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Windige Onlineshops auf dem Vormarsch

Achtung Falle: Dubiose Onlineshops versuchen, mit der Coronakrise Kasse zu machen – auch im Landkreis Ludwigsburg nutzen laut der Polizei Betrüger die Pandemie aus. Foto: Franziska Gabbert/dpa
Achtung Falle: Dubiose Onlineshops versuchen, mit der Coronakrise Kasse zu machen – auch im Landkreis Ludwigsburg nutzen laut der Polizei Betrüger die Pandemie aus. Foto: Franziska Gabbert/dpa
Corona hat dazu geführt, dass 2020 weniger Einbrüche und Diebstähle im Landkreis verübt worden sind. Allerdings nutzen offenbar Betrüger die Pandemie aus. Eine Masche: Fake Shops.

Kreis Ludwigsburg. Zwei Lockdowns und Homeoffice haben anscheinend dafür gesorgt, dass viele Menschen das gesparte Urlaubsgeld innerhalb der eigenen vier Wände lockermachen. Eine Frau aus Bietigheim-Bissingen etwa wollte sich im Januar über die Internetseite einer angeblichen Firma eine hochwertige Kaffeemaschine zulegen. Der Preis erschien ihr mit gut 500 Euro als günstig. Da sie eine Neukundin war, enthielt die Kaufoption aber nur den Vermerk „Vorkasse“. Das Geld ging auf ein ausländisches Konto, doch die bestellte Ware kam nie in Bietigheim-Bissingen an – die Firma existierte nicht.

„Das Internet hat gerade im vergangenen Jahr als Einkaufsmöglichkeit von zu Hause an Bedeutung gewonnen“, sagte jüngst der Ludwigsburger Polizeipräsident Burkhard Metzger bei der Vorlage der Kriminalstatistik 2020. Das hat offenbar dazu geführt, dass auch die Fälle der Internetkriminalität deutlich angestiegen sind – und zwar um 26 Prozent in den Kreisen Ludwigsburg und Böblingen, für die Metzgers Präsidium zuständig ist. Allein zwischen Gerlingen und Bönnigheim zählte die Polizei fast 1300 Fälle, was einem Anstieg von mehr als 50 Prozent entspricht. „Hauptursächlich sind der Waren- und Warenkreditbetrug“, so der Spitzenbeamte. Hier registrierten die Einsatzkräfte 737 Fälle (Plus 263).

Eine Masche, mit der Betrüger gerade Kasse machen, sind Fake Shops. Darunter verstehen Fachleute betrügerische Onlineläden, die ihre vermeintlichen Kunden mit günstigen Preisen locken, das Geld für die Waren, wie im Bietigheimer Fall, im Voraus verlangen – und dann nicht liefern. Der überwiesene Betrag ist natürlich futsch. „Fake Shops sind in der Regel nur über einen kurzen Zeitraum online, dabei aber sehr professionell angelegt und auf den ersten Blick zumeist nicht als solche zu erkennen“, sagt der Experte Metzger.

Als problematisch erweist sich nach Angaben des Polizeipräsidenten, dass bei dieser Kriminalitätsform „ein nicht unerheblicher Teil der Delikte“ aus dem Ausland verübt – oder zumindest über Serverstandorte jenseits der Grenzen begangen wird. Metzger: „Dieser Umstand führt dazu, dass die Kriminalitätswirklichkeit unvollständig abgebildet wird.“

Ihre Opfer finden die Betreiber der Fake Shops im ganzen Land. Als Innenminister Thomas Strobl (CDU) den aktuellen Sicherheitsbericht vorstellte, nannte er neben Haushaltsgeräten weitere Felder, auf denen die Betrüger in der Pandemie unterwegs sind: Medizinprodukte, Hygieneartikel, Masken oder Desinfektionsmittel. „In einem Fall haben Internetbetrüger mit ihrem vermeintlichen Onlineshop 240 Menschen übers Ohr gehauen“, so der Innenminister.

Die Polizei will solche Delikte vor allem mit Prävention bekämpfen. „Seien Sie bei Online-Käufen grundsätzlich vorsichtig, besonders wenn die Ware auffallend billig ist“, so ein Sprecher. „Nutzen Sie sichere Zahlungssysteme.“ Wichtig sei es zudem, das Impressum der Homepages genau zu überprüfen, insbesondere ob es vollständig beziehungsweise schlüssig ist. Der Sprecher weiter: „Informieren Sie sich bei einschlägigen Bewertungsportalen über den Anbieter – und lassen Sie bei Zweifeln lieber die Finger weg vom vermeintlichen Schnäppchen.“

Nach den Erfahrungen des Ludwigsburger Präsidiums zielen Fake Shops übrigens nicht nur auf Großeinkäufe ab. Der Polizeisprecher: „Sehr häufig sind es auch kleinere Bestellungen, die online gekauft, bezahlt und nicht geliefert werden.“

Info: Tipps bietet die Polizei auch im Internet an, und zwar unter: www.polizei-beratung.de/themen-und-tipps/gefahren-im-internet/e-commerce/fake-shops/.