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Verkehrsfreigabe vor Weihnachten

Mit einem Brückenuntersicht-Gerät wurde gestern die neue Egelseebrücke der Bundesstraße 10 über die Enz geprüft.Foto: Alfred Drossel
Mit einem Brückenuntersicht-Gerät wurde gestern die neue Egelseebrücke der Bundesstraße 10 über die Enz geprüft. Foto: Alfred Drossel
Die fast 100 Meter lange Egelseebrücke in Vaihingen wird unter die Lupe genommen und bekommt Schulnoten

Vaihingen. Drei Monate früher als geplant wird die neue Egelseebrücke im Zuge der Bundesstraße 10 über die Enz für den Verkehr freigegeben, spätestens am 23. Dezember. Gestern war die erste Hauptprüfung des fast 100 Meter langen Bauwerks. Techniker des Regierungspräsidiums Stuttgart nahmen von einem Brückenuntersuchungsgerät aus das Bauwerk unter die Lupe.

Techniker Elmar Kellner und sein fünfköpfiges Team von der Brückenprüfstelle des Regierungspräsidiums ließen ein spezielles Untersichtgerät auffahren. Von der bis zu 17 Meter langen, ausfahrbaren Arbeitsbühne aus können die Männer jeden Punkt unter der Brücke erreichen. Sie klopften mit dem Hammer den Beton nach eventuellen Hohlräumen ab, prüften mit einem Spezialgerät die Betondeckung zur Armierung, untersuchten Widerlager und nahmen die Farbschicht des Geländers unter die Lupe. Die sogenannte H1- Hauptuntersuchung ist der eigentlichen Bauabnahme vorgeschaltet. Dieselbe Prüfung wird in fünf Jahren vor Ablauf der Gewährleistungspflicht wiederholt.

Jede Brücke im Zuständigkeitsbereich der Straßenbauverwaltung in Baden-Württemberg wird im Abstand von drei Jahren einer qualifizierten Bauwerksprüfung unterzogen. Dabei wechseln sich die sogenannte „Einfache Prüfung“ und die wesentlich umfangreichere „Hauptprüfung“ mit jeweiligem Sechs-Jahres-Turnus ab. Geprüft wird nach den Kriterien Standsicherheit, Verkehrssicherheit und Dauerhaftigkeit.

Die Techniker vergeben dabei Noten. Als sanierungsbedürftig werden solche Bauwerke eingestuft, die eine Zustandsnote 3,0 und schlechter haben. Ein vordringlicher Sanierungsbedarf besteht für Bauwerke mit einer Zustandsnote von 3,5 und schlechter. Für die 1886 Brücken an den Autobahnen und weitere 4210 Brücken an den Bundesstraßen sowie 3225 Brücken an den Landesstraßen gibt es eine Liste des Sanierungsbedarfs. Von 213 Brücken an Bundesstraßen haben 20 den Wert 3,5 und schlechter. Bei den Landesstraßen haben von 205 Bauwerken 22 die Noten 3,5 und schlechter.

Als die alte Egelseebrücke 2014 geprüft wurde, bekam sie die Note 2,0. Ihr Schicksal ist bekannt: Die ursprüngliche Egelseebrücke war gegen Ende des Zweiten Weltkrieges gesprengt und im Jahr 1948 auf den alten Gründungen und Unterbauten wiederaufgebaut worden. 2014 wurden am Tragsystem Schäden festgestellt, auf die die Landesstraßenbauverwaltung mit einer verkehrlichen Beschränkung unter Verwendung einer Behelfsbrücke reagieren musste.

Die Untersuchung des Bauwerks und die Überprüfung der Statik führten zu dem Ergebnis, dass die Brücke durch einen Neubau zu ersetzen ist. Die alte Brücke wurde gesprengt und an derselben Stelle wurde jetzt die neue Brücke gebaut. Der Neubau ist 92 Meter lang und zwölf Meter breit. Er beschreibt eine leichte Kurve. Die neue Brücke kann von Fahrzeugen mit einem zulässigen Gesamtgewicht von 60 Tonnen befahren werden. Der Bund investiert in den Abbruch der alten Egelseebrücke rund 1,2 Millionen Euro. Der Ersatzneubau kostet 6,4 Millionen Euro.

Durchschnittlich wurden in den vergangenen Jahren rund 80 Millionen Euro für die Bauwerkserhaltung im Bereich der Bundesfernstraßen und 20 Millionen Euro für die Bauwerkserhaltung im Bereich der Landesstraßen eingesetzt, betont die Projektleiterin des Vaihinger Brückenbauwerks, Ulrike Conle. Das ist übrigens ihre letzte Brücke, die sie im Auftrag des Regierungpräsidiums betreut. Ab Januar arbeitet sie bei der Autobahnbau GmbH. Das Vaihinger Projekt sei dank leistungsfähiger Firmen gut gelaufen, freut sie sich.

Rollt der Verkehr über die neue Egelseebrücke, wird die bundeseigene Stahlgitterbrücke abgebaut. Das wird ab Januar der Fall sein. Für den Rückbau sind rund drei Monate eingeplant.