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Umschulung
Vom Handwerker zum Hausmeister

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Von links: Robert Jetschina, seit Oktober Hausmeister am Hans-Grüninger-Gymnasium, Gunnar Klama von der Stadt Markgröningen, Projektleiter Harald Daumüller und Hans-Peter Haußer, bald als Hausmeister vor allem für das Rathaus zuständig. Foto: Oliver Bürkle
Berufsunfähigkeit muss nicht in der Sackgasse enden: Qualifizierungslehrgang eröffnet neue Chancen am Arbeitsmarkt

Ludwigsburg. Probleme mit den Bandscheiben oder schmerzende Knie können das berufliche Aus bedeuten. Hans-Peter Haußer und Robert Jetschina erlebten einen solchen Tiefpunkt. Wie geht es weiter? Frührente mit Anfang 50? Sie schulten um und wurden vom Handwerker zum qualifizierten Hausmeister. „Man hat wieder Selbstbewusstsein und eine Perspektive. Ich bin gottfroh drüber“, sagt Haußer.

Den beiden Männern gelang ein Neustart mit Hilfe der BBQ Berufliche Bildung: Über den gemeinnützigen Bildungsträger mit Hauptsitz in Stuttgart und einer Niederlassung in Ludwigsburg absolvierten sie eine zehnmonatige Qualifizierung zum technischen Hauswart (QTH). Haußer vollendet zurzeit die letzten Tage seines betrieblichen Praktikums bei der Stadt Markgröningen und wird danach als festangestellter Hausmeister vornehmlich das Rathaus betreuen. Robert Jetschina kümmert sich bereits seit Oktober um das Hans-Grüninger-Gymnasium. „Ohne Hilfe hätte ich das nicht geschafft“, sagt Jetschina.

„Wir nehmen gerne Bewerber aus der Weiterbildung, weil die gut ausgebildet sind und eine langjährige Berufserfahrung mitbringen“, sagt Gunnar Klama vom Fachgebiet Gebäudemanagement der Stadt Markgröningen. „Es ist ja letztlich eine dreifache Win-Win-Situation“, resümiert Klama. Denn der Teilnehmer bekomme wieder eine berufliche Perspektive, der Arbeitgeber – in dem Fall die Stadt Markgröningen – erhalte qualifizierte Arbeitskräfte mit langjähriger Berufserfahrung, und die Rentenversicherung werde entlastet. Harald Daumüller, QTH-Projektleiter bei BBQ in Ludwigsburg, will auf den Ausweg aus der Berufsunfähigkeit aufmerksam machen. „Wir wollen den Menschen helfen, wieder auf einen guten Weg zu kommen“, so Daumüller.

Die Tätigkeit eines Hausmeisters sei viel umfassender als früher, die Anforderungen gingen über das Handwerkliche hinaus. Diese Erfahrung machten auch die Teilnehmer. Auch, dass man das Lernen wieder lernen muss. EDV-Kenntnisse, Kommunikationstraining, Konfliktmanagement und das Einschätzen eigener Fähigkeiten und Befugnisse gehören ebenso zu den Lerninhalten wie Gebäudemanagement und der Einsatz von Fremdfirmen. Zusatzqualifikationen erlangen die Teilnehmer zum Beispiel beim Grundlehrgang Sicherheitsbeauftragter. Auch die fachpraktische Werkstattausbildung ist Bestandteil des Curriculums. Kooperationspartner sind der Tüv Süd, das Elektro Technologie Zentrum Stuttgart, die Handwerkskammer Stuttgart und das Christliche Jugenddorfwerk Deutschland. Durch ihre Ausbildung können viele der ehemaligen Teilnehmer im neuen Beruf arbeiten: in Schulen, Wohnanlagen, Hotels, und bei Facility-Management-Dienstleistern.

Ende Februar beginnt der neue Kurs QTH. Zweimal im Jahr gibt es die Möglichkeit zum Einstieg – natürlich auch für Frauen. Auf eigene Faust kann man sich allerdings nicht anmelden. Die Kosten für die Weiterbildung tragen die Rentenversicherung oder die Berufsgenossenschaft. „Wir haben die Grundsteine an die Hand gekriegt. Was man letztlich daraus macht, ist einem selbst überlassen“, sagt Haußer und berichtet, dass sein Lehrvertrag vor über 30 Jahren einfach per Handschlag galt. „Das waren andere Zeiten.“ Umso wichtiger, dass er auch in Bewerbungsfragen Unterstützung bekommen habe.