vom Verkehrslärm freuen können“, so Maisch gegenüber unserer Zeitung.

Gut 32 Millionen Euro werden fällig

Der Beschluss umfasst den zweistreifigen Neubau der B10 auf einer Länge von rund 2,6 Kilometern im Enzweihinger Norden. Er startet beim Abzweig der Stuttgarter Straße nach Vaihingen und endet an der Kreisstraße nach Oberriexingen. Die Enz und der Strudelbach müssen dabei mit zwei Brückenbauwerken überquert werden. Entlang der Route sollen Lärmschutzwände entstehen, die Anwohner haben laut RP Ansprüche auf Lärmschutzfenster. Die Kosten für das XXL-Projekt beziffert die Behörde mit etwa 32,3 Millionen Euro. Der Regierungspräsident Wolfgang Reimer: „Das Tor zum Bau der Ortsumfahrung ist jetzt weit aufgestoßen.“

Der Ludwigsburger Bundestagsabgeordnete und Verkehrsstaatssekretär Steffen Bilger (CDU) spricht von einem Meilenstein. „Seit Jahrzehnten warten die Menschen in Enzweihingen und viele Autofahrer auf die Umsetzung.“ Tatsächlich laufen die Debatten seit den 1970er Jahren. Die B10 durchschneidet den Stadtteil, immer wieder staut sich in den Stoßzeiten der Verkehr – Statistiker zählen hier Zehntausende Fahrzeuge am Tag. Mit im Pott war ebenfalls eine Tunnellösung, die in Vaihingen jede Menge Befürworter hat – die aber auch kostspieliger gewesen wäre und vom Regierungspräsidium nun beerdigt worden ist. Zumal bei einer Bürgerbefragung vor knapp zehn Jahren mehr als 70 Prozent der Vaihinger für die Nordumfahrung stimmten.

Geht es nach dem Regierungspräsidium und dem Vaihinger OB Maisch, dann soll 2023 der Baubeginn erfolgen. Für die Arbeiten sind rund vier Jahre eingeplant. Gegenwind ist allerdings vorprogrammiert. Maisch: „Mit Straßenplanung macht man sich nicht nur Freunde.“ Er rechnet damit, dass die Entscheidung gerichtlich überprüft werden wird.

Ein Falter könnte das Projekt stoppen

Davon geht auch der Vaihinger Landtagsabgeordnete Markus Rösler (Grüne) aus, ein Anhänger der Tunnelvariante. „Ich begrüße ausdrücklich, dass das Verfahren vorwärtskommt. Wir warten seit Monaten auf die Entscheidung.“ Den Planern wirft er aber „gravierende Mängel und erhebliche Eingriffe in die Natur“ vor. Ein Forscher vom Rote-Liste-Zentrum des Bundesamts für Naturschutz sei in Enzweihingen auf den Großen Feuerfalter gestoßen, eine schützenswerte Art. In einem Gutachten für baden-württembergische Umwelt- und Naturschutzverbände liste der Experte weitere Verstöße auf, die er für relevant halte. „Der Falter ist nur die Spitze des Eisbergs“, sagt Rösler. Die Entscheidung für den B10-Neubau müsse daher gekippt werden.

Der Vaihinger OB Maisch erwartet allerdings, dass die Planung einer gerichtlichen Überprüfung standhält. Dafür könnte auch die Einlassung des Verkehrsministers Winfried Hermann sprechen, der wie Rösler den Grünen angehört. Der Minister sagt: „Wir wissen um die naturschutzfachliche Bedeutung der Flächen, die nun in Anspruch genommen werden müssen.“ Unter dem Strich freue sich Hermann aber darüber, dass eine Lösung für die lärmgeplagte Bevölkerung Enzweihingens gefunden worden sei.