1. Startseite
Logo

Zwist mit Verwaltung: Eltern sind sauer

Die Idylle trügt: Der Bauwagen der Naturgruppe am Rande von Walheim. Archivfoto: Alfred Drossel
Die Idylle trügt: Der Bauwagen der Naturgruppe am Rande von Walheim. Foto: Alfred Drossel
Zwischen Eltern und Erzieherinnen des Walheimer Naturkindergartens auf der einen sowie der Rathausverwaltung auf der anderen Seite knirscht es ein Jahr nach der Eröffnung gewaltig. Die einen sagen, dass Gesprächsangebote abgeblockt werden, die andere Partei weiß anscheinend nichts von den Problemen. Jetzt haben die Eltern ihr Anliegen, an einem runden Tisch mit der Verwaltung ins Gespräch zu kommen, in der Gemeinderatssitzung öffentlich gemacht.

Walheim. Verärgerung, Unverständnis und eine gewisse Resignation hat sich bei den Erzieherinnen und den Eltern, deren Kinder im Walheimer Naturkindergarten sind, breitgemacht. Gut ein Jahr ist es her, dass die Bienen-Gruppe als Außenposten des Kindergartens Lerchenweg auf einem Grundstück in der Eichhälde an den Start ging. Eigentlich knirscht es seit Beginn zwischen den Erzieherinnen und den Eltern auf der einen Seite und der Verwaltung mit Bürgermeisterin Tatjana Scheerle auf der anderen Seite, sagen die Betroffenen. „Unsere Anliegen, Fragen und Gesprächsversuche werden von der Gemeindeverwaltung ignoriert. Eine Kommunikation ist leider nicht möglich“, meint Kathrin Goll im Gespräch mit unserer Zeitung. Ihr Sohn ist seit dem Start der Gruppe dabei. Goll hat ihr Amt als Elternvertreterin bereits niedergelegt. „Ich komme einfach nicht weiter“, sagt sie. Unter der Ausübung ihres Amtes verstehe sie etwas anderes, als nur bei Veranstaltungen für die Gruppe mitzuhelfen. Grund des Unmuts: ein fehlendes Toilettenhäuschen für Kinder und Mitarbeiterinnen, Autos, die zu schnell an dem Naturkindergarten-Grundstück vorbeifahren und viele kleine Dinge, die sich ihrer Meinung nach schnell beheben ließen.

Jetzt, ein Jahr nach der Eröffnung, haben Eltern und Erzieherinnen die Nase voll, wie Kathrin Goll im Gespräch berichtet. Doch eine Anfrage bei der Verwaltung, ob sich die beiden Parteien an einem runden Tisch zusammenzusetzen könnten, ist drei Wochen unbeantwortet geblieben. Zwei Gemeinderäte hätten bereits Interesse bekundet, dabei zu sein, so Goll. Jenny Kühnle, deren Kind seit September in der Naturgruppe ist, hakte darum bei der Bürgerfragestunde in der Ratssitzung am Donnerstagabend nach, warum es aus dem Rathaus keine Reaktion auf die Anfrage gegeben habe. Das konnte Bürgermeisterin Scheerle nicht beantworten. Sie verwies auf personelle Probleme. Denn mittlerweile ist nicht nur die Kämmerei unbesetzt, sondern auch das Hauptamt. Patrick Scholpp, der erst im April als dessen Leiter gestartet war, hat während der Probezeit gekündigt.

Die größte Sorge der Eltern ist, dass die drei Erzieherinnen kündigen. „Wir möchten überhaupt nichts Böses. Wir sind an einer Lösung interessiert, aber in der Verwaltung spricht man nicht mit uns“, sagt Jenny Kühnle im Gespräch mit unserer Zeitung. Dabei gebe es überhaupt keine bösen Worte, fügt Goll hinzu, „nur konstruktive Kritik“. Sie habe allerdings den Eindruck, dass sich die Bürgermeisterin davon persönlich angegriffen fühle. „Jetzt herrscht Funkstille“, so Kathrin Goll. Tatjana Scheerle sieht das anders. Sie verweist darauf, dass das richtige Vorgehen gewesen wäre, sich mit Problemen an die Leitung des Kindergartens Lerchenweg zu wenden, zu dem die Naturgruppe gehört. Außerdem zeigt sich Scheerle in einem Gespräch mit unserer Zeitung bereit für ein Gespräch mit Eltern und Erzieherinnen, verwies aber auf den Personalmangel: „Wir schauen, dass wir die Anliegen eines nach dem anderen abarbeiten.“

Doch zurück zu den Problemen, die Eltern und Erzieherinnen Kopfzerbrechen bereiten. Ein großes Thema ist die Toilette. Derzeit gehen sowohl Kinder als auch Erzieherinnen in ein Wurfzelt, in dem Eimer stehen, um sich darauf zu erleichtern. „Für uns gibt es einen größeren Eimer“, sagt Erzieherin Annika Trifunovic trocken. Diese Lösung werde seit Juni praktiziert, erzählt sie unserer Zeitung. Davor hätten sie hinter einem Bretterverschlag ihre Notdurft verrichtet. „Man hätte die Toilette von Anfang an mit einplanen müssen“, meint Trifunovic. Sie ist unzufrieden, wie die Verwaltung mit ihnen als Erzieherinnen umgehe: „Es ist die Art und Weise. Ständig hören wir Ausreden wie, es gebe zu wenig Personal im Rathaus oder das Thema liege beim Landratsamt.“ Der Gipfel sei allerdings gewesen, als die Erzieherinnen aufgefordert wurden, Ideen für Außentoiletten im Rathaus abzugeben, erzählt sie. „Ich bin kein Planungsbüro, sondern Erzieherin“, resümiert sie resigniert.

Die Bürgermeisterin allerdings sagt, dass die Komposttoilette mit einer Tüte samt Stroh, die nun in Gebrauch ist, von Anfang an regulär zugelassen gewesen sei, da es sich um eine Naturgruppe handele. „Sie wurde fast ein Jahr lang nicht getestet. Dann verzögern sich andere Lösungen.“ Ein Dixiklo, wie wohl gewünscht wurde, sei im Landschaftsschutzgebiet, wo der Bauwagen steht, nicht möglich. Der Wunsch nach einer Toilette in einem Holzverschlag werde nun vorangetrieben. „Dazu brauchen wir aber zunächst einen Architekten und ein Baugesuch, was beauftragt wurde“, so Scheerle.

Ein anderes Thema ist die Geschwindigkeit, mit der Fahrzeuge an dem Wiesengrundstück, auf dem der Bauwagen der Gruppe steht, vorbeifahren. Kathrin Goll ist sich sicher, dass es hierfür eine unbürokratische Lösung gebe, die keine Verkehrsschau und einen Termin mit dem Landratsamt nach sich zieht – wie beispielsweise einen Aufsteller mit „Vorsicht Kinder“. „Wir bieten immer an, mitzuhelfen“, sagt auch Lisa Hertle, deren Kind ebenfalls die Naturgruppe besucht. Aber auch bei diesem Thema gebe es keine Rückmeldung, sagt Goll. „Das ist nicht akzeptabel, ich bin enttäuscht.“ Bürgermeisterin Tatjana Scheerle betont auch hier, dass ein Thema nach dem anderen bearbeitet werde.