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„Wir wollen den Neckar bespielen“

Santa Monica wird im Frühjahr auf den Namen „MS Weinkönigin“ getauft.Foto: privat
Santa Monica wird im Frühjahr auf den Namen „MS Weinkönigin“ getauft. Foto: privat
Mit zwei neuen und zwei alten, aber komplett renovierten Schiffen sowie einem Floß für Events will die Neckar-Personen-Schifffahrt Berta Epple wieder Fahrt aufnehmen. Der Neckar soll zum großen Eventbereich werden, zum Beispiel mit einer Besenwirtschaft an Bord.

Marbach. „Wir glauben an die Schifffahrt auf dem Neckar und wir wollen, dass sie erhalten wird“, sagt Jens Caspar, der Anfang 2020 mit einem Partner das vor sich hin dümpelnde Unternehmen „Neckar-Käpt’n“ gekauft hat. Caspar, der auch Eigentümer des Maultaschenherstellers „Herr Kächele“ und Immobilieninvestor ist, hat mit seinem Partner kräftig investiert und alle Schiffe für einen sechs- bis siebenstelligen Betrag, wie er sagt, renoviert und wieder schick gemacht. „Es ist interessant, was man so alles machen kann. Wir haben uns vorher viele Pötte auf dem Rhein angeschaut“, erzählt er. Jetzt entsprechen die Schiffe mit hochwertigen Loungemöbeln, detailverliebten Accessoires wie Fischskulpturen auf den Tischen und modernem Wand- und Bodendesign wieder dem Zeitgeist. Auch die Anlegestelle in Stuttgart-Bad Cannstatt wurde saniert.

Mit der „MS Weinkönigin“, die das Unternehmen jetzt in Hamm gekauft hat, wo der Kahn auf einem Kanal gefahren ist, hat es Großes vor. Das Schiff wird voraussichtlich ab April oder Mai – je nachdem wie es die Corona-Verordnungen zulassen – von Donnerstag bis Sonntag zwei Mal täglich zwischen Marbach und Besigheim fahren. „Das ist ein wunderschöner Abschnitt, mit Weinbergen gesäumt, das wollen wir erlebbar machen“, so Caspar.

Zusätzlich zum regelmäßigen Fahrplan soll die Weinkönigin aber auch zum Erlebnisschiff werden. „Wir wollen den ganzen Neckar bespielen, auch mit unserem Floß.“ Im Frühjahr soll die Weinkönigin getauft werden. Sie ist 41 Meter lang und 6,5 Meter breit und hat einen großen Außenbereich. Sie wird an der Anlegestelle Benningen liegen. Mit Platz für 300 Personen und einer entsprechenden medialen Ausstattung eigne sie sich auch als Eventschiff. Es sollen Fußballspiele oder Konzerte übertragen werden und es soll Liveauftritte geben – selbstverständlich mit entsprechenden Hygienekonzept. Außerdem wird die „MS Weinkönigin“ einen begehbaren Weinraum haben, zu essen wird es schwäbische Küche „in Omaqualität“ geben. Lieferanten sind ausschließlich kleine Manufakturen aus der Region, natürlich gibt es auch die handgemachten Maultaschen von Herr Kächele. „Fleisch wird nur aus artgerechter Tierhaltung bezogen, Eier natürlich nur aus Biohaltung und so weiter. Man soll bei uns richtig gut essen“, verspricht Jens Caspar. Er ist zudem in Gespräch mit den Wengerten in Ludwigsburg und Marbach, um Weinproben zu organisieren, oder auch mal ein Pop-up-Restaurant auf dem Schiff entstehen zu lassen. Das könne man an allen Anlegestellen machen, egal ob Ludwigsburg, Marbach oder Besigheim. Das Schiff kann auch für private Events wie Geburtstage oder Hochzeiten gemietet werden.

Der Erfolg im vergangenen Jahr gibt den Geschäftspartner recht, betont Caspar. Nachdem der „Neckar-Käpt’n“ 2019 defizitär gefahren ist, habe man den Umsatz 2020 um ein Drittel steigern können. Und das obwohl die Saison erst Anfang Juni startete und Ende Oktober bereits wieder endete. „Wir haben viel dafür getan, dass der Bekanntheitsgrad der Schifffahrt wieder ansteigt“, so Caspar, der auch darin ein Problem erkannt hat, dass den Neckar in Stuttgart niemand auf dem Schirm habe. „Wir hoffen, dass durch den neuen Oberbürgermeister auch Bewegung auf dem Neckar kommt.“ Deshalb müsse man Anreize setzen, um die Schifffahrt wieder attraktiv zu machen. Das gehe neben den touristischen Fahrten, die auf dem Neckar nicht ganz so begehrt sind wie auf dem Rhein, vor allem mit speziellen Angeboten. Die Wasen- und Schlagerfahrten sowie Jazz-Events auf dem Fluss seien im vergangenen Jahr sehr gut angenommen worden. „Wir haben das coronagerecht organisiert und konnten unsere Passagiere begeistern“, sagt Caspar. In Zukunft sind aber auch Bonuskarten für Schüler, Senioren oder Menschen mit wenig Geld geplant, damit sich auch diese für die Schifffahrt begeistern können. Das neue elektrisch betriebene Schiff soll zwei Mal täglich für Hafenrundfahrten oder für Events eingesetzt werden.