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„Wir müssen Dienstleister werden“

Der Vorsitzende Tim Eckert hat sich viel vorgenommen.Foto: Holm Wolschendorf
Der Vorsitzende Tim Eckert hat sich viel vorgenommen. Foto: Holm Wolschendorf
Die ehrenamtliche Tätigkeit als Vereinsfunktionär wird immer mehr zur Vollzeitaufgabe. Das sieht man auch beim SKV Hochberg so. Die Mitgliederversammlung hat jetzt beschlossen, dass der Vorstandsvorsitzende Tim Eckert künftig hauptamtlich für den Verein arbeiten soll.

REMSECK. Tim Eckert war in den vergangenen Jahren enorm beschäftigt. Der 35-Jährige ist seit 2014 Vorstandsvorsitzender des SKV Hochberg. Schon bald stellte er fest, wie arbeitsintensiv ein solches Ehrenamt ist. Tagsüber habe er in der Regel Termine für den Verein übernommen, seine Arbeit als unabhängiger Versicherungsmakler habe sich immer mehr in die Abend- und Nachtstunden verlagert.

Ein kleines Unternehmen

„Das war am Anfang auch in Ordnung“, sagt Eckert im Gespräch mit unserer Zeitung. „Aber jetzt habe ich zwei Kinder, das funktioniert einfach nicht mehr.“ Zudem sei es in ehrenamtlicher Funktion kaum möglich, die finanzielle Verantwortung zu übernehmen. „Wir sind mit knapp 600 Mitgliedern ein eher kleiner Verein, aber 2020 hatten wir einen Jahresumsatz von 450000 Euro – das ist ein kleines Unternehmen.“ Im vergangenen Jahr sei wegen Investitionen in die Infrastruktur zwar mehr Geld geflossen als sonst. Aber auch in einem durchschnittlichen Geschäftsjahr müssten immer noch rund 200000 Euro verwaltet werden. „Das kann man eigentlich nicht auf ehrenamtlicher Basis schaffen“, meint Eckert.

Nach reiflicher Überlegung machte er seinen Vereinskollegen kurz vor Ausbruch der Coronapandemie den Vorschlag, künftig auf 50-Prozent-Basis hauptamtlich für den SKV zu arbeiten. „Ich wollte niemanden erpressen“, betont Eckert. „Aber das war die einzige Lösung, sonst hätte ich aufhören müssen.“

Der Verein unterstützte ihn, im Februar 2020 signalisierte die Mitgliederversammlung Zustimmung. Allerdings war für die Umstrukturierung eine Satzungsänderung erforderlich, die ausgearbeitet wurde, wegen der Coronakrise aber lange nicht verabschiedet werden konnte. Erst am vergangenen Freitag fand wieder eine Mitgliederversammlung statt, bei der die Satzungsänderung ohne Gegenstimme beschlossen wurde. Ab Januar soll die Satzung umgesetzt werden.

Damit ist die Neuausrichtung aber nicht abgeschlossen, sondern steht erst am Anfang. Die Vereine müssten sich weiterentwickeln, sagt Eckert, denn sie stünden in immer größerer Konkurrenz zu anderen Freizeitbeschäftigungen. „Wenn die Vereine attraktiv bleiben und überleben wollen, müssen sie ein Stück weit zum Dienstleister werden.“

Neues Gremium installiert

Das klassische, von allgemeiner Hilfsbereitschaft geprägte Vereinsleben existiere in seiner früheren Form längst nicht mehr. In gewisser Weise könnten Fitnessstudios als Vorbild dienen, sagt Eckert. „Wenn wir unseren Mitgliedern etwas bieten, können wir auch mehr über höhere Beiträge finanzieren.“

Unterstützung leisten soll künftig ein neuer Vereinsbeirat, der mit der Satzungsänderung installiert wurde. Diesem neuen Gremium werden ausschließlich passive Mitglieder angehören. „Wir brauchen nicht nur die Sichtweisen aus den einzelnen Abteilungen, sondern auch den Blick von außen“, betont Eckert.

Er sei motiviert, die Zukunft des Vereins gemeinsam mit dem Vorstandsteam zu gestalten. Dazu gehören auch weitere Investitionen in das Vereinsheim. Zunächst sollen ein neuer Verwaltungsraum, Umkleidekabinen, ein Lager und ein neuer Kiosk entstehen. Mittelfristig plant Eckert zudem eine Sportkita. „Das müssen wir aber noch mit der Stadt absprechen.“ In einem dritten Schritt ist ein neuer Übungsraum vorgesehen. „Wenn wir uns so entwickeln, können wir den Verein so aufstellen, dass er auch in den nächsten 20 Jahren überleben kann“, ist Eckert überzeugt.