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Zusammenwachsen im „Justizviertel“

Barrierefrei: Die Etagen des Oberamtsgebäudes sind mit einem Aufzug erreichbar.
Barrierefrei: Die Etagen des Oberamtsgebäudes sind mit einem Aufzug erreichbar.
Hat noch einige Kisten auszupacken: Bezirksnotar Bernhard Sieb. Fotos: Ramona Theiss
Hat noch einige Kisten auszupacken: Bezirksnotar Bernhard Sieb. Fotos: Ramona Theiss
Alt trifft neu: Vor der Flügeltür ist eine Brandschutztür errichtet worden.
Alt trifft neu: Vor der Flügeltür ist eine Brandschutztür errichtet worden.
Leerstand: Die Regale müssen noch befüllt werden.
Leerstand: Die Regale müssen noch befüllt werden.
Mehr Platz: Amtsgerichtsdirektor Volker Bißmaier freut sich über neue Verhandlungssäle.
Mehr Platz: Amtsgerichtsdirektor Volker Bißmaier freut sich über neue Verhandlungssäle.
Seit Anfang der Woche wird das frisch sanierte Oberamtsgebäude in der Altstadt bezogen: Die Zivilabteilung sowie die Nachlass- und Betreuungsabteilung des Besigheimer Amtsgerichts haben in dem imposanten Bau aus dem Jahr 1908 eine neue Heimat gefunden. Amtsgerichtsdirektor Volker Bißmaier spricht mit einem Augenzwinkern vom „neuen Justizviertel“.

Besigheim. Das Telefon von Harald Theierl steht an diesem Dienstag nicht still. Kein Wunder, denn der Verwaltungsleiter des Amtsgerichts hat gemeinsam mit dem Ludwigsburger Amt für Vermögen und Bau Baden-Württemberg das Großprojekt geplant. Jetzt muss er schnell zur Containeranlage im Talweg, dort gibt es etwas zu klären. Denn dort, im Besigheimer Wohngebiet Neusatz, war in den vergangenen zweieinhalb Jahren die Nachlass- und Betreuungsabteilung des Amtsgerichts untergebracht. Es war ein Domizil auf Zeit, bis die Sanierung des Oberamtsgebäudes abgeschlossen ist.

„Jetzt haben wir die Chance, richtig zusammenzuwachsen“, sagt Amtsgerichtsdirektor Volker Bißmaier. Denn als im Zuge der Notariatsreform beschlossen wurde, dass das Amtsgericht künftig auch für Betreuungs- und Nachlassangelegenheiten zuständig sein wird, musste zunächst die Frage geklärt werden: Wo kommen die neuen Kollegen hin? Die Wahl fiel auf das Oberamtsgebäude, das allerdings dafür noch umgebaut werden musste. Also kamen die 16 Mitarbeiter vorerst im weiter weg gelegenen Talweg unter. „Die Container waren wunderbar“, sagt Bezirksnotar Bernhard Sieb. Dem stimmt Katherina Blank von der Nachlass- und Betreuungsabteilung zu: „Das war eine tolle Zeit. Aber jetzt sind wir alle beieinander. Das ist wichtig.“ Zumal sich die mehr als 40 neuen Räume wirklich sehen lassen können. „Schauen Sie mal hoch“, sagt Blank und zeigt auf den alten Stuck. Der Denkmalschutz spielte bei der Sanierung eine große Rolle. Volker Bißmaier meint, dass er wegen des Umzugs viele Rückmeldungen bekommen habe: „Die Leute freuen sich, dass das Kulturdenkmal erhalten bleibt.“

Während in den Gängen und Zimmern Elektriker und Möbelpacker zugange sind, sitzt Katherina Blank am Schreibtisch und arbeitet. Wie Sieb erklärt, habe man in der vergangenen Woche trotz Umzugsvorbereitungen versucht, den Betrieb so gut wie möglich zu machen. „Man versucht, zu priorisieren. Die Terminsachen haben natürlich Vorrang.“ Diesen Montag sei in der Nachlass- und Betreuungsabteilung die Arbeit flächendeckend nicht möglich gewesen.

Das von Bißmaier angesprochene Zusammenwachsen bezieht sich auch darauf, dass die Zivilabteilung des Amtsgerichts ebenfalls ins Oberamtsgebäude in der Schlossgasse zieht. Auch für diese beiden Richter und ihre drei Mitarbeiter gibt es große, helle Räume – und Verhandlungssäle. Gerade in Zeiten von Corona sehr wichtig: „Wir taten uns im Amtsgericht wirklich schwer – wo wird verhandelt?“, sagt Bißmaier angesichts der pandemiebedingten Abstandsregelungen. Und jetzt habe man auch die eine oder andere Raumreserve. Wegen Corona gibt es jetzt in jedem Stockwerk Desinfektionsspender in den Gängen.

Neu sind zudem Duschen. Die haben aber weniger mit Corona, sondern vielmehr mit dem internen Gesundheitsmanagement zu tun. „Wir haben einige Kollegen, die jeden Tag mit dem Rad kommen“, erklärt der Amtsgerichtsdirektor. Deswegen sei die Freude groß gewesen, dass es jetzt erstmals im Amtsgericht Duschen gebe. Froh sind die Mitarbeiter zudem über den Sozialraum, der zwei große Tische und eine Küchenzeile beherbergt: „Kaffeerunden sind auch wichtig für den Austausch untereinander.“

Dass Bißmaier vom „neuen Justizviertel“ spricht, erschließt sich mit Blick auf die räumliche Nähe: Neben dem Hauptsitz in der Amtsgerichtsgasse, wo die Abteilung für Familiensachen sowie Rechtspfleger untergebracht sind, und dem Oberamtsgebäude gibt es noch Standorte in der Hauptstraße (Gerichtsvollzieher) und am Marktplatz (Strafsachen).