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Kliniken
Trotz unverhofften Gewinns jede Menge Baustellen

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Der Überschuss kommt überraschend und wird sich vorerst nicht wiederholen: Die Kliniken Ludwigsburg-Bietigheim (kurz KLB) haben 2018 eine halbe Million Euro Gewinn eingefahren – allerdings nur wegen eines Einmaleffekts: Die KLB konnten Rückstellungen für einkalkulierte, aber nicht geforderte Steuern auflösen. Ohne diese Eintagsfliege stünde im Jahresabschluss ein Defizit von 1,6 Millionen Euro.

Kreis Ludwigsburg. Auf Bundesgesundheitsminister Jens Spahn ist Professor Jörg Martin nicht gut zu sprechen. Er wünsche dem CDU-Politiker, der als potenzieller Nachfolger Ursula von der Leyens im Verteidigungsministerium gehandelt wird, diesen Karrierresprung von Herzen, ätzt der KLB-Chef und verhehlt nicht, was er von Spahns Reformeifer in Sachen Pflege hält: nichts. Dass Spahn den Krankenhäusern und Pflegeheimen 13 000 voll finanzierte Stellen in Aussicht gestellt hat – heiße Luft! „Nicht eine dieser Stellen ist bisher besetzt“, sagt Martin. Es gebe dieses Personal schlicht nicht, stattdessen bundesweit 26 000 offene Stellen. Und bis die Krankenhäuser eine Krankenschwester, die aufhört, ersetzen könnten, vergingen durchschnittlich 149 Tage. Allein das Haus in Ludwigsburg habe derzeit 20 offene Pflegestellen.

Und Spahns Personaluntergrenze für die Krankenhausstationen? Ein Irrweg, wettert Martin. Im Gegenzug für mehr Fachkräfte – die es ja nicht gebe – streiche Spahn das Geld für Hilfskräfte, ohne die kein Krankenhaus auskomme. Die Pflegekräfte müssten damit auch deren Aufgaben übernehmen und hätten „weniger Zeit am Bett“, und die Krankenhäuser müssten unterm Strich mehr bezahlen.

Dem Pflegenotstand setzt Martin, wie berichtet, eine akademische Pflegeausbildung entgegen. Das Interesse sei groß, das erste Semester, das im Herbst beginnt, bereits ausgebucht. Das Studium finanzieren die Kliniken, die Studierenden binden sich dafür vertraglich.

Das Thema Pflege ist nicht die einzige Großbaustelle, auf der Martin – der auch die Geschäfte der KLB-Mutter Regionale Kliniken-Holding RKH führt – derzeit alle Hände voll zu tun hat: Für den künftigen Gesundheitscampus Marbach, wo 2020 die Schließung der Inneren Abteilung ansteht, ist das Konzept noch unvollendet, in Bietigheim stehen Jahre der Erweiterung bevor. Außerdem plant Marin den Umbau der Krankenhaus-Holding zum „integrierten Gesundheitsanbieter“: Ein Netzwerk mit Hausärzten, niedergelassenen Fachärzten, Spezial- und Reha-Kliniken soll um die RKH herum entstehen, eine Strategie 2025 entwickelt werden. Bis dahin nötiges Investitionsvolumen: 330 Millionen.

Um so wichtiger, dass der Landkreis als bei Investitionen mit Abstand wichtigster Zahlmeister da nicht auch noch beim laufenden Betrieb drauflegen muss. Das wird schwierig genug bleiben, auch wenn die beiden großen Häuser in Ludwigsburg und Bietigheim im operativen Geschäft gut dastehen (Grafik). Für 2019 erwartet die KLB trotzdem wieder ein Defizit von 700 000 Euro. Und die Rücklagen betragen grade mal noch eine knappe Million.