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„Wer wo mit welchen Fahrzeugen fährt, ist zweitrangig“

Bis zum Jahr 2028 soll die neue Stadtbahn fahren. Was jetzt noch fehlt, ist ein passender Namen für den Zug. Foto: privat.
Bis zum Jahr 2028 soll die neue Stadtbahn fahren. Was jetzt noch fehlt, ist ein passender Namen für den Zug. Foto: privat.
Aktionsbündnis Stadtbahn begrüßt Gründung des Zweckverbandes durch Kreistag – „Vorziehen der Verbindung nach Markgröningen sollte Förderung nicht behindern“

Kreis Ludwigsburg. Das Aktionsbündnis Stadtbahn Ludwigsburg aus ADFC, BUND und VCD, das sich bereits seit Jahren intensiv für den Bau einer Niederflurstadtbahn einsetzt, begrüßt, dass mit dem Beschluss der Zweckverbandssatzung im Ausschuss für Umwelt und Technik des Kreistags ein weiterer Schritt zur Realisierung des Projekts getan wurde. Die Initiative hofft, dass nun rasch der Kreistag und die beteiligten Städte und Gemeinden zustimmen. Damit könnte der Zweckverband bald gegründet werden. Das Aktionsbündnis verspricht sich davon eine Planung und Realisierung aus einem Guss und nicht ein Vorgehen wie in der Vergangenheit, als Stadt und Kreis Ludwigsburg verschiedene, zum Teil konkurrierende, Konzepte verfolgt haben.

Die Initiative befürwortet ebenfalls eine rasche Reaktivierung der bestehenden Bahnstrecke Markgröningen–Ludwigsburg. Das werde eine der ersten Aufgaben für den Zweckverband sein. Die Initiative der Freien Wähler für eine Sondervereinbarung zwischen den Anliegergemeinden sei wenig hilfreich und führe nach Ansicht des Aktionsbündnisses nicht zu einer schnelleren Realisierung des Projekts. Das Vorgehen, dass ein Stadtbahnprojekt abschnittsweise gebaut wird, hält das Bündnis für normal. Das sollte der Förderung keinen Abbruch tun. Die Regional-Stadtbahn Neckar Alb im Raum Tübingen-Reutlingen werde so geplant. Die Stadtbahn Heilbronn wurde in mehreren Abschnitten realisiert. Bis 1998 fuhr sie in den Hauptbahnhof, 2001 folgte die Innenstadtquerung und 2005 der Anschluss nach Öhringen. Seit 2015 wird auch der Nordast bedient. Trotz einzelner Realisierungsabschnitte sollte der Zweckverband stets das Gesamtprojekt im Auge behalten, damit alle Teile so gebaut werden, dass man nicht später wieder viel umbauen muss. Das wäre sicher nicht förderfähig.

Wer wo mit welchen Fahrzeugen für einen Vorlaufbetrieb unterwegs ist, hält das Bündnis für zweitrangig. Natürlich müsse eine technisch und betrieblich gute Lösung gesucht werden. Ob die Strecke dann weiter der DB gehört oder dem Landkreis, sei dabei egal. Der Vorlauf könne mit geleasten Fahrzeugen erfolgen, die später von den endgültigen Stadtbahnen abgelöst werden. Damit gewinne man auch Zeit für die Fahrzeugbeschaffung. Die Widmung der Strecke nach Eisenbahn-Bau-und-Betriebsordnung (EBO) hätte den Charme, dass Güterverkehr bis Markgröningen möglich bliebe. Wenn der Ruf nach „Mehr Güter auf die Bahn“ endlich konkret umgesetzt würde, wäre dies hier auch möglich.

Aus Sicht des Aktionsbündnisses müssen für die weitere Planung nun die entscheidenden, jedoch bislang ungelösten Schlüsselstellen der Stadtbahn geklärt werden. So sei bislang die Querung des Bahnhofes Ludwigsburg unklar. Der ursprünglich für die Hochflurbahnplanung notwendige zusätzliche und teure Tunnel nördlich des Schillerdurchlasses ist für die sehr viel wendigere Niederflur-Stadtbahn weder technisch erforderlich noch sinnvoll. Bei dem dagegen vom Aktionsbündnis vorgeschlagenen Streckenverlauf der Stadtbahn mitten durch die Weststadt (Weststadtspange) könne der Ludwigsburger Bahnhof auf einer neuen Brücke für Tram und Bus (ÖPNV-Brücke) parallel zur Keplerbrücke oberirdisch und ohne Beeinträchtigung des Autoverkehrs gequert werden. „Mit diesem Kniff wird die Weststadt mit ihren Arbeitsplätzen erschlossen. Die Tram kann in der richtigen Richtung zur direkten Weiterfahrt in die Innenstadt in den Zentralen Omnibusbahnhof (ZOB) eingeführt werden“, ist sich Bahnexperte Dr. Werner Bischof sicher. „Weiter würde die Einfädelung in die Myliusstraße, vorbei an Rathaus, Blüba, Krankenhaus bis nach Oßweil so erheblich vereinfacht.“ Nachdem seit einiger Zeit die Erweiterungen zu Bosch und W&W mit den dortigen Arbeitsplätzen begründet werden, ist für das Bündnis nicht nachvollziehbar, warum langfristig Arbeitsplätze und Bewohner der Weststadt im weiten Bogen umfahren werden sollen.

Das Aktionsbündnis appelliert daher zum einen an Landratsamt und Stadt Ludwigsburg, die vorgeschlagene alternative Querung des Bahnhofs mittels einer ÖPNV-Brücke parallel zur Keplerbrücke und die Weststadtspange als Basis für alle weiteren Planungen – auch unter Einbeziehung neuer Möglichkeiten über das Unifranck-Gelände – detailliert zu prüfen. Man hoffe weiterhin so wie bisher auf einen guten Dialog mit den Verwaltungen und mit dem Zweckverband, sobald er aus der Taufe gehoben ist. (red)