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Warum gibt es keine Tests für die Kinder?

Ein Schulkind aus Wien zeigt einen negativen Antigen-Schnelltest. Schüler in Österreich werden derzeit zweimal pro Woche auf das Corona-virus getestet. Foto: dpa
Ein Schulkind aus Wien zeigt einen negativen Antigen-Schnelltest. Schüler in Österreich werden derzeit zweimal pro Woche auf das Corona-virus getestet. Foto: dpa
Seit Montag geht ein kleiner Teil der Schüler in Baden-Württemberg wieder in die Schule. Wechselunterricht ist angesagt, um Abstände ein- und das Infektionsrisiko gering halten zu können. Doch während sich Lehrer zweimal die Woche auf das Coronavirus testen lassen können, gibt es für die Schüler keine Schnelltests.

Ludwigsburg. Seit dieser Woche können sich Lehrer zweimal pro Woche einem Corona-Schnelltest unterziehen. Die Tests werden vom Land bezahlt und können in Arztpraxen oder Apotheken gemacht werden. Damit soll für mehr Sicherheit an den Schulen gesorgt werden. Was dabei allerdings nicht vorgesehen ist, sind Schnelltests auch für Schüler. Für sie gibt es keine routinemäßigen Tests.

Der Philologenverband Baden-Württemberg kritisiert die Nicht-Testung der Schüler. „Kinder übertragen die Virusmutationen“, so der Vorsitzende Ralf Scholl. Daher fordert der Verband der gymnasialen Lehrkräfte auch für die Kinder und Jugendlichen eine regelmäßige Testung, wenn die Schulen geöffnet werden.

Vonseiten des Landes ist das jedoch derzeit nicht vorgesehen. Und auch bei der Stadt Ludwigsburg hält man sich nach Mitteilung der Pressestelle zurück: „Es gibt keine Planungen, alle Schülerinnen und Schüler unter den derzeitigen Rahmenbedingungen, zu testen.“ Allein in Ludwigsburg wären rund 9000 Schüler sowie 4200 Kitakinder wöchentlich zweimal zu testen. „Dies ist logistisch mit den derzeitigen Schnelltests und den damit verbundenen Anforderungen schlicht nicht leistbar. Erst wenn es in ausreichender Anzahl zugelassene Selbst-Schnelltests gibt, ist so etwas überhaupt denkbar“, teilt die Stadtverwaltung mit.

Die Stimmung unter den Eltern ist gespalten. „Während manche eine Testung begrüßen würden, lehnen andere Eltern das kategorisch ab und sprechen von Körperverletzung“, sagt Erika Macan, Vorsitzende des Gesamtelternbeirats. Die Angst der Eltern, dass ihre Kinder zweimal pro Woche per Nasen-Rachen-Abstrich getestet werden könnten, schrecke viele ab. „Ich persönlich fände es gut, sofern es Tests gibt, die auch für Kinder geeignet sind.“

Die beiden geschäftsführenden Schulleiter in Ludwigsburg, Bernhard Bleil für die Grund-, Gemeinschafts-, Werkreal-, Real- und Förderschulen, sowie Mathias Hilbert für die Gymnasien, würden Schnelltest für Schüler begrüßen. „Es ist immer gut, präventiv zu testen“, sagt Bleil. Allerdings müsse geklärt werden, wie das im Einzelnen durchgeführt werden könne, ergänzt Hilbert.

Österreich macht vor, wie es gehen kann: Schüler gehen hier wieder durchgängig zum Unterricht. Zur Schule gehen darf aber nur, wer zweimal die Woche einen Antigen-Selbsttest macht, und ein Negativergebnis vorzeigen kann.

In diesen Monaten geht der Blick ja häufig nach Tübingen. Denn dort läuft manches ein bisschen anders als im Rest des Landes. Das hängt insbesondere mit dem Engagement der dortigen Ärztin Lisa Federle und Tübingens Oberbürgermeister Boris Palmer zusammen. „Unser Ziel sind regelmäßige Schnelltests zwei bis drei Mal pro Woche an allen Kitas und den Abschlussklassen aller Schulen in der Stadt“, sagte Palmer.

Auch Berlin geht diesen Weg. Dort bildet das Rote Kreuz Lehrkräfte vor Ort in Sachen Schnelltest aus, so dass diese dann die Kinder testen können. Langfristig setzt man auf eine Ausnahmegenehmigung, die Selbsttests erlaubt.

So ganz ausgeschlossen sind Schnelltests für Schüler in Baden-Württemberg aber offenbar nicht. In Böblingen wird derzeit ein Modellprojekt zum Einsatz von Selbsttests bei Schülern durchgeführt. „Die Erkenntnisse daraus werden uns dabei helfen, die Selbsttests, sobald sie zugelassen sind, zielführend in die Teststrategie des Landes zu integrieren“, teilt das Sozialministerium mit.