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Warum das Restaurant Alexandereck zum Jahresende schließt

Susanne, Rosemarie und Yvonne Mauch vor ihrem Zuhause: dem Restaurant Alexandereck. Foto: Holm Wolschendorf
Susanne, Rosemarie und Yvonne Mauch vor ihrem Zuhause: dem Restaurant Alexandereck. Foto: Holm Wolschendorf
Fast 70 Jahre lang führt ihre Familie das Restaurant Alexandereck in der Ludwigsburger Südstadt. Zum Jahresende hören die drei Frauen Mauch schweren Herzens auf. Hier erzählen sie, was sie zu diesem Schritt bewogen hat.

Ludwigsburg. Draußen auf der Terrasse sind die Sonnenschirme zusammengeklappt. Auf den Tischen haben sich kleine Regenpfützen gebildet. An diesem kühlen Septembertag mag niemand draußen sitzen. Und falls nicht doch noch ein goldener Herbst kommt, wird hier auch niemand mehr sitzen und Rostbraten mit selbst gemachten Spätzle von Köchin Susanne Mauch genießen. Denn Ende des Jahres schließt das Alexandereck. Nach fast 70 Jahren.

Stammgäste waren wie Familie

„Es ist schlimm“, sagt Seniorchefin Rosemarie Mauch. Tränen schimmern in ihren Augen. „Das ist doch unser Zuhause, unser Wohnzimmer!“ Das Alexandereck, das war ihr Leben, die Stammgäste fast schon Familie. „Wir haben hier viel erlebt. Viel Schönes, viel Menschliches, manch Pikantes.“ Sonntags traf man sich hier zum Frühschoppen und Kartenspielen. „Nachmittags um drei haben dann die Ehefrauen angerufen und gefragt: ‚Isch mei Mo no im Alex?‘“ An schönen Sommertagen kamen die Reiter aus Kornwestheim rüber geritten, haben was getrunken und sind wieder zurück, erinnert sich die Seniorchefin. „Damals sind die Uhren noch anders gegangen.“ Man kannte sich. Traf sich hier. Hat immer das Neuste erfahren.

Früher haben sich hier die Stammtische getroffen, sagt Rosemarie Mauch und zeigt auf den Tisch links von der Eingangstür. Heute ist der Tisch leer. Nur Beagle-Rüde Snoopy liegt drunter in seinem Korb und wärmt sich am Kachelofen. „Er trauert“, meint Yvonne Mauch. Erst sei sein Freund, der Dackel, gestorben, und im August sein Herrchen.

Auch die Töchter gehen in die Gastronomie

Rosemarie und Peter Mauch hatten 1976 das Alexandereck von Peter Mauchs Eltern übernommen. „Unsere Eltern wurden vom Weinhändler verkuppelt“, verraten die Töchter lachend. Die meiste Zeit stand der Chef in der Küche, während Rosemarie Mauch alles andere gemanagt hat. Als die beiden Töchter den beruflichen Weg in die Gastronomie einschlagen wollten, warnte der Vater: „Überlegt euch gut, was ihr macht!“ Susanne, die Jüngere, entschied sich dennoch für eine Ausbildung zur Köchin, schloss sogar als Jahrgangsbeste ab, Yvonne absolvierte eine Ausbildung zur Hotelfachfrau. Beide stiegen in den elterlichen Betrieb ein. Diesen August ist Peter Mauch gestorben. „Mein Mann war viele Jahre lungenkrank, aber das kam sehr überraschend.“

An der Wand im Gastraum hängen Fotografien, die das Alexandereck in den 50er Jahren zeigt. Peter Mauchs Großvater Alois Peschak hatte die Gastwirtschaft 1954 gekauft und weitergeführt. Seitdem sind die Mauchs hier. Wohnen und arbeiten im Alexandereck. Die Gastwirtschaft ist ihr Leben.

Restaurant schließt zum Jahresende

Nun wird alles anders. Zum Jahresende wird das Restaurant geschlossen. Die beiden Töchter hatten sich schon in der Coronazeit eine andere Anstellung gesucht. „Von irgendwas muss man ja leben.“ Im ersten Coronajahr, sagen sie, hätte sie viel Unterstützung erfahren. Doch das habe nachgelassen. Als die Gastronomie wieder öffnen durfte, waren Mitarbeiter zwischenzeitlich anderweitig untergekommen. Das Alexandereck ist seither nur sonntagmittags geöffnet. Susanne Mauch steht dann in der Küche, macht Rostbraten, Schnitzel, selbst gemachte Nudeln. „Kruscht“, so sagt sie, „gibt es hier nicht. Wir machen alles selber. Bis zum Schluss.“

Corona habe viel kaputt gemacht, sagen die drei Mauch-Frauen. Noch vor fünf Jahren sei alles ganz anders gewesen. Die Kegelbahn hatten sie kurz vor der Pandemie renoviert. Kurze Zeit später durfte dort niemand mehr die Kugeln rollen lassen. Dann die vielen Auflagen und Einschränkungen. „Aber Personal ist das größte Problem“, sagen sie. „Man findet nicht mal jemanden, der bereit ist, auf Minijob-Basis zu arbeiten.“

Inflation und Energiekrise bereiten Sorgen

Hinzu komme die Sorge um die Inflation. „Die Leut’ gehen nicht mehr so oft zum Essen.“ Und was werde mit den Energiekosten? Gleichzeitig stünden Investitionen an und neue Auflagen, die erfüllt werden müssten. „Und dann hat man immer noch kein Personal.“

Was dann aus dem Alexandereck wird, steht noch nicht fest. „Wir haben schon viele Pachtanfragen bekommen, aber die haben doch die gleichen Auflagen wie wir. Wie soll das gehen?“, fragt Rosemarie Mauch. Es gebe viele Überlegungen, aber noch nix Konkretes. „Jetzt bringen wir das erst mal zu Ende. Dann sehen wir weiter.“