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Überfüllte Busse: Schulbeginn wird jetzt etwas entzerrt

Schulen und Busbetreiber hoffen, dass morgens überfüllte Busse der Vergangenheit angehören. Nach Schulschluss bleibt die Situation unverändert, einen späteren Bus zu nehmen hält man für zumutbar. Archivfoto: Holm Wolschendorf
Schulen und Busbetreiber hoffen, dass morgens überfüllte Busse der Vergangenheit angehören. Nach Schulschluss bleibt die Situation unverändert, einen späteren Bus zu nehmen hält man für zumutbar. Foto: Holm Wolschendorf
Nach langem Hin und Her haben sich jetzt Schulen, Schulamt, Stadt und Busbetreiber abgestimmt. Die weiterführenden Schulen werden ab nächster Woche zeitversetzt mit dem Unterricht beginnen.

Ludwigsburg. Überfüllte Busse, und das in Coronazeiten, hat Eltern und Schüler genervt und auch den Verkehrsminister beschäftigt. Gelder für weitere Busse hat dieser in Aussicht gestellt, doch die Busunternehmen vor Ort stoßen an ihre Grenzen. Auch zusätzliche Busse, die eingesetzt wurden, halfen nur etwas weiter. Weitere Kapazitäten gibt es nicht. Jetzt haben sich in Ludwigsburg alle weiterführenden Schulen, Stadt und Busbetreiber LVL abgestimmt und sich auf einen zeitversetzten Schulbeginn verständigt.

Ab Montag, 9. November, und zunächst bis Ende November sollen am Innenstadtcampus und am Bildungszentrum West in der Sekundarstufe 1 (Klassen 5 bis 10) etwa 50 Prozent der Schülerinnen und Schüler zeitversetzt mit dem Unterricht beginnen, teilt die Stadt nach der Besprechung auf Nachfrage mit. Das heißt, dass ein Teil der Schüler regulär um 7.45 Uhr beginnt, der Rest um 8 Uhr.

Die Klassen 5 bis 7 sowie die Oberstufenklassen werden regulär mit dem Unterricht anfangen, berichtet Mathias Hilbert, geschäftsführender Rektor der Ludwigsburger Gymnasien. Die Klassen 8 bis 10 werden erst um 8Uhr beginnen. Damit hofft man, den morgendlichen Andrang auf die Busse etwas zu entzerren.

Ziel dieser Regelung ist, vom Unterricht so wenig wie möglich ausfallen zu lassen. „Das Stuttgarter Modell wollten wir nicht“, so Hilbert, der auch Schulleiter des Otto-Hahn-Gymnasiums ist. In Stuttgart fängt ein Teil der Schüler erst zur zweiten Schulstunde an, was im laufenden Betrieb zu Unterrichtsausfall führen würde. Die 15 Minuten, die in Ludwigsburg nun fehlen, seien dagegen verkraftbar. „Vielleicht wird die eine oder andere Stunde auch fünf Minuten in die Pause hinein fortgesetzt“, so Hilbert.

Dass die jüngeren Schüler wie bisher anfangen dürfen, sei bewusst so entschieden worden. Die Älteren seien flexibler, könnten sich auch eher selbstständig organisieren und sich auf veränderte Fahrzeiten einstellen. Bei den Jüngeren verlassen sich die Eltern darauf, dass sie pünktlich zur Schule gehen, so Hilbert zu dieser Regelung.

Für Hilbert ist das ein „kluger Kompromiss“, den alle mittragen, auch wenn bereits Eltern sich melden, die möglichen Unterrichtsausfall beklagen. „Wir stimmen uns in alle Richtungen ab, jetzt geht die Gesundheitsfürsorge vor“, sagte er. Die Regelung gilt an allen weiterführenden Schulen. Am Ludwigsburger Schiller-Gymnasium ist man „guter Dinge, dass man die fehlende Zeit reinarbeiten kann“, bei Bedarf werden die Pausen verkürzt. Auch die Realschulen haben sich entsprechend organisiert, die Gottlieb-Daimler-Realschule will es intern mit Umschichtungen versuchen, um Unterrichtsausfall zu vermeiden, wie sie den Eltern mitteilt.

Schon frühzeitig haben sich die Gymnasien im Ellental in Bietigheim-Bissingen auf gestaffelte Schulanfangszeiten eingestellt. Im Juli ist der Stundenplan fürs neue Schuljahr entsprechend ausgestaltet worden. Ein Ansatz, den auch die beruflichen Schulen am Römerhügel in Ludwigsburg verfolgt haben (siehe auch Zusatzartikel).

Die Ludwigsburger Verkehrslinien (LVL) sind froh, dass sich etwas bewegt. Geschäftsführerin Carry Buchholz hat schon früh darauf gedrängt, wenigstens eine Viertelstunde dazuzugeben, auch wenn ihr eine ganze Schulstunde lieber gewesen wäre. Aber auch jetzt helfe die Regelung weiter, die älteren Schüler können einen Bus später nehmen. Buchholz verweist darauf, dass die Schulen ihre Türen früher öffnen, Schüler also auch einen Bus früher nehmen können.

Die LVL hofft, dass dies zur Entlastung beiträgt, in den nächsten Wochen werde man die Situation in den Bussen beobachten. „Nach den Herbstferien war die Auslastung nicht so stark wie davor“, hat Buchholz beobachtet. Entlastung gibt es auf allen Linien, so die LVL. Außen vor bleibt Poppenweiler, weil es dort nur einen 20-Minuten-Takt gibt.

Der Deutsche Lehrerverband sieht die Entzerrung der Schulanfangszeiten nicht als der Weisheit letzter Schluss an. „Da ist dann zwar vielleicht ein bisschen weniger los in den Bussen und in den Pausen, aber am Grundproblem ändert sich nichts. Und das Grundproblem ist die volle Klasse. In der Schule haben sie trotzdem die vollen Klassenzimmer“, stellte Präsident Heinz-Peter Meidinger gegenüber der Deutschen Presse-Agentur fest. Wenn die Infektionszahlen weiter ansteigen, sollte wieder über geteilte Klassen nachgedacht werden.