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Werkshallen stehen künftig in Polen

Auf dem Areal der ehemaligen Treppenfirma Majer beim Kreisverkehr am Großbottwarer Ortsausgang Richtung Sauserhof hat sich in den vergangenen Monaten viel verändert.Foto: Ramona Theiss
Auf dem Areal der ehemaligen Treppenfirma Majer beim Kreisverkehr am Großbottwarer Ortsausgang Richtung Sauserhof hat sich in den vergangenen Monaten viel verändert. Foto: Ramona Theiss
Oberstenfelder Bäckerei Nestel schafft Platz für neuen Hauptstandort – Abgebautes Material größtenteils wiederverwendet

Großbottwar. Wer in den vergangenen Monaten durch Großbottwar Richtung Sauserhof gefahren ist, dürfte am Kreisverkehr rechter Hand große Umbauarbeiten bemerkt haben. Das Areal der ehemaligen Schlosserei Majer im Gewebegebiet Kellersrain mit mehreren Gebäuden hat bereits vor einigen Jahren die Oberstenfelder Bäckerei Nestel erworben. Zuvor hatte der damalige Inhaber Werner Nestel in der eigenen Gemeinde nach einem Grundstück gesucht, war aber nicht fündig geworden, wie er auf Anfrage unserer Zeitung erzählt. Das Areal in Großbottwar habe zudem einige Vorteile: Man sei an dieser Stelle gut sichtbar und dürfe nachts arbeiten.

Beides sind wichtige Voraussetzungen für die Pläne, die die Bäckerei Nestel mit dem Areal hat: Dort soll eine große Bäckerei entstehen, die die bisherige Produktion in Oberstenfeld ersetzt und von der aus die zehn Filialen an weiteren Standorten beliefert werden können. Auf dem Stockwerk darüber soll die Verwaltung Einzug halten. Auch ein Verkauf mit einem Drive-in, wie es ihn bereits in Beilstein gibt, und ein Café sind auf der rund 6000 Quadratmeter großen Fläche vorgesehen. Einer entsprechenden Bauvoranfrage hat der Großbottwarer Gemeinderat 2019 zugestimmt. Auch der Firmensitz soll von Oberstenfeld nach Großbottwar wechseln.

Ein näherer Blick auf die bestehenden Hallen hatte früh ergeben, dass ein Umbau nicht ausreichen würde. „Da wurde klar, dass das erst ein Projekt für die nächste Generation wird“, sagt Stephanie Tadday, die inzwischen mit Bruder Christian Nestel und Schwester Michaela Ritz die Geschäftsführung des Familienbetriebs mit nunmehr 240 Mitarbeitern übernommen hat.

In der Backstube in Oberstenfeld geht es laut Stephanie Tadday mittlerweile sehr beengt zu. Im Gegensatz zu industriellen Teigprodukten brauche ihr von Grund auf selbst hergestellter Teig lange Ruhezeiten – über Nacht und bis zu 36 Stunden. Entsprechend viel Platz nehme auch die Produktion ein. „Wir wollen größer werden, aber es bleibt immer noch das gleiche Handwerk“, versichert Christian Nestel im Hinblick auf die Zukunftspläne.

Viel Handarbeit ist derzeit auch bei den Arbeiten auf dem Areal am Kreisverkehr erforderlich. Denn die Gebäude werden nicht einfach abgerissen, sondern rückgebaut, wie Werner Nestel betont. Diesen aufwendigeren, aber unter dem Strich günstigeren Weg hat die Familie bewusst gewählt. „Es gibt einen Markt für gebrauchte Hallen, auch in Deutschland“, erzählt Stephanie Tadday. „So sparen wir uns das Geld für den Abriss und jemand anderes hat noch etwas davon.“ Und ein bisschen Spaß mache ihnen das Ganze auch. „Man muss sich aber darum kümmern“, sagt Christian Nestel, der zahlreiche Interessenten traf. Manchen sei gleich beim Anblick die Dimension zu groß gewesen. Am Ende entschied man sich für eine polnische Firma. „Sie hat den kompetentesten Eindruck gemacht“, so die Geschäftsführerin. Auf insgesamt 17 Sattelzügen haben die Polen nun 350 bis 400 Tonnen Material von der Stahlkonstruktion bis hin zu Dachpaneelen und Fenstern abtransportiert. Anhand der alten Pläne wollen sie drei Hallen und das Bürogebäude bei sich wieder aufbauen. Für die älteste Halle war es nicht der erste Umzug dieser Art: Sie stand einst in Heilbronn, von wo die Firma Majer sie nach Großbottwar holte, weiß Werner Nestel. „Nachhaltiger geht es nicht mehr“, so der Firmensenior. „Der größte Gewinner dabei ist die Umwelt.“

Noch übrig sind Betonwände, Bodenplatten und Mauerwerk. Laut Stephanie Tadday soll dieses Material getrennt und zerkleinert werden. Dann soll anhand chemischer und physikalischer Proben bestimmt werden, ob und wofür es noch Verwendung finden kann. Sofern die Familie Nestel es nicht selbst benötigt, wird es verkauft. Auch für Fenster aus Kunststoff suchen sie noch einen Interessenten. Laut Stephanie Tadday ist Material wie Styropor, Bitumen und Glas, das nicht weiterverwendet werden konnte, getrennt und über ein Unternehmen recycelt worden. Dadurch sei bisher insgesamt nur ein Container mit 40 Kubikmetern Baumischabfall angefallen.