1. Startseite
Logo

Zweite Fahrradstraße schon ab September

Immer wieder kommt es in der Seestraße zu gefährlichen Situationen, weil die Fahrbahn für Autos und Radler zu schmal ist (rechts). Radfahrer dürfen beide Richtungen nutzen, für Autofahrer ist die Seestraße eine Einbahnstraße. Bis zum September soll d
Immer wieder kommt es in der Seestraße zu gefährlichen Situationen, weil die Fahrbahn für Autos und Radler zu schmal ist (rechts). Radfahrer dürfen beide Richtungen nutzen, für Autofahrer ist die Seestraße eine Einbahnstraße. Bis zum September soll die Straße zu einer Fahrradstraße umgestaltet werden. Dafür fallen 14 Parkplätze weg. Die Radfahrer, darunter viele Schüler, können dann die komplette Straßenbreite nutzen. Foto: Ramona Theiss
Immer wieder kommt es in der Seestraße zu gefährlichen Situationen, weil die Fahrbahn für Autos und Radler zu schmal ist (rechts). Radfahrer dürfen beide Richtungen nutzen, für Autofahrer ist die Seestraße eine Einbahnstraße. Bis zum September soll d
Immer wieder kommt es in der Seestraße zu gefährlichen Situationen, weil die Fahrbahn für Autos und Radler zu schmal ist (rechts). Radfahrer dürfen beide Richtungen nutzen, für Autofahrer ist die Seestraße eine Einbahnstraße. Bis zum September soll die Straße zu einer Fahrradstraße umgestaltet werden. Dafür fallen 14 Parkplätze weg. Die Radfahrer, darunter viele Schüler, können dann die komplette Straßenbreite nutzen. Foto: Ramona Theiss
Die Neuaufteilung des Ludwigsburger Straßenraums geht munter weiter: Ein Teil der Seestraße wird jetzt in eine Fahrradstraße umgewandelt. 14 Parkplätze fallen weg. Der „Umbau“ kostet fast nichts.

Ludwigsburg. Als die Alleenstraße vor gut zwei Jahren zu Ludwigsburgs erster Fahrradstraße erklärt wurde, war die Aufregung noch groß. Der Entscheidung war eine jahrelange, teils erbittert geführte Diskussion vorausgegangen, die sich vor allem an der Frage entzündet hat, ob die Autofahrer behindert werden.

Ludwigsburgs zweite Fahrradstraße – die Seestraße zwischen Friedrich- und Karlstraße – tritt dagegen fast lautlos auf die Bühne. Von den Fraktionen im Mobilitätsausschuss gab es für die Pläne der Verwaltung ausschließlich Lob.

Jeder, der die derzeitige Verkehrsituation auf diesem Abschnitt der Seestraße kennt, weiß, dass sie untragbar ist: Sowohl für die Autofahrer als auch für die Radfahrer. Der Straßenraum ist viel zu eng. Kommt es zu Begegnungen zwischen Autos und Radfahrern, muss einer auf den Gehweg ausweichen. Dadurch sind auch die Fußgänger gefährdet.

Die Radwegeinitiative fordert daher schon seit vielen Jahren, dass die Seestraße in eine Fahrradstraße umgewandelt wird. Die Grünen haben vor genau vier Jahren einen Antrag mit derselben Forderung gestellt. Entscheidendes Argument dabei ist, dass die Seestraße ähnlich wie die Alleenstraße eine wichtige Radachse zum Schulcampus, zum Bahnhof und in die Innenstadt ist.

14 Parkplätze fallen am Ende weg

Als die Verwaltung im Februar erstmals mit dem Thema in den Mobilitätsausschuss kam, gab es im bürgerlichen Lager allerdings auch noch Skepsis. Der Grund: Eine Fahrradstraße ist nur möglich, wenn die Parkplätze in den beiden Straßenabschnitten zwischen Friedrich- und Leonberger Straße sowie zwischen Leonberger- und Karlstraße wegfallen. Dadurch wird die Fahrbahn zwei Meter breiter. Autos, für die die Seestraße eine Einbahnstraße ist, und Radfahrer haben damit ausreichend Platz, ungestört aneinander vorbeizukommen.

Jetzt, einige Monate später, ist der Wegfall von insgesamt 14 Parkplätzen aber für keinen Stadtrat ein Problem. Denn die Stadtverwaltung hat überprüft, wie viele Autos die Anwohner der Seestraße haben und wie viele private Stellplätze zu den Gebäuden gehören. Das Ergebnis überrascht: In der gesamten Seestraße gibt es laut der Bauakten 172 private Stellplätze, aber nur 154 angemeldete Autos. Die 14 Parkplätze, die durch die Einrichtung der Fahrradstraße wegfallen, seien damit nicht zwingend notwendig, so die Argumentation der Stadt.

Ob alle Anwohner ihre Parkplätze auch nutzen können oder ob diese zweckentfremdet oder vermietet sind, berücksichtigt die Verwaltung nicht. Allerdings hätten die Anwohner ja weiterhin die Möglichkeit, auf andere Parkplätze in der Parkzone, etwa in der Leonberger Straße oder auf dem Karlsplatz, auszuweichen.

In der Gesamtabwägung sei die Entscheidung daher gegen die Stellplätze und für die Sicherheit der Radfahrer, darunter Hunderte Schüler, gefallen, so die Stadt in ihrer Vorlage. Auch die Schulen hätten schon seit langem darum gebeten, die Situation zu verbessern. „Zusätzlich kann durch den Entfall der Stellplätze der Parksuchverkehr in der Seestraße reduziert werden. Auch Ein- und Ausparkvorgänge finden dadurch nicht mehr statt.“

Anwohner mit Briefen informiert

Dem hatten die Stadträte in der Sitzung fast nichts mehr hinzuzufügen. Die Grünen waren natürlich begeistert. Der Nutzen sei enorm, der Aufwand gering, so Christine Knoß. Sie sieht in Ludwigsburg noch viele weitere Stellen, an denen mit einfachen Mitteln etwas für die Radfahrer getan werden könnte.

Gabriele Seyfang (CDU) findet die „Maßnahme angemessen“. Wichtig sei aber eine Anlieferungszone für die Bäckerei in der Seestraße. An die hat die Verwaltung gedacht. „Hut ab!“, zollte Andreas Rothacker (Freie Wähler) den Verkehrsplanern der Stadt Respekt. Wenn die Stadt jetzt auch noch die betroffenen Bürger mit ins Boot hole, sei das ein schönes Ergebnis. Diesem Lob schlossen sich auch die SPD (Nathanael Maier) und die FDP (Stefanie Knecht) an.

Die Bürgerbeteiligung hat aufgrund der Coronakrise bisher nicht stattfinden können. Die Anwohner sollen mit einem Brief über die Pläne informiert werden. Mit der betroffenen Bäckerei will die Stadt noch Gespräche wegen der Ladezone führen.

Die Umwidmung der Straße soll spätestens bis zum September (nach den Sommerferien) abgeschlossen sein. Außer Schildern und einigen Markierungen auf der Fahrbahn sind keinerlei Umbauten nötig. Diese Fahrradstraße gibt‘s für 7500 Euro.