Ludwigsburg. 53 Flüchtlinge aus der Ukraine, darunter viele Kinder, sind derzeit im Hotel Ibis am Bahnhof untergebracht. Viele Ehrenamtliche, darunter Valeria Fedchenko oder Tetyana Bytniewski, kümmern sich um die Familien. Zum Glück! Denn ohne diese Unterstützung wäre es den Flüchtlingen über die Osterfeiertage schlecht ergangen.
Im Gegensatz zu den Angaben der Stadt Ludwigsburg, die die Zimmer angemietet hat, haben die Flüchtlinge im Ibis kein Catering erhalten und haben auch keine Möglichkeit, sich dort Speisen zuzubereiten. „Und in den Zimmern können sie auch nichts machen. Dort gibt es nicht einmal einen Wasserkocher“, sagt Valeria Fedchenko. Die Flüchtlinge können sich also nicht einmal einen Tee kochen.
Freiwillige Helfer sorgen über die Feiertage für warmes Essen
Gemeinsam mit anderen Ehrenamtlichen hat Fedchenko über die Osterfeiertage schnell einen Aufruf gestartet, um Obst und warmes Essen für die Flüchtlinge zu organisieren. Viele hilfsbereite Menschen haben sofort reagiert und Essen vorbeigebracht, für Ostersonntag und Ostermontag wurde von Freiwilligen sogar ein Catering organisiert, schildert Valeria Fedchenko. Viele der Ukrainer hätten da zum ersten Mal seit Tagen wieder ein warmes Essen bekommen.
Andere Betroffene, davon berichtet Tetyana Bytniewski, haben nach Möglichkeiten gesucht, dass wenigstens ihre Kinder irgendwo in der Stadt eine warme Suppe bekommen. „Die Menschen, die jetzt nach Ludwigsburg kommen, haben schon sehr viel durchgemacht, können schreckliche Dinge berichten“, erzählt sie. Eine von ihnen ist ihre Freundin, der mit drei Kindern die Flucht aus dem umkämpften Mariupol gelungen ist. Zusammen mit einer Nichte und ihrer Schwiegermutter ist sie nach der strapaziösen Flucht im Ibis-Hotel am Bahnhof untergekommen. „Das Hotel macht gut mit“, sagt Bytniewski. Das sei nicht das Problem. Die Eigentümer haben sich sogar selbst an der Essenshilfsaktion über Ostern beteiligt. Offenbar hapert es organisatorisch eher bei der Stadtverwaltung, die für die Unterbringung der Ukrainer in den Hotels zuständig ist.
Die Stadtverwaltung weist die Verantwortung von sich
Doch dass die Versorgung der Geflüchteten über die Osterfeiertage im Ibis-Hotel nicht geklappt hat, davon will man im Rathaus nichts gewusst haben. „Hierzu ist uns nichts bekannt“, heißt es auf Nachfrage unserer Zeitung. „Auch im Service-Center Ukraine gingen hierzu keine Beschwerden ein“, so die Antwort der Pressestelle, wo man auf das Landratsamt verweist. „Für die Leistungsgewährung ist der Landkreis zuständig, damit sich die Geflüchteten selbst versorgen können“, heißt es.
„In der Zwischenzeit hilft die Stadt durch eine Erstversorgung mit Carepaketen. Zudem bieten viele Hotels, die die Stadt gebucht hat, zu festgelegten Zeiten ein Frühstück an. Auch haben wir mit der Karlshöhe ein Kontingent an Mittagessen vereinbart, die in der dortigen Kantine eingenommen werden können.“ Wie der Fall der Flüchtlinge aus dem Ibis-Hotel zeigt, hat das System offenbar Lücken.
Viele Flüchtlinge stehen ohne einen Euro da
Ein weiteres Problem, das verschärfend hinzukommt, ist, dass viele Ukrainer keine Euros haben und damit völlig mittellos sind – also auch kein eigenes Essen oder einen Imbiss kaufen können. Bis die erste Unterstützung nach dem Asylbewerberleistungsgesetz fließt, können viele Wochen vergehen. Dafür braucht man hier auch erst mal ein eigenes Konto. Tetyana Bytniewski hat jüngst viel Zeit damit zugebracht, bei der Eröffnung von Bankkonten zu dolmetschen. Sie weiß, welche Banken kooperativ sind. Und sie weiß, wie viel Gebühren fällig sind, bevor der erste Euro überhaupt auf dem Konto ist. Laut Valeria Fedchenko helfen viele Ehrenamtliche den Betroffenen finanziell aus. Auch wenn das vom Gesetz her gar nicht sein müsste. „Sollte eine Mittellosigkeit vorliegen, kann vor Ort für die Leistungen nach dem Asylbewerberleistungsgesetz ein Gutschein ausgegeben werden“, heißt es bei der Stadt. Doch die Hürden sind allem Anschein nach hoch.
Schockierend ist für viele der ukrainischen Flüchtlinge auch, wie teuer in Deutschland alles ist. Wer die Preise aus der Ukraine gewohnt sei, erlebt in der Ludwigsburger Innenstadt einen regelrechten Preisschock, erzählt Bytniewski. Ihre Freundin habe ein bisschen Geld dabei, doch nicht bei allen funktionieren die Bankkarten. Andere wiederum haben kein Geld mehr auf dem Konto, weil es die Firma, bei der sie gearbeitet haben, nicht mehr gibt.
Anfang dieser Woche waren der Stadtverwaltung zufolge 108 Geflüchtete aus der Ukraine in Hotels untergebracht. Ein Hotelaufenthalt – das klingt normalerweise nach Urlaub. Die Geflüchteten seien zwar froh und dankbar, dass sie in Sicherheit seien, berichten die freiwilligen Helferinnen. Aber der Alltag der Familien im Hotel bringt einige Herausforderungen mit sich. Auch das Waschen der Kleidung ist für die Bewohner der Hotelzimmer ein Problem. Für die Familie ihrer Freundin hat Tetyana Bytniewski bisher das Waschen übernommen, aber eine Dauerlösung sei dies nicht, denn sie fährt jedes Mal aus Schwieberdingen nach Ludwigsburg.