Daubs Modell basiert auf dem sogenannten Wendo, einem Selbstverteidigungs- und Selbstbehauptungskonzept, das in den 70er Jahren in der feministischen Bewegung entstand. Dabei handelt es sich nicht um eine Kampfsportart, sondern um ein Präventionsprogramm gegen Gewalt. Daub passt verschiedene Elemente auf ihre jeweilige Zielgruppe an.
Häufig ist es am besten, überhaupt nicht auf Provokationen zu reagieren. Daub zieht sich eine Baseballkappe auf und spielt einen Jugendlichen, der die Schüler auf dem Pausenhof anspricht. Er habe da ein ganz tolles Handy, das sich das potenzielle Opfer unbedingt anschauen soll. Nacheinander gehen die Kinder vorbei und ignorieren den Jugendlichen. „Einfach so tun, als ob man gar nichts gehört hat“, rät Daub. „Strategie des Weggehens“ nennt sie diese Vorgehensweise, die Provokationen und eventuelle Aggressionen ins Leere laufen lässt.
Insbesondere die Jungen suchten auf dem Pausenhof häufig die Konfrontation, so die Selbstbehauptungslehrerin. „Sie wollen ihre Stärke demonstrieren. Bei Mädchen kommt das auch gelegentlich vor, bei ihnen geht es aber eher ums Aussehen.“
Manchmal lässt sich eine Auseinandersetzung mit Körperkontakt nicht vermeiden. „Zum Beispiel, wenn jemand einem anderen Kind ein Spielzeug wegnimmt, schubst oder haut“, sagt Daub. In solchen Fällen rät sie dazu, einen stabilen Stand einzunehmen. „Dann sagt ihr möglichst laut: ,Lass mich los‘“, so Daub. „Wenn Ihr auch noch den Namen dazu sagt, weiß die Pausenaufsicht, wer es war.“ Keinesfalls aber sollten die Schüler ihren Streitpartner selbst beleidigen oder gar schlagen. „Dann wird der Streit nur noch schlimmer und beide bekommen Ärger“, erklärt Daub.
Andererseits will die Selbstbehauptungslehrerin niemanden zum Petzen animieren. „Und wenn man sofort zum Lehrer geht, ist das Petzen.“ Das komme nicht gut an, weder bei Mitschülern noch bei Lehrern. Grundsätzlich will sie die Schüler dazu ermutigen, Konflikte selbst zu lösen.
Daub hat auch einen Tipp, falls Erwachsene Kinder auf der Straße aus einem Auto heraus ansprechen: Einfach entgegen der Fahrtrichtung weggehen – dann muss der Fahrer sein Auto zunächst wenden.